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26.01.2023 | COVID-19 | Nachrichten

Wie sich Omikron- und Wildtyp-Variante im Herz-Echo bemerkbar machen

verfasst von: Joana Wachter

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Ein Forscherteam hat untersucht, wie sich Omikron und die Wildtyp-Variante bei hospitalisierten Erkrankten auf das Herz auswirken – und dabei festgestellt, dass sich anhand bestimmter echokardiografischer Parameter das Sterberisiko besser einschätzen lässt.

Der Effekt verschiedener COVID-19-Varianten auf das Herz ist noch wenig erforscht. Eine Arbeitsgruppe aus Israel hat jetzt Echokardiografien von hospitalisierten Patienten und Patientinnen mit Omikron bzw. der Wildtyp-Variante verglichen. Viele echokardiographische Parameter waren mit einem erhöhten Sterberisiko oder der Notwendigkeit von Beatmung assoziiert.

Dr. Eihab Ghantous von der Universität Tel Aviv und sein Team berücksichtigten für die prospektive Analyse 162 Personen mit einer Omikron-Infektion. Innerhalb von 24 Stunden nach ihrer Aufnahme ins Krankenhaus wurden diese einer Echokardiografie unterzogen. Ihnen wurden passende Kontrollpersonen, die an der Wildtyp-Variante erkrankt waren, gegenübergestellt, was am Ende 148 Paare ergab. Untersucht wurden die linksventrikuläre systolische und diastolische sowie die rechtsventrikuläre Funktion, Strain-Parameter und Hämodynamik.

Ein Drittel mit Anomalien des rechten Ventrikels

Während der Infektion hatten 85 Erkrankte (53%) ein unauffälliges Echokardiogramm. Die häufigste kardiale Pathologie war eine rechtsventrikuläre Dilatation mit oder ohne Dysfunktion bei 33 % der Untersuchten, gefolgt von einem erhöhtem linksventrikulärem Füllungsdruck (E/e′ ≥ 14) bei 29 % und einer linksventrikulären systolischen Dysfunktion (Ejektionsfraktion < 50%) bei 10%.

Verglichen mit Personen mit der Wildtyp-Variante hatten die an Omikron Erkrankten eine signifikant kleinere rechtsventrikuläre endsystolische Fläche (9,3±4 vs. 12,3±4 cm2), eine signifikant verbesserte rechtsventrikuläre Funktion („Fractional Area Change“: 53,2% ± 10% vs. 39,7% ± 13%; S′: 12,0 ± 3 vs. 10,7 ± 3 cm/s) und einen signifikant höheren Schlagvolumenindex (35,6 vs. 32,5 ml/m 2).

„All diese Ergebnisse hingen möglicherweise mit einem signifikant niedrigeren medianen pulmonalen Druck (34,6 ± 12 vs. 41,1 ± 14 mmHg) und niedrigerem pulmonalen Gefäßwiderstand zusammen“, so Ghantous et al.

Linksventrikuläre Auffälligkeiten bestehen oft schon vorher

Die linksventrikulären systolischen und diastolischen Parameter der Omikron-Kohorte waren größtenteils ähnlich wie in der Wildtyp-Gruppe, abgesehen von größeren linksventrikulären Ventrikeldiametern bei den Omikron-Infizierten (LVEDD und LVES).

Um festzustellen, ob die auffälligen Befunde tatsächlich mit der COVID-19-Erkrankung zusammenhingen, verglich das Forscherteam die während der akuten Infektion gemessenen echokardiografischen Parameter mit früheren Werten. Dies war bei 62 mit Omikron und 19 mit der Wildtyp-Variante Infizierten möglich, die bereits im Jahr zuvor echokardiografisch untersucht worden waren. Dabei entdeckte die Arbeitsgruppe, dass die linksventrikulären Auffälligkeiten bei den meisten mit Omikron Infizierten schon vor der Infektion vorhanden waren, was bei den an der Wildtyp-Variante Erkrankten nicht der Fall war.

Viele echokardiografische Parameter mit Sterberisiko assoziiert

Unabhängig davon waren viele echokardiografische Parameter, darunter die linksventrikuläre Ejektionsfraktion, der Schlagvolumenindex, E/e′ und S′ des rechten Ventrikels mit einer höheren Krankenhausmortalität assoziiert. Schlagvolumenindex, E/e′ und pulmonaler Gefäßwiderstand korrelierten mit „notwendiger Beatmung oder Mortalität“.

„Bei Personen mit Omikron im Vergleich zu denen mit Wildtyp-Variante ist die rechtsventrikuläre Funktion in geringerem Maße beeinträchtigt, möglicherweise aufgrund einer weniger starken pulmonalen, parenchymatösen und/oder vaskulären Erkrankung“, erklären sich Ghantous et al. die Ergebnisse. Die systolischen und diastolischen Anomalien des linken Ventrikels spiegeln ihnen zufolge wahrscheinlich bereits bestehende kardiovaskuläre Erkrankungen bei der Omikron-Kohorte wider.

„Die Echokardiografie hat sich als wichtiges prognostisches Instrument erwiesen, das das Sterberisiko und die Notwendigkeit einer Beatmung vorhersagen und so bei der Triage von Patienten und Patientinnen mit Omikron helfen kann“, lautet das Fazit der Forschenden.
 

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Literatur

Ghantous E et al. Cardiologic Manifestations in Omicron‐Type Versus Wild‐Type COVID‐19: A Systematic Echocardiographic Study. Journal of the American Heart Association 2023. https://doi.org/10.1161/JAHA.122.027188

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