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Akute und chronische organische Psychosyndrome im Kindes- und Jugendalter

Verfasst von: Johannes Buchmann, Katja Wunsch, Jörg M. Fegert und Ivo Marx
Dieses Kapitel bietet eine Zusammenfassung der psychiatrischen Symptomatiken die durch Einwirkung externer Noxen wie Entzündungen, Traumata, genetische bedingte Stoffwechselstörungen oder Drogen auf des kindliche Gehirn entstehen können. Dargestellt werden die altersabhängigen klinischen Erscheinungsbilder, ihre Diagnostik und Differenzialdiagnostik sowie die therapeutischen Möglichkeiten.

Einleitung

Bleuler prägte den Begriff des hirnorganischen Psychosyndroms, der sich bis heute erhalten hat. Damit waren psychische Veränderungen gemeint, die als Folge einer nicht näher bezeichneten Hirnschädigung auftreten. Bonhoeffer sprach vom „exogenen Reaktionstypus“ (Bonhoeffer 1917), worauf sich noch heute die Unterteilung von endogenen und exogenen Psychosen bezieht. Es sind immer alle Anteile der Persönlichkeit betroffen. Göllnitz (1992) inaugurierte diesem Rechnung tragend den Begriff des „hirnorganischen Achsensyndroms“. Poeck lehnt den Begriff „Psychosyndrom“ ab mit der Begründung, dass Art und Ausprägung der psychischen und neuropsychologischen Symptome in Folge einer Hirnschädigung abhängig sind von Lokalisation und Ausmaß der zugrunde liegenden Störung (Poeck 1982). Der Begriff des „Durchgangssyndroms“ (Wieck 1967) zielt auf den zeitlich befristeten Verlauf vieler organischer Psychosyndrome auch im Kindesalter, z. B. nach schweren Operationen. Die Ausprägung der Symptome ist immer abhängig vom Entwicklungsstand des betroffenen Kindes (Lempp 1970).
Die ICD-10 unterscheidet organische amnestische Syndrome, nicht durch psychotrope Substanzen bedingt (F04); Delir, nicht durch psychotrope Substanzen bedingt (F05); psychische Störungen, aufgrund einer Schädigung oder Funktionsstörung des Gehirns oder einer körperlichen Krankheit (F06) und Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen, aufgrund einer Krankheit, Schädigung oder Funktionsstörung des Gehirns (F07).
Im DSM-5 gibt es im Gegensatz zur ICD-10 kein eigenes Kapitel für „organische“ psychische Störungen. Die Persönlichkeitsveränderungen aufgrund eines medizinischen Krankheitsfaktors (Personality Change Due to Another Medical Condition) werden dem Kapitel der Persönlichkeitsstörungen zugeordnet. Der medizinische Krankheitsfaktor sollte spezifiziert werden, beispielsweise als Persönlichkeitsveränderung aufgrund einer Temporallappenepilepsie. Wie bereits im DSM-IV werden verschiedene Typen unterschieden, beispielsweise labiler Typus, enthemmter Typus, aggressiver Typus, apathischer Typus und paranoider Typus. Im Gegensatz zur ICD-10 gibt es im DSM-5 keine eigene diagnostische Kategorie für Persönlichkeitsveränderungen, die durch psychotrope Substanzen hervorgerufen sind.
Für den Kinder- und Jugendpsychiater ergibt sich aus praktischen Gesichtspunkten sinnvollerweise eine Einteilung der organischen Psychosyndrome in akute und chronische. Meist wird er zur Diagnostik und Behandlung chronischer Psychosyndrome konsultiert. Im Konsiliardienst oder in der Notaufnahme (Drogenpsychosen!) werden jedoch auch akute organische Psychosyndrome differenzialdiagnostisch und -therapeutisch zu beurteilen sein. Die Unterscheidung akuter und chronischer Psychosyndrome erfolgt willkürlich anhand des zeitlichen Verlaufes. Es herrscht keine Einigkeit darüber, wann von akut, subakut oder chronisch gesprochen werden kann. Klinisch gerechtfertigt erscheint die Unterteilung so wie in Tab. 1.
Tab. 1
Zeitlicher Verlauf organischer Psychosyndrome
 
Beginn und zeitlicher Verlauf
Bewusstseinsstörung
Typische Symptome
Akut
(z. B. Hirnblutung oder Drogenintoxikation)
Innerhalb von Minuten bis 3 Tage
Eher quantitativ
Somnolenz-Sopor-Koma,
Hirnnervenstörungen,
Störung der Psychomotorik
Subakut
(z. B. Enzephalitis oder zerebrale Vaskulitis)
Entwicklung innerhalb von 4–7 Tagen; Dauer bis ca. 4 Wochen
Quantitativ und qualitativ
Somnolenz,
optische Halluzinationen,
Denkzerfall,
Desorientierung,
Antriebsmangel
Chronisch
(z. B. posttraumatisch)
Mehr als 4 Wochen
Eher qualitativ
Antriebsstörungen,
Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen,
akustische Halluzinationen,
Umstellungserschwernis,
Affektlabilität,
Reizbarkeit
Unter einem Delir (lat. delirare, verrückt sein) wird eine reversible organische Psychose vom exogenen Reaktionstyp mit Bewusstseinsstörungen, Orientierungsstörungen, Denkstörungen, Wahrnehmungsstörungen in Form von Illusionen und akustischen/optischen Halluzinationen, vegetativen Störungen in Form von Hyperhidrose und Tachykardie sowie motorischen Störungen verstanden.
Stupor (lat. Erstarrung) meint Akinese, Amimie und Mutismus bei wachem Bewusstsein. Zu den Begriffserklärungen Somnolenz-Sopor-Koma, Abschn. 2.1.1.
Prinzipiell kann im Kindesalter jede akute Erkrankung, sei sie infektiöser, intrakraniell raumfordernder, traumatischer oder metabolisch-toxischer Genese, ein organisches Psychosyndrom hervorrufen.
Die Diagnose eines organischen Psychosyndroms erfordert streng genommen den Nachweis eines exogenen, verursachenden Faktors, was jedoch mitunter schwierig ist. Befinden sich die Kinder in der Phase des magischen Denkens, sind illusionäre Verkennungen (Pareidolien) oder optische Halluzinationen im Rahmen eines hochfieberhaften Infektes schwer abzugrenzen. Wahrscheinlich werden viele akute psychotische Zustandsbilder im Kindesalter nicht diagnostiziert, da sich die Kinder wegen der zugrunde liegenden körperlichen Erkrankung in den entsprechenden Einrichtungen befinden. Somit erfordert die Diagnose des organischen Psychosyndroms im Kindes- und Jugendalter die differenzialdiagnostische Abklärung von kinder- und jugendpsychiatrischer, pädiatrischer und kinderchirurgischer sowie neuroradiologischer Seite. Bei der psychopharmakologischen Indikationsstellung ist zu beachten, dass eine Vielzahl gerade von neueren Medikamenten für den Kinder- und Jugendbereich nicht zugelassen ist. Das darf aber nicht davon abhalten, sie bei gegebener Indikation einzusetzen, eventuell dann im Rahmen eines therapeutischen Heilversuches. Kinder und Jugendliche sind altersgerecht aufzuklären. Die Aufklärung und das Einverständnis der Eltern sowie der Hinweis auf zugelassene Behandlungsalternativen sind notwendig (Fegert 2000).

Akute organische Psychosyndrome

Leitsymptom akuter organischer Psychosyndrome ist die plötzliche quantitative und qualitative Einschränkung bzw. Veränderung des Bewusstseinszustandes.

Traumatische akute organische Psychosyndrome

Epidemiologie und Pathogenese

Das Schädelhirntrauma (SHT) (Blaser et al. 1993) ist die häufigste Ursache traumatischer Psychosyndrome, gefolgt von spontanen intrazerebralen Blutungen. Die Inzidenz des SHT liegt im Alter von 15–25 Jahren bei 600/100.000 (Kraus et al. 1994), insgesamt sind die SHT bei kleineren Kindern und älteren Erwachsenen am häufigsten (Voss et al. 2015; Cancelliere et al. 2017). Stürze und Verkehrsunfälle stehen an erster Stelle der auslösenden Ereignisse. Ältere Klassifikationen, wie die von Tönnies und Loew (Tönnies und Loew 1953) oder nach Lange-Cosack und Tepfer (Lange-Cosack und Tepfer 1973) werden heute abgelöst durch die klinische Einteilung der SHT in leicht, mittelschwer und schwer, nach dem Schweregrad der traumatischen Hirnschädigung, Dauer der Bewusstlosigkeit und nach dem neurologischen Defizit (Tab. 2). Die Quantifizierung des Schweregrades erfolgt mit der Glasgow Coma Scale (GCS; Tab. 345). Bis zum 12. Lebensjahr empfiehlt sich die Pediatric Glasgow Coma Scale (Tab. 5) (Ghaffarpasand et al. 2013; Borgialli et al. 2016; Brown und Meigh 2018). Aus den drei Komponenten Augen öffnen, motorische Reaktion und verbale Reaktion errechnet sich der Score. Je niedriger der Score, desto schwerer ist die Hirnschädigung. Der initiale GCS-Score erlaubt die rasche Orientierung hinsichtlich der Schwere des SHT ebenso wie Rückschlüsse auf das eventuell folgende Psychosyndrom.
Tab. 2
Einteilung der SHT (nach Keidel und Poremba 1998)
Schweregrad
Klinische Kriterien
Frankfurter GCS
GCS
Leicht
Bewusstlosigkeit und Bewusstseinstrübung ≤1 Stunde,
komplette Remission,
kein fokales neurologisches Defizit
17–19
14–15
Mittelschwer
Bewusstseinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit ≤24 Stunden,
fokales neurologisches Defizit möglich
12–16
9–13
Schwer
Bewusstseinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit <24 Stunden mit Zeichen der Hirnstammdysfunktion
oder
Bewusstseinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit >24 Stunden ohne Zeichen der Hirnstammdysfunktion
oder
traumatisches exogenes Psychosyndrom >24 Stunden
<11
5–8
GCS Glasgow Coma Scale
Tab. 3
Glasgow Coma Scale für Kinder ab 5 Jahre
Kategorie
Reaktion
Punktwert
Augen öffnen
Spontan
auf Aufforderung
auf Schmerzreize
fehlen
4
3
2
1
Motorische Reaktionen
Auf Aufforderung
auf Schmerzreiz gezielt
normale Beugeabwehr
Beugesynergismen
Strecksynergismen
keine Bewegung
6
5
4
3
2
1
Sprachliche Reaktionen
Orientiert
verwirrt
einzelne Wörter
unartikulierte Laute
keine
5
4
3
2
1
Tab. 4
Altersadaptierte Glasgow Coma Scale auch für Kinder unter 5 Jahren (nach (Lenard 1997))
Kategorie
Reaktion
Punktwert
Augenöffnen
Spontan
auf Anruf
auf Schmerzreize
keine Reaktion
4
3
2
1
Beste verbale Reaktion bei Schulkindern
Patient orientiert
Patient verwirrt
unangemessene Reaktionen
unverständliche Laute
keine Reaktionen
5
4
3
2
1
Beste „verbale“ Reaktion bei Kleinkindern und Säuglingen
Patient „orientiert“
einzelne Worte
einzelne Laute
Schreien
keine Reaktion
5
4
3
2
1
Bestmöglicher Gesamtscore
<6 Monate
>6–12 Monate
>1–2 Jahre
>2–5 Jahre
>5 Jahre
9
11
12
13
14
Tab. 5
Frankfurter erweiterte und adaptierte Form der Glasgow Coma Scale (http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/022-015.htm)
  
Punkte
Reaktion
I.
Verbale Antwort
  
 
(V = „verbal“)
5
Fixiert verfolgt, erkennt, lacht
 
1–24 Monate
4
Fixiert, verfolgt inkonstant, erkennt nicht sicher, lacht nicht situationsbedingt
  
3
Nur zeitweise erweckbar, trinkt und isst nicht
  
2
Bedrohreflex (ab 4/12) nicht sicher auslösbar, ist motorisch unruhig, jedoch nicht erweckbar
  
1
Tief komatös, kein Kontakt zur Umwelt, keine visuell, akustisch oder sensorisch ausgelöste motorische Reizbeantwortung
I.
Verbale Antwort
  
 
(V = „verbal“)
5
Spricht verständlich, ist orientiert
  
4
Ist verwirrt, spricht unzusammenhängend, ist desorientiert
  
3
Antwortet inadäquat, Wortsalat
  
2
Unverständliche Laute
  
1
Keine verbalen Äußerungen
II.
Motorische Antwort
  
 
(M = „motor“)
6
Greift gezielt auf Aufforderung, befolgt andere motorische Aufforderungen prompt
  
5
Gezielte Abwehr eines Schmerzreizes möglich
  
4
Ungezielte Beugebewegungen auf Schmerzreize
  
3
Ungezielte Beugebewegungen auf Schmerzreize an den Armen, Strecktendenz an den Beinen (Dekortikationshaltung)
  
2
Extension aller 4 Extremitäten auf Schmerzreize (Dezerebrationshaltung)
  
1
Keine motorische Antwort auf Schmerzreize
III.
Augenöffnen
  
 
(E = „eye“)
4
Spontanes Augenöffnen
  
3
Augenöffnen auf Anruf
  
2
Augenöffnen auf Schmerzreize
  
1
Kein Augenöffnen
IV.
Augensymptome
  
 
(OV = „okulovestibular“)
4
konjugierte Augenbewegungen möglich, Lichtreaktion der Pupillen auslösbar
  
3
Puppenaugenphänomen auslösbar, dabei konjugierte Bulbusbewegungen
  
2
Divergenzstellung der Bulbi, besonders bei Auslösen des Puppenaugenphänomens oder Kaltspülung des äußeren Gehörgangs; Ausbleiben der Augenbewegungen hierbei
  
1
Keine spontanen Augenbewegungen; weite, lichtstarre Pupillen
Die akute Symptomatik umfasst je nach Lokalisation und Schwere des Traumas ausgeprägte Störungen der Vigilanz (Tab. 12), neurologische Symptome wie Halbseitenparesen und Hirnnervenlähmungen oder Dämmerzustände.
Unter Somnolenz wird eine vermehrte Schläfrigkeit verstanden, der Patient ist aber immer ansprechbar.
Sopor bedeutet Nichtansprechbarkeit, aber motorische Reaktion auf Schmerzreize.
Koma ist die komplette Bewusstlosigkeit.
Regelhaft sind nach Vigilanzstörungen anterograde und retrograde Amnesien zu beobachten. Darunter wird das Unvermögen verstanden, sich an die Vorgänge nach dem Erwachen aus einer Bewusstlosigkeit (anterograde Amnesie) oder kurz vor Eintreten der Bewusstlosigkeit zu erinnern (retrograde Amnesie) (Tab. 2).
Pathogenetisch werden beim SHT heute primäre von sekundären Hirnschädigungen unterschieden.
Erstere sind meist Folge von Kontaktverletzungen oder Beschleunigungen des Kopfes einschließlich des massenträgen Gehirns relativ zum Körper. Die primären Schädigungen treten direkt zum Unfallzeitpunkt auf und bestehen in Verletzungen der Kopfschwarte, Kalottenfrakturen, Hirnquetschungen, Kontusionen oder einer diffusen axonalen Schädigung (Graham 1996; Geddes und Whitwell 2003; Gilliland 2003; Jellinger 2013).
Sekundäre Hirnschäden treten in zeitlichem Abstand zum Trauma in Folge von Hypoxie, Freisetzung exzitatorischer Aminosäuren, erhöhtem intrakraniellem Druck, Infektionen oder subakuten intrakraniellen Blutungen (symptomfreies Intervall!) auf (Zhang et al. 2015). Zerebrale Läsionen nach einem schweren Hirntrauma im Kindesalter sind häufig noch Stunden bis Tage progredient, der zugrunde liegende Pathomechanismus dieser Neurodegeneration ist unbekannt. Im Tierversuch konnte gezeigt werden, dass es nach der Entwicklung akuter exzitotoxischer Läsionen zu einer verspäteten neuronalen Degeneration mit besonders starker Ausprägung in kortikalen Bezirken, Striatum und Thalamus kommt, die apoptotischer Natur ist (Pohl et al. 1998; Zhang et al. 2015).
Typischerweise liegen zerebrale Kontusionsherde frontopolar, in den orbitalen Gyri sowie in den Temporallappen. Unter einer Coup-Kontusion versteht man die strukturelle Hirnverletzung am Ort der Energieeinwirkung, bei einer Contre-Coup Kontusion tritt die Hirnverletzung in den der Gewalteinwirkung gegenüberliegenden Hirnanteilen auf (oft parietal oder als Herniationskontusion). Eine diffuse axonale Hirnschädigung nach SHT ist die häufigste Ursache bleibender schwerer Hirnschäden. Sie tritt meist in Folge von solchen Verkehrsunfällen auf, bei denen das Gehirn starken Scherkräften ausgesetzt ist. In der CCT lässt sich lediglich eine leichte Hirnschwellung nachweisen.

Diagnose und Differenzialdiagnose

Die Diagnose und differenzialdiagnostische Beurteilung des akuten SHT im Kindesalter selbst obliegt der Kindertraumatologie und Neuroradiologie. Kinder- und Jugendpsychiater werden hinzugezogen zur Beurteilung und Therapie akuter Psychosyndrome. Die fachspezifische Untersuchung sollte die Erhebung der genauen Unfallanamnese enthalten, weiterhin eine altersbezogene neurologisch-neuropädiatrische Untersuchung, die Orientierung über applizierte Medikamente (Halbwertszeiten von Sedativa und Narkotika!) sowie die kinder- und jugendpsychiatrisch fachgebietsspezifische Einordnung des Psychosyndroms. Am häufigsten sind Vigilanzminderungen oder psychomotorische Unruhezustände („Durchgangssyndrom“), gefolgt von Intoxikationen, Delirien und Entzugserscheinungen.
Unbedingt ist an massive Angstzustände kleinerer Kinder zu denken, die plötzlich in einer Klinik aufwachen.
Eine Unterbrechung des Bewusstseinszustandes bedeutet für Kinder nach dem „Aufwachen“ eine erhöhte affektive Belastung. Sie haben es sehr viel schwerer als Erwachsene, sich wieder in der realen Welt zurechtzufinden. Der Erwachsene hat prätraumatisch eine feste Ordnung, ein festes inneres Abbild der Umwelt, in das er den Unfall und seine Folgen einordnen kann. Ein kleineres Kind, das sich vielleicht gerade in der Phase des magischen Denkens befindet, hat das nicht und kann mit Angst und Weglaufen oder mit Verweigerung bis hin zum Stupor auf die ungewohnte Umgebung reagieren.
Eine kurze Übersicht zur Differenzialdiagnostik ausgewählter akuter Psychosyndrome gibt Tab. 6.
Tab. 6
Ausgewählte akute Psychosyndrome
Symptome
Verdachtsdiagnose
Differenzialdiagnose
Apathie,
„nicht ansprechbar“, folgt Aufforderungen nicht,
Kontaktverweigerung,
Nahrungsverweigerung,
kaum oder keine motorische Reaktionen
Psychogener Stupor
Angstreaktion,
lokale Hirnblutung,
Medikamentennachwirkung, z. B. Benzodiazepine (Dormicum®),
epileptischer Dämmerzustand,
„Locked-in-Syndrom“,
mediofrontale Läsion,
zentrales anticholinerges Syndrom,
beginnendes apallisches Syndrom
Massives Schreien und Jammern,
starke motorische Unruhe,
Fluchtreaktionen im Sinne von Weglaufen,
Kontaktaufnahme kaum möglich
Psychomotorischer Erregungszustand, akute Angstreaktion
Hirnstammkontusion,
orbitofrontale Läsion,
zentrales anticholinerges Syndrom
Fieber (jüngere Kinder),
Angst, motorische Unruhe,
Neologismen, Dysarthrien,
evtl. Krampfanfälle
Fieberhalluzinose
Starke motorische Unruhe, Hin- und Herwerfen im Bett,
Halluzinationen,
massive Angst, paranoide Reaktionen,
Pupillomotorikstörungen
Drogenintoxikation
Hirnstammkontusion,
Delir oder Entzug,
zentrales anticholinerges Syndrom,
Autoimmunenzephalitis
Optische und akustische Halluzinationen,
psychomotorische Unruhe,
Tachykardie und Hyperhidrose
Delir
Drogenintoxikation bzw. -überdosierung,
Hirnstammkontusion,
Autoimmunenzephalitis,
zentrales anticholinerges Syndrom
Die Hirnstammkontusion ist keine sichere Entität, meist wird darunter die Kombination fluktuierender fokaler neurologischer Defizite mit Vigilanzschwankungen verstanden. In der zerebralen Bildgebung finden sich keine oder nur ungenügende Korrelate.
Das zentrale anticholinerge Syndrom (ZAS) ist eher selten, bereitet differenzialdiagnostisch jedoch die meisten Schwierigkeiten (Schultz et al. 2002; Kulka et al. 2004; Quang et al. 2017). Beweisend ist das Verschwinden der Symptome nach der Gabe von Physostigmin (Link et al. 1997). Klinisch werden zentrale von peripheren Symptomen unterschieden. Die zentralen Symptome können einerseits in Erregbarkeit, Krampfanfällen, Schwindel, zentraler Hyperpyrexie und Halluzinationen bestehen (Plusvariante), andererseits in Schläfrigkeit, Koma, Gedächtnisstörungen, Desorientierung und Amnesie (Minusvariante). An peripheren Symptomen treten Tachykardie, Mydriasis, Hyperthermie, verminderte Schleim- und Schweißsekretion und trockene rote Haut auf. Ausgelöst wird das ZAS durch eine Blockade zerebraler Muskarin(M)-Cholinrezeptoren. Triggersubstanzen sind viele in der Intensivmedizin (Neuroleptanalgesie!), aber auch der Pädiatrie und Kinderpsychiatrie gebräuchliche Medikamente (Garza et al. 2000), z. B. Belladonnaalkaloide, trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika (Skomedal et al. 2013) oder Antihistaminika. Bei Überdosierung von Pharmaka mit Bindung an cholinerge Rezeptoren, z. B. in suizidaler Absicht, sollte differenzialdiagnostisch immer an das ZAS gedacht werden (Tab. 6).
Die neuropsychologische Testung der verschiedenen Hirnfunktionen und die kinder-/jugendpsychiatrische Untersuchung sollten immer im Anschluss an eine Hirnblutung oder ein mittelschweres/schweres SHT erfolgen.
Damit sind traumatisch bedingte Veränderungen der intellektuellen und psychischen Funktionen von primär persönlichkeitsbedingten Veränderungen besser zu trennen, was sowohl prognostisch als auch forensisch von Bedeutung ist.
Eine neuropsychologische Diagnostik empfiehlt sich bei Kindern und Jugendlichen immer dann nach einem SHT, wenn
  • eine neuroradiologische Untersuchung bei einem SHT für notwendig erachtet wurde,
  • langanhaltende Lernstörungen vorliegen,
  • sich nach dem Trauma plötzlich emotionale und Verhaltensstörungen zeigen,
  • es nach dem Trauma zu plötzlichen mnestischen, kognitiven, schulleistungsbezogenen Störungen kommt (Heubrock und Petermann 2000).
Die generelle neuropsychologische Testung nach einem SHT ist nicht notwendig.

Apperative und neuropsychologische Diagnostik

An apperativer Zusatzdiagnostik ist für den Kinder- und Jugendpsychiater das EEG gewinnbringend. Schwere Allgemeinveränderungen weisen auf eine diffuse axonale Schädigung oder auf schwere Hirnstammkontusionen hin, leichtere Allgemeinveränderungen oder temporale Herde eher auf einen Dämmerzustand. Epilepsietypische Potenziale können für einen (eventuell nichtkonvulsiven) Status sprechen, ausgeprägte Betaaktivität für eine Medikamentenüberdosierung, frontale intermittierende rhythmische Deltaaktivität (FIRDA) für Hirnstammkontusionen. Es ist nicht notwendig, nach einem leichten SHT regelhaft ein EEG durchzuführen. Für die genaue elektroenzaphalografische Differenzialdiagnostik sei auf die entsprechenden Lehrbücher verwiesen (Neundörfer 1995; Wellach 2015). Liquorpunktionen sollten beim Verdacht auf eine Meningitis oder Enzephalitis möglichst früh erfolgen. Lässt sich das Psychosyndrom nicht sicher einordnen oder treten nach zunächst erfolgter Stabilisierung plötzlich neue psychotische Symptome auf, kann die zerebrale Bildgebung wiederholt werden. Überhaupt empfiehlt es sich, nach Stabilisierung der Patienten, frühestens aber 5 Tage nach dem Trauma, bei den mittelschweren und schweren SHT eine zerebrale MRT durchzuführen (Grados et al. 2001). Oftmals demarkieren sich dann Kontusionsherde, die in der primären CCT nicht sichtbar wurden. Das kann erhebliche Bedeutung für die Einordnung des Psychosyndroms, für die neuropsychologische Rehabilitation und für eventuelle forensische Fragen haben. Bei jüngeren Kindern erfordert das jedoch eventuell eine erneute Narkose. In diesen Fällen ist die Indikation schärfer zu fassen.
„Beispiel“
Fallbeispiel
Der 11-jährige Junge wird nach einer Rangelei auf dem Schulhof stationär in die Kinderchirurgie zur Beobachtung aufgenommen. Er habe nach dem Ereignis Kopfschmerzen bekommen und zweimal erbrochen. Eine Bewusstlosigkeit oder eine Amnesie sei nicht aufgetreten. Am Aufnahmetag ist der Junge lediglich schläfrig und verlangsamt. Am Tag nach der Aufnahme kommt es zunächst zu leichten Vigilanzschwankungen, dann imponieren wechselnde Zustände mit Erregung und Angst, gefolgt von Phasen vermehrter Schläfrigkeit. In der durchgeführten Not-CCT kein Blutungsnachweis. Das kinderneuropsychiatrische Konsil erbringt neben dem klinisch führenden hirnorganischen Psychosyndrom eine leichte sensomotorische Hemiparese links. Die angeregte MRT bleibt ohne diagnostischen Gewinn, in der MR-Angiografie stellt sich die rechte A. vertebralis nur schwach dar (Abb. 1b) und bricht dann ab: Verdacht auf traumatische Dissektion, duplexsonografisch bestätigt sich der Befund. In den folgenden Tagen klart der Junge zunächst auf, wird unruhig, ein wenig angstbesetzt. Die sensomotorische Hemiparese bleibt bestehen. Über Gesprächsführung unter Einbeziehung der Eltern ist er gut führbar. Am 5. posttraumatischen Tag wird die MRT wiederholt: Jetzt zeigt sich ein Herd im Thalamusgebiet rechts (Abb. 1a). Nach Kostaufbau und Mobilisierung wird der Junge in unsere Einrichtung zur weiteren Betreuung übernommen. Er ist nun hypermobil, kaum im Bett zu halten, übt Kopfstand im Bett, spricht überstürzt und hastig, hört kaum zu. Nach Meinung der Eltern sei er vor dem Trauma nicht so gewesen. Im neurologischen Befund ist noch eine leichte Unsicherheit im Zeigeversuch links nachweisbar, die Muskeleigenreflexe sind seitengleich, keine Sensibilitätsstörungen, keine Paresen. Die neuropsychologischen Testverfahren zeigen 14 Tage nach dem Trauma keine Auffälligkeiten. Unter konsequenter Grenzsetzung ist er führbar, eine medikamentöse Therapie ist nicht notwendig. Drei Wochen nach dem Trauma ist er bei aller Lebhaftigkeit angepasst, konzentrationsfähig und belastbar. Im EEG lassen sich keine Herdstörungen oder steilen Potenziale nachweisen. Eine Rehabilitationsmaßnahme ist nicht notwendig.
Diagnose: mittelschweres SHT mit Blutung (in einen Infarkt?) im Thalamus rechts (ICD-10 S 06.3) bei traumatischer Dissektion der A. vertebralis rechts und begleitendem passageren hirnorganischen Psychosyndrom.

Therapie des akuten posttraumatischen hirnorganischen Psychosyndroms

Medikamentös
Kinder im Alter unter 8–9 Jahren reagieren oft mit Angst, Rückzug und Regression, wenn sie im Krankenhaus aus der Bewusstlosigkeit erwachen. Das heute praktizierte „Rooming-in“ der Bezugspersonen wirkt an sich angstlösend und erleichtert die Führung dieser Kinder. Meist verhalten sie sich 2–3 Tage nach dem Erwachen wieder entsprechend ihrer Primärpersönlichkeit. Prinzipiell stehen Angstlösung und Beruhigung des Kindes an erster Stelle. Sollte dies durch psychotherapeutische Intervention unter Einbeziehung der Eltern nicht erfolgreich sein, bietet sich der kurzzeitige Einsatz eines Benzodiazepins mit betont anxiolytischer Wirkung (z. B. Lorazepam) an. Die Dosierung erfolgt nach Körpergewicht und richtet sich nach dem Ausprägungsgrad der Symptome. Die orale oder rektale Gabe ist zu bevorzugen. Eine kinder- und jugendpsychiatrische Intervention ist bei leichten SHT jedoch nur selten notwendig.
Anders bei Psychosyndromen im Rahmen mittelschwerer oder schwerer SHT. Die Kinder liegen auf traumatologischen oder sogar Intensivtherapiestationen, also in völlig unbekannter und ängstigender Umgebung. Unabhängig vom Bewusstseinszustand oder der Sedierung muss immer verbaler Kontakt zu den Kindern gehalten werden. Dazu ist das ganze Team einzubeziehen. Die propriozeptive Stimulation ist durch eine intensive Physiotherapie zu gewährleisten. Tonträger mit den Stimmen der Eltern oder Geschwister können heute problemlos den Kindern vorgespielt werden. Der ständige Kontakt mit den Eltern erleichtert den Kindern die Orientierung in der Aufwachphase. Die Eltern sollten über das Krankheitsbild aufgeklärt sein und die ungefähre Prognose kennen. Wenn irgend möglich, gilt es die Eltern in die Pflege des Kindes einzubeziehen. Gelegentlich muss ihnen das Verhalten des Kindes, welches sie als abnorm und unverständlich erleben, erklärt werden. Es ist immer hilfreich, auf die zeitliche Befristung solcher akuter „Durchgangssyndrome“ hinzuweisen. Sind die Kinder psychomotorisch sehr unruhig oder massiv angstbesetzt, oder delirieren sie im Rahmen sekundärer hochfieberhafter Entzündungen, ist von kinder- und jugendpsychiatrischer Seite der Einsatz von Neuroleptika, eventuell in Kombination mit Benzodiazepinen zu überdenken. Vorher ist mit den primär behandelnden Kollegen abzuklären, ob die Kinder aufgrund von Schmerzen unruhig sind. Dann steht die Analgosedierung im Vordergrund. In allen Fällen ist vorher das Einverständnis der Eltern nach adäquater Aufklärung und, soweit möglich, auch der Kinder einzuholen (Laufs 2000).
Systematische Studien zum Einsatz von Psychopharmaka bei akuten hirnorganischen Psychosyndromen im Kindes- und Jugendalter fehlen. Ging eine längere Analgosedierung unter Einbeziehung von Benzodiazepinen voraus, sollte versucht werden, mit schwach bis mittelpotenten Neuroleptika allein auszukommen. Eine Sedierungskomponente ist dann ausdrücklich erwünscht. Bei ausgeprägten Durchgangssyndromen kann Piracetam versucht werden (Häßler und Tilch 1996). Bei massiven Halluzinationen oder Drogenintoxikationen mit paranoidem Erleben und Halluzinationen sind höherpotente Neuroleptika indiziert. Einige ausgewählte Beispiele zeigt Tab. 7. Die angegebenen Dosierungen sind Richtlinien und müssen dem Ausprägungsgrad der Symptome und dem Körpergewicht angepasst werden. Oft werden kurzzeitig höhere Dosen benötigt, als in der Tabelle angegeben.
Tab. 7
Vorschläge zur medikamentösen Behandlung akuter hirnorganischer Psychosyndrome
Leitsymptom
Alter
Empfehlung
Alternative
Halluzinationen
<6
>6–14
>14
Möglichst keine Medikation
Quetiapin bis 400 mg/d
Quetiapin bis 600 mg/d
Amisulpirid 50–100 mg/d
Promethazin bis 25 mg
Aripiprazol 2–5 mg/d
Promethazin bis 75 mg/d
Risperidon bis 4 mg/d
Aripiprazol 5–10 mg/d
Promethazin bis 150 mg/d
Olanzapin 5–10 mg/d
Ciatyl Acuphase 50 mg
Angst
<6
>6–14
>14
Möglichst keine Medikation
Lorazepam bis 3 mg/d
Lorazepam bis max. 6 mg/d
Lorazepam bis 1 mg/d
Promethazin bis 50 mg
Promethazin 100 mg/d (TD nicht höher als 0,5 mg/kg KG)
Buspiron bis 15 mg/d
Entzug
<14 meist bei Fieber
>14
Möglichst keine Medikation
Levomepromazin bis 150 mg/d
+
Lorazepam bis 6 mg/d
Clonidin bis 0,8 mg/d Promethazin bis 50 mg/d
Tiaprid bis 3× 200 mg/d
Aripiprazol 10 mg/d
Psychomotorischer Erregungszustand
<14
>14
Levomepromazin bis 150 mg/d
Amisulpirid bis 800 mg/d
beides in Kombination mit Lorazepam bis 6 mg/d
Promethazin bis 100 mg/d (TD nicht höher als 0,5 mg/kg KG)
Ciatyl Acuphase 50–100 mg
TD Tagesdosis
Die Applikation sollte so kurz wie möglich und so lang wie notwendig erfolgen.
Länger als 5–7 Tage ist der Einsatz höherpotenter Neuroleptika selten indiziert. Auch Benzodiazepine sollten nicht länger als 10–14 Tage gegeben werden. Die Umstellung auf atypische Neuroleptika empfiehlt sich so früh wie möglich, wenn ihr primärer Einsatz nicht möglich oder eine längere neuroleptische Therapie notwendig ist. Das Risiko der Spätdyskinesien ist wahrscheinlich geringer. Viele Medikamente sind für Kinder und Jugendliche nicht zugelassen, sodass ihr Einsatz derzeitig nur im Rahmen eines therapeutischen Heilversuches möglich ist (Tab. 7).
Bei strukturellen Hirnschädigungen ist die Inzidenz epileptischer Anfälle erhöht. Deshalb ist die gleichzeitige antiepileptische Abschirmung zu überdenken. Levetiracetam und Lamotrigin bieten sich im Hinblick auf eine eventuell notwendige längere Applikation an. Von Valproinsäure und Lamotrigin ist der stimmungsstabilisierende Effekt bekannt. Valproinsäure sollte jedoch weiblichen Patienten nicht mehr gegeben werden.
Nichtmedikamentös
Wesentlich für die Prognose schwerer und mittelschwerer SHT ist der frühe Einsatz übender Verfahren, bereits auf der ITS oder in der Kindertraumatologie. Dies sind Physiotherapie, Ergotherapie, Logotherapie genauso wie Verhaltens- und Mototherapie. Welcher Methode wann der Vorzug gegeben wird, richtet sich neben Lokalisation und Schwere der Schädigung nach dem psychischen Zustand des Kindes sowie nach seinem aktuellen intellektuellen Leistungsvermögen. Insofern ist der immer wieder zu erlebende „Methodenstreit“ unsinnig. Primär kann auch nicht das Ausmaß der Hirnschädigung beeinflusst werden, sondern es gilt den sekundären reaktiven Schäden auf motorischem, psychischem und intellektuellem Gebiet vorzubeugen. Zum frühst möglichen Stadium sind die Familienangehörigen einzubeziehen. Mit der familiennahen interdisziplinären Frühförderung wird nicht nur die im Vergleich zum Erwachsenen größere kindliche Kompensationsfähigkeit des Nervensystems ausgenutzt, sondern auch der Entstehung und Verfestigung reaktiver Störungen am besten begegnet (Neuhäuser 2000).
Lag ein leichtes SHT vor, sind kinder- und jugendpsychiatrische Interventionen meist nicht notwendig. Es empfiehlt sich jedoch, die Traumabewältigungsstrategien des betroffenen Kindes und der Familie zu eruieren, um spätere vegetative Störungen oder Schmerzsyndrome besser einordnen zu können. Auch die kognitive Rehabilitation sollte nicht vergessen werden (Laatsch et al. 2007; Kaldoja et al. 2015; Goldstein et al. 2018; Resch et al. 2018), sie kann ambulant erfolgen.

Entzündliche akute organische Psychosyndrome

Auch wenn entzündliche Ursachen psychotischer Zustandsbilder in der Kinder- und Jugendpsychiatrie eher selten sind, zählen sie zu den entscheidenden Differenzialdiagnosen und müssen jedem Psychiater gegenwärtig sein (Hess et al. 1999; Holle et al. 2016). Wer einmal ein Residualstadium einer zu spät erkannten schweren Enzephalitis gesehen hat, wird die Notwendigkeit einer frühen neuroradiologischen und gegebenenfalls liquorologischen Diagnostik bei akuten psychotischen Ersterkrankungen nicht in Frage stellen (Steiner et al. 2018).

Akute hirnorganische Psychosyndrome bei viralen Entzündungen des ZNS

Vermutlich häufigster Erreger ist das Herpesvirus (Herpesenzephalitis). Als weitere Erreger kommen Adenoviren (subakute Enzephalitis), Arboviren (FSME oder „tick borne encephalitis“), Paramyxoviren (Mumps-, Masern-Enzephalitis), Rubellaviren (progressive Rubellapanenzephalitis = „slow virus infection“), Rhabdoviren (Tollwut) sowie Vakzine (akute demyelinisierende Enzephalomyelitis, ADEM) in Frage. Unter den Slow-Virus-Erkrankungen ist neben der seltenen progressiven Rubellapanenzephalitis die subakute sklerosierende Panenzephalitis von Bedeutung.
Allen diesen Infektionen ist gemeinsam, dass sie im Prodromalstadium der Erkrankung mit Vigilanzeinschränkungen oder mit halluzinatorischen bzw. deliranten Zustandsbildern einhergehen können.
Fast regelmäßig treten später Fieber und neurologische Herdsymptome auf und führen zur Diagnose. Der therapeutische Erfolg hängt jedoch entscheidend vom möglichst frühen Einsetzen der Therapie ab, weswegen der frühen Diagnose große Bedeutung zukommt.
Alle Krankheits- und Todesfälle an Virusmeningoenzephalitiden sind entsprechend IfSG.
Die häufigeren und die differenzialdiagnostisch bedeutsamen Virusinfektionen im Kindes- und Jugendalter mit zerebraler Beteiligung in Form von akuten Psychosyndromen sowie die Autoimmunenzephalitiden werden im Folgenden kurz besprochen.
Akute hirnorganische Psychosyndrome bei Reye-Syndrom
Die mittlere Häufigkeit des Reye-Syndroms wird bei Kindern und Jugendlichen mit 0,6–0,7/100.000 angegeben (Kilpatrick-Smith et al. 1989; Prange 1995a). Das typische Erkrankungsalter liegt zwischen 5 und 15 Jahren.
Das Reye-Syndrom ist eine in Folge einer viralen Infektion auftretende akute, nichtinflammatorische Enzephalopathie, die durch die zwei Hauptsypmptome Vigilanzstörung und Leberdysfunktion gekennzeichnet ist.
Für die Diagnose werden eine bioptisch zu bestätigende, fettige Metamorphose der Leber und ein mindestens dreifacher Anstieg der Transaminasen und des Serumammoniaks gefordert. In den letzten Jahren sind eine Reihe genetisch-metabolischer Erkrankungen beschrieben worden, die ähnlich einem Reye-Syndrom verlaufen und früher darunter subsumiert wurden (Orlowski 1999). Eine Assoziation des Syndroms mit längerdauernder Einnahme von Acetylsalicysäure ist beschrieben (Kauffman 1998; Tein 2015).
Am häufigsten tritt das Reye-Syndrom im Zusammenhang mit Influenza-A und -B-Infektionen auf. Die Pathogenese des Syndroms ist nicht geklärt.
Die Klinik läuft in sechs Stadien ab (modifiziert nach Prange 1995a; Tein 2015), allerdings nicht regelhaft.
Klinische Stadien des Reye-Syndroms
  • Stadium 0: Erbrechen, Transaminasenanstieg
  • Stadium I: heftiges Erbrechen, gelegentlich Lethargie
  • Stadium II: delirantes Bild mit motorischer Unruhe, Aggressivität, Desorientierung, Halluzinationen; vegetative Dysregulationen; Muskeleigenreflexe gesteigert; klassischerweise dauert dieses Bild maximal 1–2 Tage
  • Stadium III: Koma, Pyramidenbahnzeichen, beginnendes Papillenödem
  • Stadium IV: Dezerebration, ataktische Atmung, okulozephaler Reflex verschwindet
  • Stadium V: allgemeine Muskelhypotonie, langsames Erlöschen der Hirnstammreflexe und der Muskeleigenreflexe
Im Serum imponiert der starke Transaminasenanstieg, weiter kommt es zur Hpyerammoniämie, Laktatazidose, Prolaktinerhöhung, Aminoazidämie, Abfall des Cholesterins und pH-Abfall. Die Liquorzellzahl ist, wenn dann nur sehr gering erhöht (<10 Mpt/l), die Katecholamine sind im Liquor erhöht. Im EEG findet sich früh eine leichte Allgemeinveränderung, die an Schwere zunimmt und ab Stadium III in eine Burst-Suppression-Aktivität übergeht. Triphasische Komplexe wie beim Leberkoma werden normalerweise nicht gesehen. In der CCT zeigt sich ein generalisiertes Hirnödem mit Hypodensitäten der weißen Substanz. Beweisend ist im Zusammenhang mit der Klinik die bioptisch nachgewiesene fettige Metamorphose der Leber.
Differenzialdiagnostisch muss an Pilzvergiftungen und Valproinsäureintoxikationen gedacht werden.
Die Behandlung sollte immer auf einer Intensivtherapiestation erfolgen. Das organische Psychosyndrom tritt klassischerweise nur kurzzeitig (Stadium II) auf und wird symptomatisch mit höherpotenten Neuroleptika, kurzzeitig und hoch dosiert (z. B. 2× 5 mg Aripiprazol oder Olanzapin, altersadaptiert) behandelt. Die gleichzeitige Gabe von Benzodiazepinen oder Gammaaminobuttersäure sollten möglichst vermieden werden, da die Vigilanzminderung im Stadium III aufgrund der Halbwertszeit dann schwer von der Medikamentenwirkung zu trennen ist.
Akute hirnorganische Psychosyndrome bei Herpesenzephalitis
Durch die beiden Herpes-simplex-Viren Typ 1 und 2 (HSV 1 und 2) werden verschiedene neurologische Erkrankungen verursacht. Das HSV-1-Virus ruft bei Erwachsenen und älteren Kindern eine gefürchtete Enzephalitis mit einem typischen klinischen Verlauf hervor. HSV Typ 2 führt zu einer gutartigen Meningitis. Bei Neugeborenen kommt es durch HSV 2 zu einer hämorrhagisch nekrotisierenden Enzephalitis.
Die durch das Herpes-simplex-Virus verursachte Enzephalitis des Kindes- und Erwachsenenalters ist die häufigste Form einer akuten hämorrhagisch-nekrotisierenden Enzephalitis. Die Inzidenz wird in Mitteleuropa auf 2–5/106 geschätzt (Siever und Prange 1995; Hjalmarsson et al. 2007; Jorgensen et al. 2017). Die Infektion mit HSV 1 erfolgt durch Tröpfchen- oder Schmierkontakt. Schleimhautläsionen stellen Eintrittspforten dar. Bei etwa einem Drittel der Erkrankungsfälle handelt es sich um eine Primärinfektion, bei zwei Dritteln um eine Virusreaktivierung. 50 % der gesamten Letalität an Enzephalitiden geht zu Lasten der HSV-Enzephalitis (Typ 1).
Die Klinik verläuft regelmäßig in vier Phasen. In der unspezifischen Prodromalphase treten Symptome eines fieberhaften Infektes wie Fieber, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit und Kopfschmerz auf. Gelegentlich werden diese Symptome aber von Angehörigen nicht ernst genommen und anamnestisch auch nicht berichtet. Allerdings kann diese Prodromalphase auch fehlen bzw. die Symptome so gering ausgeprägt sein, dass sie gar nicht wahrgenommen werden. Nach Entfieberung und ca. 4–10 Tagen kommt es im sog. psychotischen Stadium zu plötzlichen Verhaltensänderungen, die genau erfragt werden müssen. Die dann möglicherweise auftretenden Halluzinationen, Situationsverkennungen, Verwirrtheit, Geruchsmissempfindungen oder aphasischen Symptome führen zur Verdachtsdiagnose, vor allem, wenn wieder Fieber und ein Meningismus hinzukommen. Oft erfolgt die Klinikeinweisung erst nach einem typischerweise komplex-fokal beginnenden Anfall, der sekundär generalisiert (konvulsives Stadium). Der Übergang in Sopor und Koma (komatöses Stadium) ist dann kaum noch aufzuhalten, die Patienten sterben 8–14 Tage nach Krankheitsbeginn unter den Zeichen einer intrakraniellen Drucksteigerung mit transtentorieller Herniation (Hsieh et al. 2007; Muttalib und Papenburg 2014).
Im EEG zeigen sich typischerweise temporale Herdbefunde, steile Potenziale oder Allgemeinveränderungen. Die CCT ist noch 3 Tage nach Auftreten neurologischer Herdsymptome normal, eignet sich also nicht für die Akutdiagnostik. Die Magnetresonanztomografie zeigt zeitgleich zum Auftreten neurologisch-psychiatrischer Symptome Läsionen in typischer Lokalisation (sog. rhinenzephale Herdenzephalitis) temporobasal. Sie ist das Mittel der Wahl für die Frühdiagnostik. Da immer mit einer intrakraniellen Drucksteigerung zu rechnen ist, kann eine Lumbalpunktion nur unter gleichzeitigen Maßnahmen zur Verhinderung einer transtentoriellen Herniation vorgenommen werden.
Die Kombination Infekt („Grippe“) vor 1 Woche und plötzliche Verhaltensänderung („Mein Kind ist plötzlich so komisch“) sollte immer die „Alarmglocke HSV-Enzephalitis“ klingeln lassen.
Die Therapie erfolgt antiviral, eventuell mit Interferonen (Yuasa et al. 1999; Lim et al. 2009; Maras Genc et al. 2016), möglichst auf einer Intensivtherapiestation und in einer mit dem Krankheitsbild vertrauten Einrichtung. Bei starker psychomotorischer Unruhe oder schweren halluzinatorischen Zustandsbildern sind höherpotente Neuroleptika unter antiepileptischem Schutz und Benzodiazepine indiziert. Kurzzeitige Fixierungen sind gelegentlich notwendig.
Akute hirnorganische Psychosyndrome bei EBV-Enzephalitis
Das Epstein-Barr-Virus ist Verursacher der infektiösen Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber), die hauptsächlich Jugendliche betrifft. Am Nervensystem kann das Virus eine Vielzahl von Erkrankungen auslösen (z. B. Guillain-Barré-Syndrom, autonome Neuropathien, Querschnittsmyelitiden), von denen hier nur das Reye-Syndrom (siehe oben Abschn. „Akute hirnorganische Psychosyndrome bei Reye-Syndrom“) und die Meningoenzephalitis interessieren. Ein spezifisches durch EBV ausgelöstes Krankheitsbild am Nervensystem gibt es nicht.
Die Meningoenzephalitis kann sich als diffuse oder lokale Entzündung in jedem Hirnabschnitt manifestieren. Leitsymptome sind Photophobie, Vigilanzstörungen, Kopfschmerzen und plötzliche Verhaltensänderungen bis hin zu halluzinatorischen Zustandsbildern. Beschrieben sind auch Metamorphopsien („Alice in wonderland syndrome“ (Liaw und Shen 1991)). Seltener sind neurologische Herdsymptome wie Aphasien oder Hemianopsien. Die typischen Blutbildveränderungen mit Lymphozytose, atypischen Lymphozyten und relativer Neutropenie sind bei neuropsychiatrischen Manifestationen nicht immer nachweisbar. Die Liquorveränderungen sind unspezifisch, gelegentlich finden sich leichte Pleozytosen. Spezifische Antikörper sollen sich bei Kindern nachweisen lassen (Imai et al. 1993; Domachowske et al. 1996; Hung et al. 2000; Bazzino Rubio et al. 2017). Das EEG zeigt eine diffuse irreguläre langsame Aktivität, eventuell periodisch und mit Herdbefunden. Auch die bildgebende Diagnostik, anzustreben ist eine zerebrale MRT mit Kontrastmittel, erbringt keinen erregerspezifischen Hinweis. Für die Diagnose einer ZNS-Infektion ist der Nachweis einer spezifischen intrathekalen Antikörperproduktion mithilfe eines Antikörperspezifitätsindexes notwendig (Felgenhauer und Reiber 1992). Der Nachweis heterophiler Antikörper (Paul-Bunell-Reaktion) spielt heute keine Rolle mehr (Bitsch 1995).
Eine spezifische Therapie EBV-induzierter Erkrankungen gibt es nicht. Körperliche Anstrengungen sollten vermieden werden aufgrund der Gefahr einer Milzruptur. Werden auf entzündeten Tonsillen Streptokokken nachgewiesen, sollte zur Vermeidung von Poststreptokokkenkomplikationen eine antibiotische Therapie erfolgen. Ampicillin ist dafür kontraindiziert, da es bei infektiösen Mononukleosen fast immer zu einem Arzneimittelexanthem führt (Bitsch 1995). Die psychiatrischen Symptome sind selten behandlungsbedürftig. Die Wahl eines Neuroleptikums richtet sich nach Art und Ausprägung der psychotischen Symptome.
Akute hirnorganische Psychosyndrome bei Frühsommermeningoenzephalitis (FSME)
Die FSME ist die bedeutendste Arbovirose und endemische Virusenzephalitis in Mitteleuropa. Erreger ist ein Flavivirus, das verschiedene Subtypen aufweist. Die Übertragung erfolgt durch Schildzecken. In Deutschland sollen bis zu 1000 Infektionen pro Jahr auftreten (Stronegger et al. 1998; Kaiser 2000). Das FSME-Virus kann eine Meningitis, eine Meningoenzephalitis oder eine Meningoradikulitis hervorrufen. Es besteht grundsätzlich eine Affinität zur grauen Substanz des Gehirns. Die Erkrankung soll im Kindesalter weniger schwer verlaufen als im Erwachsenenalter (Logar et al. 2000), es sind jedoch auch sehr schwere Verläufe beschrieben (Cizman et al. 1999). Bei zwei Drittel der Infizierten kommt es nach einer Inkubationszeit von 7–12 Tagen im Stadium der Virämie zu sehr hohen Temperaturen, kombiniert mit Kopfschmerzen und gastrointestinalen Symptomen. Es schließt sich ein beschwerdefreies Intervall von 2–5 Tagen an. Bei einem Drittel der Infizierten entwickelt sich eine zweite Phase mit erneutem Fieber über 39 °C, Kopfschmerzen, Lichtscheu und Übelkeit. In 50–70 % der Fälle tritt eine Meningitis auf, die besonders bei Kindern eine gute Prognose hat (Bryant und Marshall 2000). In rund 30 % dieser Fälle entwickelt sich eine Meningoenzephalitis mit Vigilanzeinschränkungen, zum Teil bis zum Koma. Es können extrpyramidal-motorische Störungen auftreten, Krampfanfälle sind häufiger. Hirnleistungsstörungen sind die Regel. Bei einem Drittel der Infizierten entwickelt sich die ZNS-Erkrankung aus völliger Gesundheit heraus und ohne Vorstadium, d. h. die Virämie verläuft inapparent.
In ca. 4 % aller Fälle beginnt die Symptomatik mit einer Psychose, wobei depressive Bilder überwiegen (Börner 1995).
Die ZNS-Symptome bilden sich bei günstigen Verläufen nach 3 Tagen zurück, können jedoch auch über Wochen persistieren. Die Diagnosestellung der FSME gelingt im Frühstadium der FSME über den Antigen- oder Erregernachweis (z. B. PCR). In der Phase der Manifestation von ZNS-Symptomen ist der direkte Erregernachweis nur noch aus dem Liquor möglich, der serologische Nachweis zu diesem Zeitpunkt allerdings oft schon erfolgreich. Der Liquor zeigt ein mäßige Pleozytose, eine zerebrale MRT ist zum Ausschluss einer Herpesenzephalitis immer anzustreben.
Differenzialdiagnostisch ist bei einem Zeckenstich auch an eine Borreliose zu denken.
Eine postexpositionelle Prophylaxe der FSME ist bis zum 4. Tag nach dem Zeckenstich möglich. Die symptomatische Therapie besteht aus Bettruhe, Analgetika, Antipyretika und gegebenenfalls parenteraler Ernährung. Die Inzidenz der Restschäden liegt bei 5–15 % der Patienten mit ZNS-Symptomen. Beschrieben sind Kopfschmerzen, Restlähmungen und chronische hirnorganische Psychosyndrome („postenzephalitisch“).
Verschiedene virale Enzephalitiden
Eine Reihe von Viren kann im Rahmen von Enzephalomyelitiden zentralnervöse Symptome, einschließlich akuter organischer Psychosyndrome verursachen. Tab. 8 gibt einen kurzen Überblick über die möglichen psychischen Symptome, die zusammengefasst in Vigilanzstörungen und/oder psychotischen, einschließlich demenziellen Bildern bestehen.
Tab. 8
Durch verschiedene Viren verursachte hirnorganische Psychosyndrome
Viraler Erreger
Psychische Symptomatik
Enteroviren
Agitiertheit, Halluzinationen, Desorientierung
Rubella
Vigilanzstörungen, psychotische Bilder, immer neurologische Symptome
Desorientierung, Lethargie, amentiell-delirante Bilder; häufigster Erreger der aseptischen Meningitis
Desorientierung, immer neurologische Symptome
Rhabdoviren
„Tollwut“, fast pathognomonisch ist die Hydrophobie
Arenaviren
Vigilanzstörungen, Halluzinationen
Diaplazentar übertragene Enzephalopathie des Kindes
Regelmäßig finden sich neben den spezifischen Zeichen der Infektionserkrankung und psychischen Auffälligkeiten charakteristische neurologische Herdsymptome wie Krampfanfälle, Pyramidenbahnzeichen oder Hirnnervenstörungen. Genaueres ist in entsprechenden Lehrbüchern der Infektionserkrankungen nachzulesen.
Die spezifische psychiatrisch-medikamentöse Behandlung entspricht der der Psychosyndrome nach SHT (Tab. 7).
Slow-Virus-Erkrankungen – subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE)
Die Inzidenz der SSPE wird mit 8,5/106 Masernerkrankungen angegeben. Die Erkrankung betrifft hauptsächlich Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 5 und 15 Jahren. Es handelt sich um eine langsam verlaufende Enzephalitis, die durch Einschlusskörper in kortikalen Neuronen gekennzeichnet ist und wahrscheinlich durch Reaktion auf persistierende Masernviren verursacht wird (Owens et al. 2000; Barrero et al. 2003; Kija et al. 2015). Das männliche Geschlecht ist bevorzugt. Die Erkrankung führt nach jahrelangem Verlauf zum Tod. Der Verlauf der SSPE wird in drei Stadien unterteilt (modifiziert nach Prange 1995a; Yilmaz et al. 2006; Jovic 2013), wobei der zeitliche Verlauf sehr variabel ist.
Stadien der subakuten sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE)
  • Stadium I: psychische Symptome wie Verhaltensstörungen, Gleichgültigkeit, Merkfähigkeitsstörungen, intellektueller Abbau; erstes Zeichen ist oft plötzliche Leistungsverschlechterung in der Schule
  • Stadium II: neurologische Symptome wie Krampfanfälle, extrapyramidal-motorische Störungen; weiter Myoklonien mit einer Frequenz von 5–10/min, die im EEG von charakteristischen Potenzialen bestehend aus periodischen Deltakomplexen, überlagert von abortiven Spitzenpotenzialen (sog. Rademecker-Komplexe), begleitet werden
  • Stadium III: Dezerebrationsstarre, Tetraspastik, apallisches Syndrom, Koma, Tod.
Im Liquor lässt sich eine intrathekale Synthese von Masernantikörpern (Antikörperspezifitätsindex >1,5) bei stark erhöhtem IgG nachweisen, im Serum erhöhte Masernantikörpertiter. Das EEG zeigt die bereits erwähnten bi- oder triphasischen Rademecker-Komplexe, die zerebrale MRT periventrikuläre Läsionen. Die CCT ist im Stadium I noch unauffällig.
Die wesentlichen Therapiemaßnahmen sind symptomatisch. Meist wird ab Stadium II eine Sedierung notwendig, um gleichzeitig Einfluss auf die Myoklonien zu nehmen, empfiehlt sich Clonazepam oder Clobazam. Gilt es, gleichzeitig antiepileptisch zu behandeln, ist Levetiracetam das Mittel der 1.Wahl. Gute Erfolge hinsichtlich der Myoklonien sind auch mit Piracetam beschrieben.

Akute hirnorganische Psychosyndrome bei Autoimmunenzephalitiden

In den letzten Jahren hat sich die Differenzialdiagnostik akuter psychotischer Störungen deutlich erweitert durch die Beschreibung vieler Autoantikörper gegen zerebrales Gewebe – die Autoimmunenzephalitiden. Die Patienten entwickeln meist primär ein schizophreniform anmutendes Syndrom mit formalen und inhaltlichen Denkstörungen (Pruss et al. 2010). Oftmals wird bei Jugendlichen primär die Diagnose einer drogeninduzierten Psychose gestellt. Erst wenn Symptome wie epileptische Anfälle oder Dyskinesien auftreten, wird die Diagnose einer Enzephalitis erwogen. Das unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit einer Liquorpunktion bei Erstmanifestation einer Psychose.
Bei jedem akuten, nicht zuordenbaren psychotischen Zustandsbild muss heute die Differenzialdiagnose einer Autoimmunenzephalitis abgeklärt werden.
Die folgende Befundkonstellation sollte an eine Autoimmunenzephalitis denken lassen (modifiziert nach Graus et al. 2016; Steiner et al. 2018, S. 573):
  • Subakuter Beginn (schnelle Progression innerhalb <3 Monaten) von Kopfschmerzen, Merkfähigkeitsstörung, quantitative Bewusstseinsstörung, Lethargie, Persönlichkeitsveränderung, Denkzerfahrenheit, Dysarthrie und Sprachzerfall, dystone und dyskinetische Symptome, katatone Symptome, halluzinatorischer Symptomatik oder anderen psychischen Symptomen.
  • Mindestens einer der folgenden Punkte:
    • fokale neurologische Defizite,
    • lymphozytäre Pleozytose im Liquor (>5 Mpt/l),
    • im EEG langsamwellige temporal betonte Aktivität („delta brush“),
    • MRT-Merkmale, die auf eine Enzephalitis hindeuten: hyperintenses MRT-Signal in T2- oder FLAIR-Sequenzen, mesiotemporal betont (limbische Enzephalitis) oder in multifokalen Bereichen, die graue Substanz, weiße Substanz oder beides umfassen.
  • Ausschluss anderer Krankheitsursachen (z. B. neurotrope Viren, Neuroborreliose, Lupus erythematodes usw.).
In Liquor und Serum müssen dann Zelloberflächenantigene (fakulativ paraneoplastisch) bestimmt werden. Ihren Häufungsgipfel haben die N-Methyl-D-Asparaginat (NR1a/GluN1-Untereinheit) Autoimmunenzephalitiden (NMDA) im Kindes- und Jugendalter, die anderen bekannten treten fast ausschließlich im Erwachsenenalter auf. Mädchen sind deutlich häufiger betroffen, nach einem Ovarialteratom muss gesucht werden. Charakteristisch für die NMDA-Autoimmunenzephalitis sind schizophreniforme Symptomatik, periorale Dyskinesien und Hypoventilation. Dann kommen epileptische Anfälle und Bewusstseinsstörung hinzu. Im EEG findet sich eine generelle Verlangsamung, die MRT ist oft unauffällig.
Behandelt wird mit intravenösen IVIG oder monoklonalen Antikörpern (z. B. Rituximab). Eine Plasmapherese kann notwendig werden. Psychiatrisch reicht meist eine milde Sedierung mit Benzodiazepinen, bevorzugt Lorazepam. Eine eventuelle neuroleptische Medikation richtet sich nach der Klinik.

Akute hirnorganische Psychosyndrome bei bakteriellen Entzündungen des ZNS

Die akut purulenten ZNS-Erkrankungen sind meistens durch das Symptom Fieber gekennzeichnet. Der Kinder- und Jugendpsychiater sieht sie nur konsiliarisch bei begleitenden schweren hirnorganischen „Durchgangssyndromen“. Ihre psychiatrisch-medikamentöse Behandlung ist symptomorientiert, Vorschläge dazu Tab. 7, Abschn. „Medikamentös“. Jedoch können verschiedene Erreger ein relativ gleichförmiges klinisches Syndrom verursachen, das differenzialdiagnostisch von Bedeutung ist. Das sind der Hirnabszess und die metastatisch(oder septisch)-embolische Herdenzephalitis. Eher subakut verlaufende bakterielle Infektionen des ZNS können in der Anfangsphase nur mit psychischen Veränderungen auffallen, exemplarisch wird die tuberkulöse Meningitis im Folgenden kurz besprochen.
Infektionen mit Mykoplasmen und Rickettsien verlaufen in etwa einem Drittel der Fälle mit Beteiligung des zentralen Nervensystems, dann immer mit den Zeichen eines akuten hirnorganischen Psychosyndroms, wie Halluzinationen, Desorientierung und Vigilanzstörungen. Sie sind in Mitteleuropa selten.
Akute hirnorganische Psychosyndrome bei tuberkulöser Meningitis
In Mitteleuropa befällt die Neurotuberkulose überwiegend Erwachsene. Häufiger ist sie in Entwicklungsländern, dort betrifft sie auch eher Kinder. Eine ZNS-Tuberkulose tritt immer als Folge eines Befalls anderer Organe auf, der sich allerdings manchmal schwierig nachweisen lässt. Bei Kindern erreichen die Erreger das ZNS meistens durch eine vom Primärkomplex ausgehende hämatogene Aussaat. Die Neurotuberkulose beginnt mit einer etwa 2–3 Wochen andauernden Prodromalphase mit den Symptomen Apathie, Verhaltensänderungen, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und innerer Unruhe. Schwerere Verläufe imponieren als depressive Verstimmung oder als Halluzinose. Es kommt danach zu typischen meningitischen Veränderungen, wie Hirnnervenbefall (basale Meningitis!) und Fieber. Letzteres kann jedoch fehlen. Liquorpunktion („buntes Zellbild“ und intrathekale IgA Synthese) mit Erregernachweis und die Bildgebung führen zur Diagnose.
Die Therapie ist antibakteriell (Isoniazid, Rifampicin und Pyrazinamid). Oft entsteht ein Hydrocephalus occlusivus mit den typischen psychischen Symptomen. Bei Kindern treten nach tuberkulösen Meningitiden öfter Hörstörungen auf, auch Entwicklungsretardierungen und intellektueller Abbau sind beschrieben (Arestis et al. 1999).
Akute hirnorganische Psychosyndrome bei Hirnabszess
Neben zahlreichen Bakterien können Pilze und Protozoen ebenfalls Hirnabszesse verursachen. Meist kommen verschiedene Erreger in einem Abszess vor, in der Mehrzahl Anaerobier. Die Abszesse sind am häufigsten frontal lokalisiert, gefolgt vom Parietal- und Temporallappen. Zerebelläre Abszesse treten vor allem bei Kindern auf (Fallon et al. 1998). Frontalhirnabszesse entstehen meist in Folge einer Sinusitis oder traumatisch. Temporalhirnabszesse entstehen oft durch eine Mittelohrentzündung.
Das häufigste Symptom aller Abszesse sind dumpfe und drückende Kopfschmerzen.
In über der Hälfte der Fälle kommt es zu Wesensveränderungen, im Spätstadium zu Vigilanzeinschränkungen. Abgekapselte Abszesse können jedoch jahrelang unbemerkt existieren. Für Frontalhirnabszesse sind Affektivitäts- und Antriebsstörungen typisch. Das Syndrom der orbitofrontalen Rinde ist durch Reizbarkeit, emotionale Labilität, Impulsivität, Distanzstörungen und Taktlosigkeit gekennzeichnet. Abszesse im mediofrontalen Bereich rufen eher geminderten Antrieb bis zur Lethargie und mutistische Verhaltensweisen hervor. Zerebelläre Abszesse führen zu typischen neurologischen Symptomen wie Ataxie und Gleichgewichtsstörungen.
Diagnostisch entscheidend ist das kraniale Computertomogramm. Phlegmonöse Herde lassen sich besser mit der MRT nachweisen. Im Blut findet sich zu 90 % eine erhöhte Blutsenkungsreaktion, in über der Hälfte der Fälle eine Leukozytose. Die Behandlung ist antibiotisch und antiödematös. Die Indikation zum neurochirurgischen Eingriff ist zu beurteilen.
Akute hirnorganische Psychosyndrome bei metastatisch-embolischer Herdenzephalitis
Pathogenetisch unterschieden werden metastatische Herdenzephalitiden, die durch Verschleppung von Erregern in das ZNS verursacht werden, von embolischen Herdenzephalitiden, die durch Embolisation erregerhaltiger Thromben in intrazerebrale oder Rückenmarksgefäße entstehen. Bei der embolischen Herdenzephalitis liegt der Sepsisherd fast immer am Endokard. Bei der typischen Endokarditis lenta sind die Symptome vielgestaltig, treten apoplektiform auf und betreffen alle Hirnareale, bevorzugt aber das Stromgebiet der A. cerebri media. Passagere Vigilanzstörungen oder kurzzeitige halluzinatorische Zustandsbilder sind nicht selten. Ansonsten kann es zu ähnlichen Psychosyndromen wie beim Hirnabszess kommen. Fast immer aber treten im Verlauf neurologische Symptome wie zentrale Werkzeugstörungen, sensomotorische Defizite oder Gesichtsfeldausfälle auf. Diagnostisch wegweisend sind die zerebrale Bildgebung, primär die CCT, und die Liquorpunktion. Immer sollte eine kardiologische Diagnostik erfolgen bzw. der septische Streuherd gesucht werden.
Die Therapie ist antibiotisch, bei deliranten oder halluzinatorischen Zustandsbildern empfiehlt sich der kurzzeitige Einsatz höherpotenter Neuroleptika (z. B. Olanzapin), eventuell in Kombination mit Benzodiazepinen (z. B. Clonazepam).
Akute hirnorganische Psychosyndrome bei Neuroborreliose
Die ZNS-Manifestation einer systemischen Infektion mit Borrelia burgdorferi bezeichnet man als Neuroborreliose. Überträger sind Zecken. Das zweite Stadium (Organmanifestation an Herz, Gelenken und Auge; Meningitis, Meningoradikulitis) und das dritte Stadium (chronische Enzephalomyelitis, chronische Haut- und Gelenkmanifestation) dieser Spirochäteninfektion verläuft mit ZNS-Beteiligung (Lern- und Gedächtnisstörungen, Depression, Psychosen, Panikattacken etc.) (Fallon und Nields 1994). Im ersten Stadium besteht das typische Erythema migrans. Die schmerzhafte Meningoradikulitis wird Bannwarth-Syndrom genannt. Typisch ist die Fazialisparese als Manifestation einer Neuroborreliose. In Einzelfällen kann die ZNS-Infektion auch mit rein organischen Psychosyndromen einhergehen (Fallon et al. 1998), die schizophreniform anmuten können (Fallon et al. 1998; Tuerlinckx und Glupczynski 2010; Sodermark et al. 2017). Diagnostisch beweisend sind serologische und Liquordiagnostik.
Die Behandlung ist antibiotisch, die Psychopharmakologie symptomorientiert.
Andere akute hirnorganische Psychosyndrome bei zentralnervösen Infektionen
In Europa sind im Rahmen der Tularämie, der Legionellose, der Aktinomykose, nosokomialer Infektionen (Ventrikulitis), Kandidamykosen, der Toxoplasmose, Malariainfektionen, Zystizerkose, Echinokokkose (bei Kindern häufiger!), der Toxocariasis und der Trichinellose sowie der Neurosarkoidose und des Neuro-Behçet hirnorganische Psychosyndrome mit deliranten, amentiellen, stuporösen oder halluzinatorischen Zustandsbildern beschrieben. Sie sind jedoch insgesamt selten und gehen fast immer mit wegweisenden neurologischen Symptomen einher.

Weitere akute autoimmun-induzierte hirnorganische Psychosyndrome – SLE und zerebrale Vaskulitiden, Schildersche Erkrankung

Kaposi (1872) war wahrscheinlich der Erste, der das Auftreten psychiatrischer Symptome bei einer systemischen Autoimmunerkrankung beschrieb. 1939 veröffentlichte Bruetsch (1939) seine klinisch-anatomische Studie, in der er den Zusammenhang zwischen rheumatisch-entzündlicher Veränderung zerebraler Gefäße und psychopathologischer Symptomatik herstellte. Die typische, auch bei Kindern (Turkel et al. 2001) mit Psychosyndromen einhergehende Autoimmunerkrankung ist der systemische Lupus erythematodes (SLE). Es ist oft schwierig, komorbide psychiatrische Erkrankungen, wie Phobien oder generalisierte Angsterkrankungen, von durch einen primären SLE verursachten zu trennen. Soziale Phobien ließen sich ja auch als Reaktion auf das meist als entstellend erlebte Gesichtserythem interpretieren. Das American College of Rheumatology publizierte 1999 eine standardisierte Nomenklatur für die Definition neuropsychiatrischer Symptome bei SLE (genaue Definitionen, siehe unter http://www.rheumatology.org/ar/ar.html). Etwa die Hälfte aller Lupuspatienten entwickelt neuropsychiatrische Symptome (Bluestein 1993). Als hauptsächliche, lupusassoziierte psychiatrische Störungen treten organische Psychosyndrome (halluzinatorische Zustandsbilder, Vigilanzstörungen, Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen), affektive Syndrome (meist depressive Störungen) und schizophreniforme Syndrome auf (Sibbitt et al. 1999), auch bei Kindern (Muscal et al. 2010). Pathogenetisch werden entzündliche Vaskulopathien zerebraler Gefäße und Antikörper gegen neuronales Gewebe verantwortlich gemacht (Lai und Lan 2000). Neben der serologischen Diagnostik kommt der zerebralen MRT entscheidende diagnostische Bedeutung zu (Petropoulos et al. 1999). Die primäre Therapie beinhaltet meistens Prednisolon oder Cyclophosphamid oder ihre Kombination, wobei es keinen sicheren Beleg dafür gibt, dass Cyclophosphamid dem Prednisolon überlegen ist (Trevisani et al. 2000). Problematisch ist, dass Prednisolon selbst psychotische Zustandsbilder provozieren kann (Swinburn et al. 1988).
Die isolierte Angiitis des ZNS ist im Kindes- und Jugendalter selten (Lanthier et al. 2001), ebenso granulomatöse Erkrankungen, wie die Wegnersche Granulomatose (Weddington et al. 1986) oder die Riesenzellarteriitis, die mit zerebralen Arteritiden einhergehen können. Anamnestisch findet man meist Kopfschmerzen. Frühsymptome bestehen in plötzlichen Lernschwierigkeiten, abrupt auftretenden Verhaltensstörungen und plötzlichen Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen (Berlit und Storch-Hagenlocher 1993).
Treten ischämische Insulte oder spontane Blutungen auf, führen Serologie (erhöhte Blutsenkungsreaktion), Autoimmundiagnostik, MRT und digitale Subtraktionsangiografie (DSA) zur Diagnose. In der DSA werden typischerweise streckenweise Verengungen, sog. Kaliberschwankungen, von zerebralen Gefäßen beschrieben.
Die pharmakopsychiatrische Behandlung ist symptomorientiert. Atypischen Neuroleptika ist bei Bedarf auf jeden Fall der Vorzug zu geben, da extrapyramidale Bewegungsstörungen schon durch den Lupus selbst verursacht werden. Trizyklische Antidepressiva müssen z. T. eingesetzt werden trotz des Risikos, damit selbst einen Lupus zu induzieren (Rubin 1999). Es gibt Berichte, dass Antidepressiva auch lupusähnliche Bilder provozieren können (Hill und Hepburn 1998).
Die Schildersche Erkrankung ist eine Entmarkungskrankheit, deren eigenständige Entität umstritten ist (Leuzzi et al. 1999). Kennzeichnend für den morphologischen Befund sind bilaterale, zusammenhängende und scharf abgegrenzte Entmarkungen der Marklager des Gehirns, wobei die Fibrae arcuatae weitgehend verschont bleiben. Diese seltene Erkrankung kommt vor allem im Kindesalter vor und kann sich unter den verschiedensten psychopathologischen Symptomen bis hin zu schizophreniformen Verläufen manifestieren. Zunächst sind neurologische Symptome kaum nachweisbar, im weiteren Verlauf kommt es zu neurologischen Defiziten und zu Krampfanfällen. Mit zunehmendem Erkrankungsalter werden disseminierte Erkrankungsherde häufiger, weswegen manche Autoren die Schildersche Krankheit als kindliche Form der multiplen Sklerose ansehen. Das ist auch der Grund dafür, sie hier unter den Autoimmunerkrankungen aufzuführen. Abzugrenzen ist die Neuromyelitis optica (Aquaporin-4-Ak).

Akute arzneimittelinduzierte hirnorganische Psychosyndrome

Viele pharmakologische Stoffgruppen können organische Psychosyndrome induzieren (Thomas et al. 2010). Sie sind selten, aber differenzialdiagnostisch oft schwierig einzuschätzen. Meist verschwinden sie nach Absetzen des Medikamentes.
Bekannt sind die Prednisolon-induzierten psychischen Veränderungen (Sabharwal 1987). Sie sind nach Absetzen des Medikaments, sofern möglich, voll reversibel. Bei Kindern wurde bei hochdosierter Glukokorticoidgabe über Erhöhung des Hirndruckes und Ausbildung eines Papillenödems berichtet (Kastrup et al. 2000).
Unter hormonellen Kontrazeptiva können sich depressive Syndrome entwickeln. Zu Weckaminen, Abschn. 2.2.9.
Delirante Psychosyndrome sind unter Antibiotika (Penicillin) und Sulfonamiden beschrieben, ebenso Verwirrtheitszustände und Psychosen unter Carbapenemen, Chinolonen, Antimykotika und Tuberkulostatika (Kastrup et al. 2000). Unter Ofloxacin kam es zu paranoiden Psychosen (Hollweg und Kapfhammer 1996). Unter der Kombination von Carbamazepin und Erythromycin sind symptomatische Psychosen aufgetreten.
Die in der Transplantationsmedizin häufig angewendeten Immunsuppressiva Ciclosporin und Tacrolimus zeigen eine deutliche Neurotoxizität, die sich unter anderem in Schwindel, Kopfschmerzen, Anfällen und Psychosen äußern kann (Kastrup et al. 2000). Eine unter Ciclosporin berichtete schwere Nebenwirkung ist die toxische posteriore Leukenzephalopathie mit Krampfanfällen, Verwirrtheit und kortikaler Blindheit.
Clonidin (Adler et al. 1982) und Beta-Rezeptorenblocker (Golden et al. 1989) können zu schizophreniform anmutenden Psychosen führen.
Von den Antiepileptika sind es Phenobarbital (Iivanainen und Savolainen 1983) und Phenytoin (Miller 1988), die angeschuldigt werden, Pseudodemenzen oder hirnorganische Syndrome zu verursachen. Auch Valproinsäure kann zu katatonen Psychosen führen (Lauterbach 1998). Diskutiert werden psychische Veränderungen durch GABAerge Antiepileptika, wie z. B. Vigabatrin (Levinson und Devinsky 1999).
Überdosierungen von Antidepressiva verursachen hypomanische oder manische Bilder, alle anticholinerg wirkenden Antidepressiva, wie z. B. Imipramin oder Trazodon können zu deliranten Syndromen führen (Swinkels und de Jonghe 1995). Unter trizyklischen Antidepressiva sind in der Behandlung affektiver Störungen, Rapid-Cycling-Phänomene und plötzliche manische Phasen, sog. Switchereignisse, häufiger als unter Serotoninwiederaufnahmehemmern oder Monoaminooxidasehemmern (Bottlender et al. 2000).
Serotoninsyndrome unter Serotoninwiederaufnahmehemmern sind beschrieben (Bastani et al. 1996). Auch Lithiumintoxikationen können zu psychotischen Zustandsbildern führen.
Das maligne neuroleptische Syndrom, die Kombination von extrapyramidal-motorischer Störung, massivem Serumkreatinkinaseanstieg und Hyperthermie, kann prinzipiell auch bei Kindern und Jugendlichen nach Neuroleptikagabe (z. B. Haloperidol oder Clozapin) auftreten (Silva et al. 1999; Neuhut et al. 2009).
Die Behandlung des malignen neuroleptischen Syndroms erfolgt zunächst mit Amantadin oder Dantrolen, als Ultima Ratio wird die Elektrokrampftherapie betrachtet (Kornhuber und Weller 1994), die auch bei Jugendlichen eingesetzt werden kann (Hassler et al. 2013).
Antihistaminika und Antiarrhythmika können symptomatische Psychosen verursachen, ebenso Magen-Darm-Mittel (z. B. Metoclopramid oder Cimetidin/Ranitidin) und Laxanzien (Weddington und Banner 1986).
Alle Benzodiazepine können Entzugspsychosen verursachen. In höherer Dosierung von Benzodiazepinen sind Paradoxphänomene bekannt (Benkert und Hippius 1996).
Schwermetalle wie Blei, Thallium, Mangan und Quecksilber führen gelegentlich zu deliranten Bildern oder Vigilanzstörungen, was im Kindes- und Jugendalter aber selten vorkommt.
Prinzipiell bedarf jedes psychotische Zustandsbild in untypischem Alter der genauen Abklärung. Die exakte Medikamentenanamnese, z. B. die Frage nach applizierten Lokalanästhetika beim kurz vorher stattgefundenen Zahnarztbesuch, führen oft zur Aufklärung.

Akute hirnorganische Psychosyndrome bei Allgemeinleiden, Stoffwechselstörungen, Endokrinopathien, Hirntumor, postoperative Psychosyndrome

Leukämien verursachen Psychosyndrome ängstlich-depressiver Prägung, manchmal delirante Bilder, gelegentlich lange bevor leukämische Infiltrate im Hirn nachweisbar sind. Bestimmte Bluterkrankungen, wie die Polyzythämie oder die Hämochromatose, können zu paranoid-halluzinatorisch gefärbten Psychosyndromen führen (sog. erythrogene Enzephalopathie). Die thrombozytopenische Purpura kann affektive und kognitive Störungen verursachen, auch katatone Zustände sind beschrieben (Greenberg und Carey 1984).
Mehr oder minder schwere Hungerdystrophien, wie man sie in Europa gelegentlich bei Flüchtlingskindern sehen kann, führen über ein Hirnödem zu hirnatrophischen Defektsyndromen. Kinder mit Herz- oder Lungenerkrankungen kennen Angst- und Unruhezustände aufgrund von Dyspnoe. Symptomatische Psychosen treten bei Entwässerung von chronisch nieren- oder herzkranken Kindern auf, haben aber meist „Durchgangscharakter“.
Psychosyndrome treten auf bei sog. Shunt-Enzephalopathie bei Leberkranken, wie bei vielen hepatogenen Enzephalopathien kommt es zu typischen EEG-Veränderungen. Zunächst zeigen sich Allgemeinveränderungen, eventuell mit Herdsymptomen. Dann kommt es zur Ausprägung rhythmischer triphasischer Wellen, die immer den Verdacht auf eine hepatogene Ursache lenken. Als Ursache werden toxische Endprodukte des Eiweißstoffwechsels, vor allem Ammoniak, angenommen. Die Kontrolle des Serumammoniakwertes ist wesentlich sensitiver in der Verlaufsbeurteilung einer hepatogenen Enzephalopathie als z. B. ALAT oder γ-GT. Das gilt auch für antiepileptikainduzierte Leberstoffwechselstörungen, z. B. unter Valproinsäure oder Lamotrigin. Bei der hepatolentikulären Degeneration (Morbus Wilson) kommt es zu vermehrter Kupferspeicherung in Leber, Gehirn und Niere sowie in der Kornea (Kayser-Fleischer-Kornealring). Klinisch charakterisiert ist die Erkrankung durch zerebrale Symptomatik mit Sprachstörungen, zunächst leichten Bewegungsstörungen, oft in Form von dystoniform anmutenden Abläufen, und durch eine progrediente Leberzirrhose, dann durch einen demenziellen Abbau. Die Diagnose wird gesichert durch die quantitative Bestimmung des Zöruloplasmins und die Bestimmung der 24-h-Ausscheidung des Kupfers im Urin.
Symptomatische Psychosen bei Pankreaserkrankungen, wahrscheinlich in Folge von Enzymeinwirkungen auf das Gehirn, können zu Verwirrtheitszuständen, Delirien, Stupor und agitiert-depressiven Bildern führen.
Der Typhus abdominalis führt in mehr als 50 % der Fälle zu akuten exogenen Psychosen mit Delirien, Wesensveränderungen, Apathie, hypomanischen oder schizophreniformen Bildern (Lang 1993).
Psychosyndrome mit katatoner Hyper- und Hypokinese im Wechsel mit zeitweiligen Vigilanzstörungen sind bei Niereninsuffizienz bekannt, ebenso psychische Störungen bei Hämodialyse (sog. Dysäquilibriums-Syndrom bei schneller Hämodialyse; Huffmann 1993). Bei akuter Niereninsuffizienz treten selten paranoid-halluzinatorische Bilder auf, bei chronischer Niereninsuffizienz eher Auffälligkeiten wie erhöhte Reizbarkeit, Schlafstörungen und Leistungsreduktion (Huffmann 1993). Das sog. Denver-Syndrom oder Dialyse-Enzephalopathie wird auf eine Aluminiumintoxikation bei Dialyse zurückgeführt und tritt heute durch die verbesserten Dialyseverfahren nicht mehr auf. Paranoide Psychosen mit Verfolgungs- und Beobachtungserleben, aber auch delirante Psychosen sind bei der akuten intermittierenden Porphyrie beschrieben (Stibolt und Thunell 1998). Sowohl Elektrolytstörungen wie z. B. Natriummangel, als auch Wasservergiftungen in Folge zu schneller Aufnahme von Wasser, führen zu symptomatischen Psychosen mit Schläfrigkeit und Benommenheit.
Die funikuläre Myelose zeigt gelegentlich schon im Kindesalter Durchgangssyndrome oder Vigilanzstörungen, lange vor der Anämie und der Spinalerkrankung. Bei unklaren Psychosen sollte dahingehend diagnostiziert werden.
Hirnorganische Psychosyndrome bei Stoffwechselstörungen
Das Lesch-Nyhan-Syndrom ist eine X-chromosomal-rezessiv vererbte Purinstoffwechselstörung, die auf einem Mangel an Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyl-Transferase mit konsekutivem Nukleotidsynthesemangel beruht. Die exzessive Produktion von Harnsäure führt zu Hyperurikämie. Es kommt zur psychomotorischen Retardierung der betroffenen Kinder, typisch sind Selbstverstümmelungen durch Beißen. Spastik und Choreoathetose gehören zum Krankheitsbild.
Zur Phenylketonurie, ebenso zur Hyperglyzinämie, Zystinurie und Zystinose, Kap. „Neurobiologische Diagnostik in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“ siehe Sektion 18. Die Ahorn-Sirup-Krankheit kann bei Infekten oder überdurchschnittlicher Leucinzufuhr zu psychotischen Symptomen führen (Yoshino et al. 1999).
Bei jugendlichen Patienten mit A-β-Lipoproteinämie (Bassen-Kornzweig-Syndrom) sind neben neurologischen, selten auch psychopathologische Symptome beschrieben. Bei den Sphingolipidosen, Erkrankungen mit einem lysosomalen Enzymdefekt, stehen im höheren Lebensalter psychopathologische Symptome im Vordergrund, weniger im Kindes- und Jugendalter. Als erste Symptome der Fabryschen Erkrankung, einer Zerebrosidose, treten bei männlichen Patienten im Kindes- und Jugendalter krisenhafte Schmerzen in den Händen, Füßen und Gelenken auf. Eine andere Zerebrosidose ist der Morbus Krabbe, der jedoch neben der Demenz immer Spastik und Kleinhirnzeichen aufweist. Progrediente Persönlichkeitsveränderungen, meist ein demenzieller Abbau, sind oft erstes Symptom einer metachromatischen Leukodystrophie (Typ I spätinfantile Form, Morbus Greenfield und Typ II juvenile Form, Morbus Scholz). Neben Spastik, Rigidität, Athetose und Tremor weist der Morbus Niemann-Pick, eine Störung der Sphingomyelinase-Aktivität, ein organisches Psychosyndrom auf. Auch die anderen Gangliosidosen (Morbus Landing und MorbusTay-Sachs) zeigen neben wegweisenden neurologischen Symptomen psychomotorische Retardierung und demenziellen Abbau auf (Kap. „Neurobiologische Diagnostik in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“ siehe Sektion 18). Beim Morbus Gaucher (Typ II, akut neuropathische Form) kommt es nur selten zur ZNS-Beteiligung, wenn, dann imponiert der demenzielle Abbau. Einige Typen von Mukopolysaccharidosen führen zu einem im Jugendalter beginnenden Abbau von intellektuellen und mnestischen Funktionen.
Akute hirnorganische Psychosyndrome bei Endokrinopathien
Nach Bleuler können Endokrinopathien zu einem „endokrinen Psychosyndrom“ führen, das durch Veränderungen von Trieben, Antrieb und Stimmung gekennzeichnet ist (Bleuler 1954). Allerdings gilt auch hier die Regel der Unspezifität psychopathologischer Symptome. Die Differenzialdiagnose ist nur anhand der somatischen Symptome möglich. Das endokrine Psychosyndrom ist als eigenständiges psychiatrisches Syndrom auch nicht unumstritten.
Prinzipiell führen Endokrinopathien auf drei Wegen zu psychopathologischer Symptomatik:
  • Unmittelbar.
  • Über eine akute Stoffwechselkrise, wie z. B bei akuter Hypoglykämie kommt es zu einer akuten symptomatischen Psychose.
  • Es kommt zu depressiven oder schizophreniformen Verläufen, für die die Endokrinopathie nur einen Teilfaktor darstellt.
Akute endokrine Psychosyndrome im Sinne manischer und schizophrener Psychosen im Kindes- und Jugendalter können auftreten beim Cushing-Syndrom (z. B. ACTH-Behandlung einer Epilepsie), beim adrenogenitalen Syndrom und bei der juvenilen Verlaufsform der Addison’schen Erkrankung. Bei der erworbenen Hypothyreose kommt es zu Antriebsverarmung und Apathie, bei der Hyperthyreose zu agitierten und deliranten Psychosen bzw. manischen Zustandsbildern. Der Zusammenhang von Hypothyreoidismus und Depression wird immer wieder diskutiert. Im Vordergrund der Therapie aller Psychosyndrome bei Endokrinopathien steht immer die Behandlung der Grunderkrankung.
Hirnorganische Psychosyndrome bei Hirntumor
Bei raumfordernden intrakraniellen Prozessen treten oft initial und noch vor den neurologischen Symptomen psychopathologische Veränderungen auf, die für die Frühdiagnose wichtig sind. Das sind Veränderung von Antrieb, Stimmung, Konzentration- und Merkfähigkeit oder auch depressive Zustände, die als Wesensänderung imponieren und über Monate und Jahre die einzig auffällige Symptomatik darstellen können (Mordecai et al. 2000). Gelegentlich findet man dem Tumorsitz zuzuordnende Symptome im Sinne hirnlokaler Psychosyndrome. So werden depressive und schizophrene Symptome vorzugsweise bei Stammhirn-, Zwischenhirn- und Temporalhirntumoren beobachtet (Huber 1988). Brückengliome, Kraniopharyngeome und Hypothalamustumoren können eine Anorexia nervosa imitieren. Bei Temporalhirntumoren sollen besonders häufig depressive Verstimmungen auftreten. Kritikfähigkeit, Stimmung und Affekt sowie Raumorientierung sind vor allem bei Stirnhirntumoren beeinträchtigt. Parietal- und Okzipitalhirntumoren fallen eher durch neurologische Symptomatik auf. Die in früheren Jahren häufigeren Berichte über Langzeitverläufe von halluzinatorischen, depressiven oder schizophreniformen Erkrankungen, die letztendlich in eine Demenz übergingen und denen ein Hirntumor zugrunde lag, sind in den letzten Jahren aufgrund der besseren und überall verfügbaren neuroradiologischen Diagnostik kaum noch zu finden. Das sollte jedoch nicht davon abhalten, eine genaue Anamnese zu erheben und gegebenenfalls selbst diagnostisch aktiv zu werden, wie das folgende Fallbeispiel verdeutlicht.
„Beispiel“
Fallbeispiel
Der 9-jährige Junge wird uns zur Diagnostik und Therapie einer Teilleistungsstörung mit konsekutiver Anpassungsstörung stationär eingewiesen. Er lebt bei der Großmutter, die berichtet, dass er sehr schnell ermüde, sich nicht konzentrieren könne, er affektlabil und aggressiv sei. Das habe in den letzten Monaten sehr zugenommen. Außerdem sei sein Schriftbild sehr schlecht geworden. Seit 3 Jahren habe er gelegentlich Kopfschmerzen, manchmal mit Erbrechen, aber das selten. Prima vista fällt eine zentrale Fazialisparese rechts auf. Auf Nachfragen berichtet die Großmutter, dass diese Gesichtslähmung schon seit Jahren bestehe, wohl schon seit der Geburt. Sie sei mehrmals wegen Mittelohrentzündungen mit dem Jungen in der Kinderklinik und in der HNO gewesen. Die Kollegen hätten die Parese auf mehrere durchgemachte Otitiden zurückgeführt. Ob eine Bildgebung des Gehirns erfolgt sei, wisse sie nicht genau, sie glaube aber doch.
In der neurologischen Untersuchung zeigt sich neben der (alten?) zentralen Fazialisparese eine leichte Pronations- und Absinktendenz in den Halteversuchen links und eine geringe Dysdiadochokinese.
Aufgrund des neurologischen Befundes wird eine MRT durchgeführt (Abb. 2). In diesem zeigte sich eine basisnahe extraaxiale Raumforderung am Boden der mittleren und hinteren Schädelgrube mit Ausbreitung von der suprasellären Zistere bis zur Zisterne des Kleinhirnbrückenwinkels, die den 4. Ventrikel komprimiert und den Hirnstamm einschließlich der Medulla oblongata verlagert. Keine Zeichen einer Liquorabflussstörung.
Unter der Verdachtsdiagnose eines Schwannoms oder eines primitiven neuroektodermalen Tumors (PNET) wird der Junge in eine neurochirurgische Klinik verlegt. In der histologischen Begutachtung der operativ gewonnenen Biopsie wird ein Astrozytom Grad I beschrieben.
Diagnose: Hirntumor (V. a. Astrozytom°I) mit konsekutivem hirnorganischen Psychosyndrom.

Akute postoperative Psychosyndrome

Für die postoperativen Psychosen oder Psychosyndrome gilt das bei den SHT gesagte. Kinder haben es sehr viel schwerer als Erwachsene, sich nach einer Bewusstlosigkeit (Narkose) wieder in der Realität zurechtzufinden. Beim Aufwachen, z. B. im Aufwachraum, sollten Vertrauenspersonen anwesend sein. Kinder können sonst mit massiven Angstreaktionen reagieren, die entweder agitiert bis hin zum versuchten Weglaufen imponieren, oder im Gegenteil stuporös anmuten. Oft reicht es, beruhigend mit dem Kind und den Eltern zu reden („talking down“), gelegentlich genügt ein wenig Lorazepam.
Nach langen Operationen kann es zu akuten halluzinatorischen Bildern kommen, die mit einem schwankenden Serumnatriumwert in Verbindung gebracht werden. Sind diese kurzzeitig und tolerierbar, sollte die symptomatische Ursache gefunden und auf den Einsatz von Neuroleptika verzichtet werden, da die Gefahr von Spätdyskinesien auch bei kurzer Gabe von Neuroleptika nicht unterschätzt werden darf. Dazu gibt es bei Kindern allerdings noch keine sicheren Erkenntnisse (Demb und Nguyen 1999). Eine milde Sedierung mit Benzodiazepinen ist jedoch meist ausreichend. Starke Schmerzen sollten Kindern und auch Erwachsenen schon aus ethischen Gründen erspart werden, nicht erst seitdem man weiß, dass Kinder mit einmal erlittenen starken Schmerzen mehr zu späteren Schmerzreaktionen neigen und niedrigere Schmerzschwellen aufweisen (Chefetz 2000).

Akute hirnorganische Psychosyndrome und Psychosen bei Epilepsie

Es werden drei akute Psychosyndrome unterschieden: Dämmerzustände, Verstimmungszustände und epileptische Psychosen. Die Nomenklatur ist nicht einheitlich.
Unter Dämmerzustand wird einerseits die Bewusstseinslage nach einem großen Anfall (postparoxysmal) verstanden, andererseits stuporöse Zustände im Rahmen eines Petit-Mal-Status, z. B. einem Absence-Status oder im Rahmen eines Status myoklonisch-astatischer Anfälle. Der postparoxysmale Dämmerzustand nach einem Grand Mal oder einer Serie großer Anfälle, oft fälschlicherweise Nachschlafphase genannt, kann Stunden bis Tage dauern. Gelegentlich werden passagere Hemiparesen in dieser Zeit sichtbar, die sog. Toddschen Paresen. Das Bewusstsein ist beeinträchtigt, die Kinder wirken wie abwesend, desorientiert, antworten nicht und sind sehr verlangsamt. Es sollte immer ein EEG durchgeführt werden. Charakteristischerweise zeigt es im postparoxysmalen Dämmerzustand eine diffuse Verlangsamung, bei anfallsbedingten Dämmerzuständen epileptische Aktivität in Form von Spikes oder Spike-Waves. Wenn letzteres der Fall ist, muss eine antikonvulsive Therapie eingeleitet werden. Dazu empfehlen sich Levetiracetam, Valproinsäure oder Benzodiazepine. Postparoxysmale Dämmerzustände sind bei kurzer Dauer nicht therapiebedürftig. Der Nutzen der oftmals empfohlenen antiödematösen Therapie zur Verhinderung eines Hirnödems ist nicht belegt.
Viele Kinder mit Epilepsien berichten, dass sie ihre Anfälle schon Tage vorher kommen spüren. Es handelt sich oftmals um dysphorische Verstimmungen, Aggressionen, aber auch depressive Symptome können auftreten. Diese Verstimmungszustände sind oft schwer zu trennen von psychisch-reaktiven Veränderungen oder komorbiden psychiatrischen Störungen bei chronischer Epilepsie.
Postiktale Psychosen können komplex-partiellen Anfällen folgen. Nach Beendigung der Anfälle tritt ein kurzes Intervall von 12–72 Stunden auf, indem die Kinder normal wirken. Dann verschlechtert sich der psychische Zustand, die Patienten sind desorientiert, zeigen affektive und schizophreniforme Basissymptome. Im EEG ist nur selten epileptische Aktivität zu sehen, meist ist der Grundrhythmus verlangsamt (Devinsky et al. 1995). Diese Episoden können Tage andauern. Wenn sie wiederholt auftreten, dann meistens mit ähnlicher Phänomenologie. Handelt es sich nicht um epileptische Aktivität, müssen je nach Ausprägung und Symptomatik der Psychose Neuroleptika gegeben werden. Handelt es sich um eher manisch-depressiv anmutende Psychosen, sind zunächst Valproinsäure oder Lamotrigin indiziert, da sie gleichzeitig einen antiepileptischen und einen stimmungsstabilisierenden Effekt haben. Differenzialdiagnostisch muss an Antiepileptika-induzierte hepatische Enzephalopathien gedacht werden (Hamer et al. 2000).
Epileptische Psychosen treten meist bei partiellen Epilepsien auf, hauptsächlich im Rahmen komplex-partieller Anfälle. Man nimmt heute an, dass die Psychose keine Anfallsaktivität darstellt (Toone 2000).
Unter forcierter Normalisierung, besser „Alternativpsychose“ (Landolt) versteht man das plötzliche Auftreten psychotischer Phänomene unter antiepileptischer Medikation, während die epileptische Aktivität im EEG sich „normalisiert“ (Trimble 1996; Topkan et al. 2016; Kawakami und Itoh 2017). Neuere Antiepileptika wie Vigabatrin und Zonisamide (Miyamoto et al. 2000) oder Lacosamid (Abou Khaled et al. 2016) scheinen ein erhöhtes Risiko aufzuweisen, ein solches Phänomen hervorzurufen.

Akute drogeninduzierte Psychosyndrome und Intoxikationen

In diesem Kapitel zuletzt aufgeführt, aber klinisch sehr an Bedeutung zunehmend, sind die drogeninduzierten Psychosen. Sie stellen Präzedenzfälle des „exogenen Reaktionstypus“ nach Bonhoeffer dar. Hier sollen die Intoxikationspsychosen und die atypischen Rauschverläufe abgehandelt werden. Es werden kurz systemische und psychische Symptome erläutert und Therapieempfehlungen für den Akutfall gegeben.
Ausführlichere Beschreibungen sowohl akuter als auch rezidivierender oder chronisch-psychotischer drogeninduzierter Zustandsbilder werden ebenso wie die Persönlichkeitsveränderungen bei Suchtkranken an anderer Stelle besprochen (Kap. „Substanzgebundener Missbrauch und Abhängigkeit im Kindes- und Jugendalter“).
Zunächst müssen einige Begriffe erläutert werden.
Unter einem „psychedelic afterglow“ wird ein verlängerter Rauschzustand verstanden, der bei Haschisch- oder LSD-Konsum auftreten kann. Die weiter unten beschriebenen substanzinduzierten psychischen Veränderungen können über mehrere Tage fortbestehen, klingen aber in der Regel folgenlos ab.
Eine häufigere Komplikation des Haschisch- und Halluzinogenrausches stellt der Horrortrip oder Bad Trip dar. Er kann aufgrund zu hoher Dosierungen entstehen, aufgrund äußerer Störfaktoren (Setting) oder persönlichkeitsbedingter intrapsychischer Konflikte (Set). Es kommt zu stark angstbesetzten paranoiden Erlebnissen, optischen Halluzinationen, deren Inhalte einem Gruselkabinett gleichen. Todesängste, Entfremdungserlebnisse, die Angst verrückt zu werden können zu unkontrollierbaren Reaktionen führen. Häufig werden suizidale Impulse freigesetzt. Diese Bad Trips können mehrmals hintereinander in größeren zeitlichen Abständen auftreten, weshalb eine stationäre Beobachtung günstig, aber nicht immer zu erreichen ist. Benzodiazepine sind für die Krisenintervention das medikamentöse Mittel der Wahl. Eigengesetzlich ablaufende Psychosen können durch diese Horrortrips ausgelöst und verstärkt werden.
Flashback-Phänomene sind komplexe Erlebnisse, die durch Haschisch oder Halluzinogene einmal ausgelöst worden sind und nach drogenfreiem Intervall wieder auftreten. Waren sie angenehmer Natur, werden sie oft gezielt wieder gesucht und provoziert. Sehr oft sind es jedoch Bad-Trip-Phänomene mit Angst und Paranoia sowie optischen Halluzinationen. Bei ausgeprägten Störungen können dämpfende Neuroleptika (z. B. Levomepromazin) eingesetzt werden. Oft werden durch halluzinogene Drogen emotional bedeutsame Erlebnisse aus der frühen Kindheit reaktiviert, die mit Angstgefühlen und psychosomatischen Beschwerden assoziiert sind. Es kann zu akuten phobischen Symptomen, hypochondrischen Entwicklungen und Zwangssymptomen kommen. Auch stark depressive Reaktionen mit Suizidgefahr sind möglich. Gelegentlich wird dieser regressionsfördernde Effekt halluzinogener Drogen als posthalluzinogener neurotischer Symptomkomplex bezeichnet.
Alkohol
Im Alkoholrausch, d. h. der Intoxikation, kann es gerade bei Jugendlichen zu erheblichen Erregungszuständen kommen, begleitet von Tachykardie und Erweiterung des peripheren Gefäßbettes.
Typisch sind Distanzminderung, Impulskontrollstörung, Aggressivität und psychomotorische Unruhe.
Je nach Alkoholgehalt im Blut kommen Ataxie, verwaschene Sprache und Doppeltsehen hinzu. Als pathologischer Rausch wird ein durch geringe Alkoholmengen ausgelöster Dämmerzustand bezeichnet, der bei gestörter Orientierung und Bewusstheit durch persönlichkeitsfremde Verhaltensstörungen, besonders Aggressionen, imponiert. Für diesen Zustand besteht eine Amnesie. Nach Mann und Günthner (Mann und Günthner 1999) ist die empirische Evidenz zum pathologischen Rausch jedoch nicht überzeugend.
Sowohl aggressive Symptome bei Intoxikation als auch der pathologische Rausch werden mit Neuroleptika behandelt (z. B. Zuclopenthixol). Benzodiazepine sind wegen ihrer agonistischen Wirkung am GABAA-Rezeptor kontraindiziert, da sie die disinhibitorische Wirkung des Alkohols verstärken. Die schwere Alkoholintoxikation mit Bewusstseinsverlust ist ein pädiatrischer bzw. internistischer Notfall und sollte in entsprechend ausgerüsteten Einrichtungen behandelt werden. Alkoholdelirien und Entzugserscheinungen sind im Jugendalter selten und unterscheiden sich symptomatologisch nicht von denen bei Erwachsenen (siehe entsprechende Lehrbücher, z. B. Möller et al. 2009)
Cannabis (Haschisch, Marihuana)
An systemischen Wirkungen sind Mydriasis, Tachykardie, Blutdruckerhöhung, Reflexsteigerung und Hypothermie bekannt. Psychisch kommt es zur Euphorie oder moros-dysphorisch Verstimmung, Apathie oder Antriebssteigerung, Gedankenabreißen, panischen Angstzuständen, paranoiden Symptomen, illusionären Verkennungen und halluzinatorischen Symptomen, den sog. Horror- und Flashback-Phänomenen (Abschn. 2.2.9).
Eine Dysregulation des endogenen Cannabinoid-Systems wird im Zusammenhang mit einer Reihe neuropsychiatrischer Krankheitsbilder wie z. B. der Schizophrenie diskutiert (Schneider et al. 2000). Es ist klinisch meist nicht zu differenzieren, ob der Cannabiskonsum eine schizophrene Psychose ausgelöst hat oder im Rahmen einer solchen beginnenden Psychose der Substanzmissbrauch erfolgte.
Oftmals reicht intensive Zuwendung („talking down“), eventuell sind Benzodiazepine (Diazepam 10 mg i. v.) hilfreich. Phenothiazine sind nicht notwendig (weiterführende Literatur, siehe Longhurst et al. 1997; Schmidbauer und Scheidt 2004; Geschwinde 2012).
Halluzinogene (LSD, Meskalin)
Es treten zum Teil sympathikomimetische Effekte wie Mydriasis, Tachykardie, Schwindel, Brechreiz, Magen-Darm-Koliken, Blutdruckerhöhung, Reflexsteigerung und Hyperthermie auf. Krampfanfälle sind möglich. Psychopathologische Phänomene sind Derealisations- und Depersonalisationsphänomene, Veränderungen des Raum- und Zeiterlebens, halluzinatorische und wahnhafte Erlebnisse, Verlust der Ich-Kontrolle, Körperschemastörungen, Angstattacken und Panikstörungen, depressive Verstimmungen, Suizidimpulse meist im Rahmen von Horror- und Flashback-Erlebnissen. Ganz typisch sind bunte optisch-szenische Halluzinationen: Die Wand öffnet sich, Comicfiguren werden sichtbar usw.
Therapeutisch ist wiederum beruhigendes Zureden angezeigt, Diazepam 10 mg i. v. ist möglich. Bei Bedarf Schockbekämpfung und Antikonvulsiva, z. B. 300–600 mg Valproinsäure i. v. Bei persistierenden Halluzinosen werden Neuroleptika gegeben (weiterführende Literatur, siehe Hermle et al. 1992; Schmidbauer und Scheidt 2004; Geschwinde 2012).
Phencyclidin (PCP, Angel Dust)
Tachykardien und Hypertonie treten auf, dazu Nystagmus, wechselnde Pupillengröße, Par- und Dysästhesien an den Extremitäten, Muskelrigidität bis hin zu Krampi. Kommt es zu Krampfanfällen, Atemlähmung und Koma (rotes Gesicht mit Speichelfluss) besteht Lebensgefahr. Ein buntes Durcheinander von optischen, akustischen, haptischen und gustatorischen Halluzinationen ist typisch, dazu Depersonalisationsphänomene, Störungen des Ich-Erlebens, des Raum-Zeit-Erlebens, Sprunghaftigkeit des Denkens, Zerfahrenheit, Angst und Suizidgedanken. PCP kann starke Glücksgefühle und Omnipotenzfantasien auslösen, es kommt zum Verlust der Selbstkontrolle. Im Gefühl der Schmerzunempfindlichkeit können schwere Selbstverstümmelungen oder Gewalttaten gegen Fremde auftreten.
Hochpotente Neuroleptika sind indiziert, wiederum eventuell auch Zuclopenthixol (z. B. Ciatyl-Acuphase®, nach Körpergewicht 50–100 mg i. m.). Kombinationen sind möglich (weiterführende Literatur, siehe Rosse et al. 1994; Schmidbauer und Scheidt 2004; Geschwinde 2012).
Weckamine (Amphetamine)
Hypertonie, Arrhythmie, Tachykardie und Ansteigen der Atemfrequenz kennzeichnen die kardiovaskulären Effekte der Amphetamine. Charakteristisch für die Psychopathologie sind Beziehungs- und Verfolgungswahn, optische und akustische Halluzinationen, Veränderungen des Körpererlebens und Hyperaktivität mit stereotypen Bewegungen. Desorientierung und Vigilanzeinschränkung fehlen oft. Bei intravenöser Applikation der Amphetamine kommt es zu einem Run mit einem Flash, damit ist eine orgiastische Euphorie mit Omnipotenzgefühl gemeint. Danach treten extremes Schlafbedürfnis, Hyperphagie, Apathie, depressive Syndrome und Suizidalität auf. Zerebrovaskuläre Hämorrhagien, Herzversagen und Hyperthermie stellen lebensbedrohliche Komplikationen dar.
Diazepam i. v. oder i. m. stellt die Therapie der Wahl dar, bei starker halluzinatorischer Komponente auch Neuroleptika. Barbiturate sind aufgrund der kardialen Interaktionen relativ kontraindiziert (weiterführende Literatur, siehe Thomasius et al. 1997; Schmidbauer und Scheidt 2004; Geschwinde 2012).
Kokain
Typische systemische Symptome sind Mydriasis, Tachykardie, Schwitzen und Hypertonie. Der Kokain-Schock ist gekennzeichnet durch das Bild des anaphylaktischen Schockes: extreme Blässe, Atemnot, kalter Schweiß und Kreislaufkollaps. Bei der Kokain-Intoxikation folgt auf das anfänglich euphorische Stadium ein Rauschzustand mit ängstlicher Stimmung, Gereiztheit, Wahnideen, akustischen, optischen und taktilen Halluzinationen. Nicht selten sind delirante Verläufe, Dämmerzustände (nichtepileptisch) und Erregungszustände mit Angst, paranoiden Reaktionen und aggressiven Verhaltensweisen. Es kann zu kritischen Körpertemperaturerhöhungen und Rhabdomyolysen kommen, weiterhin zu epileptischen Anfällen. Kokaininduzierte ischämische Insulte und Hirnblutungen werden in der Literatur kontrovers diskutiert (Scheid et al. 2000).
Die Therapie besteht in der Verabreichung von Diazepam, eventuell in einer Magenspülung. Bei ausgeprägter psychotischer Symptomatik sind hochpotente Neuroleptika, z. B. Butyrophenone in Kombination mit Phenothiazinen wirkungsvoll. Lebensbedrohliche Komplikationen, die zur Intubation und Beatmung zwingen, sind zentrale Atemlähmung, Status epilepticus und Herzversagen.
Kokain wird häufig in kristalliner Form geschnupft. Kombiniert mit Heroin wird die Mischung Speed Ball genannt. Dabei wird die erregende Wirkung des Kokains durch die zentrale Dämpfung des Heroins kontrastiert, was zu einer Summation der euphorisierenden Effekte beider Substanzen führt (weiterführende Literatur, siehe Rosse et al. 1994; Schmidbauer und Scheidt 2004).
Schnüffelstoffe (Dämpfe organischer Lösungs- und Verdünnungsmittel)
Unspezifische körperliche Symptome sind Ataxie, Dysarthrie, Nystagmus und Mydriasis. Die Patienten riechen nach den inhalierten Lösungsmitteln. Es kommt zu Bewusstseinstrübungen, Delirien, psychomotorischer Agitiertheit, illusionären Verkennungen, Halluzinosen und Wahnerlebnissen.
Therapiert wird mit Diazepam, eventuell Beta-Blocker, Sauerstoffzufuhr. An akuten Komplikationen können Atemdepression, Kollaps, Herzrhythmusstörungen, Herzstillstand, und Krampfanfälle auftreten. Eher chronische Folgen sind Nierenschäden, Leberschäden, Polyneuropathien und Kleinhirndegeneration (weiterführende Literatur, siehe Schmidbauer und Scheidt 2004; Geschwinde 2012).
Anticholinergika (atropinhaltige Substanzen, wie z. B. Nachtschattengewächse)
Atropin blockiert die körpereigenen Acetylcholin-Funktionen, es resultieren Mundtrockenheit, Hautrötung, Tachykardie, Mydriasis, fehlende Lichtreflexe, Harnverhalt, Atemdepression. Psychopathologisch sind maniforme und delirante Unruhezustände mit optisch-szenischen Halluzinationen und wahnhaften Erlebnissen typisch.
Die Therapie besteht in einer Magenspülung, bei zentralen Intoxikationserscheinungen sollte das Antidot Physostigmin gegeben werden. Eine Intensivtherapie wird dann meist notwendig (weiterführende Literatur, siehe Schmidbauer und Scheidt 2004; Geschwinde 2012).
Opioide
Die Allgemeinwirkungen bestehen in z. T. parasympathikomimetischen Effekten, also Miosis, Bradypnoe, Bradykardie, Bronchokonstriktion, Darmspasmen. Viele Konsumenten berichten von starkem Erbrechen, wenn sie spritzen. Es kann zu Kreislaufversagen, Lungenödem und Krampfanfällen kommen. Die typische Trias der akuten Opiatintoxikation besteht aus stecknadelkopfgroßer Pupille, Atemdepression und Koma.
Diese Konstellation zwingt immer zur Intubation und Beatmung. Das Antidot ist Naloxon (Narcanti®, 1 Amp. langsam i. v., eventuell wiederhohlen). Eine Intensivüberwachung ist angezeigt. Es ist zu beachten, dass bei Antidotgabe ein plötzliches Entzugssyndrom provoziert werden kann, in dessen Rahmen die Patienten aggressiv reagieren können. Methadon ist im akuten Notfall nicht indiziert (weiterführende Literatur, siehe Chen et al. 1999; Schmidbauer und Scheidt 2004; Geschwinde 2012).
Intoxikationssyndrome
Eine eindeutige Zuordnung der Intoxikationssyndrome ist oft nicht möglich, da die Drogen häufig unter falschem Etikett oder verunreinigt genommen werden. Dazu kommt der Hang zur Politoxikomanie auch schon vieler jugendlicher Konsumenten. Bekannt sind bei Jugendlichen auch Entzugssymptome bei Missbrauch von Gammahydroxybutyrat (Zepf et al. 2009).
Bei bekannter Droge lassen sich leichte Intoxikationserscheinungen meist gut mit Benzodiazepinen behandeln, was für Halluzinogene, Weckamine, Kokain und Schnüffelstoffe gilt.
Bei Opiat-Intoxikationen ist die Indikation zum Einsatz von Morphin-Antagonisten zu erwägen. Bei Horrortrip-Erlebnissen, Erregungszuständen nichtalkoholischer Natur und akuten Angst bzw. Panikzuständen ist neben der gesprächstherapeutischen Zuwendung wiederum der Einsatz von Diazepam oder Lorazepam zu erwägen. Bei deliranten Syndromen ist zu beachten, dass neben Rauschdrogen andere Substanzen eingenommen worden sein können. Clomethiazol kann eingesetzt werden, aber auch Levomepromazin, Tiaprid oder Carbamazepin, am besten in Kombination mit Lorazepam.
Immer sollte der Akutbehandlung eine Entgiftung mit anschließender Entwöhnung und die Entwicklung eines langfristigen Therapieplanes folgen.
Immer öfter kommt es zur Entwicklung eigengesetzlicher Psychosen, die in ihrem Verlauf schizophrenen Psychosen entsprechen und es gelegentlich unmöglich machen, zu entscheiden, ob ein Jugendlicher im Rahmen einer sich entwickelnden Schizophrenie Drogen genommen hat oder die konsumierte Droge eine schizophreniforme Psychose ausgelöst hat. Unter pragmatischen Gesichtspunkten betrachtet ist das auch ohne Belang, da die Therapie dieselbe ist. Generell scheint das Risiko psychotischer Entgleisungen bei dem gleichzeitigen Abusus mehrerer Drogen (Politoxikomanie) zu steigen, besonders aber beim gleichzeitigem Konsumieren von Cannabis und Amphetaminen sowie Alkohol (Dalmau et al. 1999). Für den Kinder- und Jugendpsychiater ist von Belang, dass der Substanzmissbrauch viele kinder- und jugendpsychiatrische Störungsbilder, wie z. B. das hyperkinetische Syndrom, die Störungen des Sozialverhaltens, affektive Störungen und einige Untergruppen der Essstörungen in ihrem Verlauf deutlich beeinflussen (Schulz und Remschmidt 1999).

Chronische hirnorganische Psychosyndrome

Wie bereits erwähnt, ist die Unterteilung in akute und chronische Psychosyndrome willkürlich. Viele der unter akut geführten Psychosyndrome in diesem Kapitel, wie z. B. die Psychosyndrome bei Stoffwechselstörungen oder Endokrinopathien, haben natürlich chronische Verläufe. Sie wurden nur unter differenzialdiagnostischen Gesichtspunkten im vorherigen Abschnitt schon besprochen.
Unter klinischen Gesichtspunkten lohnt sich eine Einteilung in die drei großen, im Weiteren besprochenen, chronischen organischen Psychosyndrome, von denen das Erste das häufigste ist.

Chronisches posttraumatisches Psychosyndrom

Ein spezifisches posttraumatisches Psychosyndrom des Kindes- und Jugendalters gibt es nicht, wenn sich auch ein typisches Symptommuster oft abzeichnet (Lehmkuhl und Thoma 1989). Eine Frontalhirnschädigung wird andere psychiatrische Symptome verursachen als eine Schädigung des Temporallappens. Oft liegen jedoch Schädigungen mehrerer Hirnanteile vor, weshalb neurologische, neuropsychologische und psychiatrische Symptome nebeneinander bestehen und sich überlappen (Gunther et al. 2008).
Die schwerste Form stellt das apallische Syndrom (Coma vigile, vegetative state) dar, in dem zwar Basisfunktionen wie Atmung und Ausscheidung erhalten sind, der Kranke jedoch keinen Kontakt, weder emotional noch anderweitig, mit der Umwelt mehr aufnehmen kann. Posttraumatische Epilepsien sind nicht selten im Kindes- und Jugendalter. Posttraumatische Frühanfälle haben hohe prognostische Relevanz für die Entwicklung einer posttraumatischen Epilepsie bei Kindern und beeinflussen den Langzeitverlauf nachhaltig negativ (Kieslich und Jacobi 1996; Inaba et al. 2013).
Völlig gleiche und spezifische psychische Symptome sind bei Z. n. SHT nicht zu erwarten. Wohl aber kann man bestimmte psychische Symptomkonstellationen spezifischen geschädigten Hirnanteilen zuordnen.
Eine Schädigung des dorsolateralen Präfrontalkortex führt auch bei Kindern zu erschwerter Umstellungsfähigkeit, gestörter Aufmerksamkeit und verminderter Sprachproduktion. Orbitofrontale Läsionen verursachen erhöhte Reizbarkeit und emotionale Labilität, Impulskontrollstörungen, Distanzstörungen bis hin zur Selbst- und Fremdgefährdung. Eine mediofrontale Läsion ist gekennzeichnet von Apathie, fehlender Motivierbarkeit bis hin zu akinetisch mutistischen Bildern (Berger und Berger-Margulies 1978; Amiez et al. 2015; Chavez et al. 2016; Perry et al. 2016; Sakurai et al. 2018). Ob es ein klassisches Frontalhirnsyndrom wie bei Erwachsenen auch bei Kindern gibt, wird immer wieder bezweifelt, da die Entwicklung des kindlichen – auch des geschädigten- Gehirns – viele Symptome modifiziert. Eine affektive Steuerungsschwäche fanden jedoch auch Kleinpeter et al. (Kleinpeter 1993).
Schädigungen des Temporalhirns, insbesondere des Hippocampus, führen zu psychomotorischer Verlangsamung und Störungen der zentralen Informationsverarbeitung. Die Symptomkombination ausgeprägter oraler Tendenzen mit Hypersexualität, verlangsamten motorischen Abläufen und Gedächtnisstörungen tritt bei beidseitiger Temporalhirnschädigung z. B. nach SHT oder nach Enzephalitis auf und wird Klüver-Bucy-Syndrom genannt.
Zerebelläre und parietale Schädigungen können sich in neurologischen Ausfallsymptomen äußern. Insofern ist eine umfassende neurologische, neuropsychologische und kinder- und jugendpsychiatrische Bestandsaufnahme des betroffenen Kindes erforderlich. Für die kinder- und jugendpsychiatrische Beurteilung empfiehlt sich die Child Behavior Check List (Achenbach; Belter et al. 1996). Ein zeitaufwendiger, aber aussagekräftiger neuropsychologischer Test ist der TÜKI (Tübinger Luria-Christensen-Inventar; neuropsychologische Untersuchungsreihe für Kinder mit 9 Untertestbereichen für Motorik, Wahrnehmung, mnestischen und Denkprozessen, Sprache usw.).
Die neuropsychologische Leistungsdiagnostik im Rahmen neuropsychologischer Untersuchungen umfasst drei große Bereiche:
  • Aufmerksamkeit: Aufmerksamkeitskontrolle, kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit; selektive, geteilte und Daueraufmerksamkeit,
  • Gedächtnis: Informationsaufnahme, Behalten neuer Informationen, Abruf neuer und alter Gedächtnisinhalte,
  • Denken: induktives und divergentes Denken, Planen, Problemlösen (Heubrock und Petermann 1996).
Es scheint so zu sein, dass bestimmte kinder- und jugendpsychiatrische Erkrankungen eine höhere Inzidenz nach einem SHT aufweisen. So stellt eine traumatische Hirnschädigung für Kinder und Jugendliche ein hohes Risiko einer späteren psychiatrischen Erkrankung dar (Max et al. 1998b), meistens einer organische Persönlichkeitsstörung (ICD-10). Kinder mit einem hyperkinetischen Syndrom (Attention Deficit Hyperactivity Disorder, ADHD) erleiden mehr SHT im Vergleich zu anderen, eine ADHD nach SHT entwickeln mehr Kinder aus schlechten psychosozialen Verhältnissen (Gerring et al. 1998). Dabei ist die Ausprägung der Symptome korrelierend mit der Schwere des Hirntraumas. Eine komplette posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) entwickelten 2 von 46 untersuchten Kindern nach traumatischer Hirnschädigung, ein Symptom der PTSD zeigten 3 Monate nach Trauma 69 %, 2 Jahre danach noch 12 %. Eine internalisierende Störung zur Zeit des SHT war der aussagekräftigste Prädiktor für die Entwicklung von PTSD-Symptomen (Max et al. 1998a).
In Rostock wurden in den 70er- und 80er-Jahren 224 Kinder, die ein mittelschweres oder schweres Hirntrauma erlitten hatten, 157 davon im Vorschulalter, bis in das Erwachsenenalter hinein in ihrer Entwicklung verfolgt, mit Querschnittsuntersuchungen alle 5 Jahre (Kleinpeter 1993). Zehn Jahre nach dem Unfall fanden sich neurologische Symptome bei 38 %, eine subjektive Behinderung bestand bei 8 %. Dauerte die Bewusstlosigkeit von Kindern im Alter unter 5 Jahren länger als eine Woche, erreichte keines mehr normale Intelligenzwerte. Je jünger die Kinder waren, desto schwerer die Retardierung. Ein Drittel der Kinder, die 1–7 Tage bewusstlos waren, zeigte eine Retardierung, jedes 10. der Kinder mit einer Bewusstlosigkeit unter 24 Stunden. Jüngere Kinder zeigten nach schwerem SHT vorrangig Störungen im intellektuellen Bereich, während sich neurologische Symptome besser zurückbildeten. Bei Schulkindern war das umgekehrt. Deren Leistungsfähigkeit wurde eher durch das hirnorganische Psychosyndrom beeinträchtigt. Dabei fallen Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwäche und vermehrte Reizbarkeit am meisten ins Gewicht. Nach 10 Jahren ist diese Symptomatik noch bei 23 % der Patienten mit mittelschwerem Trauma zu beobachten (leichtes Trauma 11 %). Die Prognose der sozialen Integration war in dieser Gruppe bei den temporobasal verletzten Kindern ungünstig (Häßler 2007). Die stirnhirnverletzten Kinder waren jedoch deutlich weniger sozial integriert nach der Pubertät, wurden z. T. auch forensisch auffällig. Anderson et al. (Anderson und Catroppa 2005; Anderson et al. 2005a, b) fanden eine positive Korrelation zwischen der Schwere des SHT und den intellektuellen Fähigkeiten, insbesondere der kognitiven Flexibilität und dem abstrakten Denken, in einem Zeitraum von bis zu 2 Jahren nach dem SHT. Aufgrund der Hirnplastizität spielte das Alter zum Zeitpunkt des SHT eine nachrangige Rolle. Die prätraumatischen adaptiven Fähigkeiten sowie die familiären Copingstrategien beeinflussten neben der Schwere des SHT wesentlich das Outcome (Anderson et al. 2006). In einer anderen aktuelleren Untersuchung bildeten 15 % der Kinder im 1. Jahr und 21 % aller Kinder im 2. Jahr nach dem SHT ein sekundäres Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) aus, wobei ein prätraumatisches abnormes psychosoziales Umfeld alleinige prädiktorische Bedeutung hatte (Max et al. 2005b, c). Die Lokalisation der Hirnschädigung im dorsopräfrontalen Kortex korrelierte dagegen mit Veränderungen von Persönlichkeitsmerkmalen wie affektive Labilität, Aggressivität, Impulsivität, Apathie und paranoiden Wahninhalten (Max et al. 2005a). Im Gegensatz zu Kleinpeter (Kleinpeter 1993) fanden Lange-Cosack et al. (Lange-Cosack et al. 1979) und Remschmidt (Remschmidt et al. 1979) keine sicheren Zusammenhänge zwischen Schwere der Initialsymptome nach dem Unfall und den nachfolgenden Symptomen.
„Beispiel“
Fallbeispiel
Das 10-jährige Mädchen wird nach einem schweren Verkehrsunfall in die Chirurgie eingewiesen, dort intubiert und beatmet. In der initialen CT wird ein links temporoparietales subdurales Hämatom, eine Mittellinienverlagerung um 5 mm nach rechts und eine generelles Hirnödem sichtbar (Abb. 3a). Die nach 5 Tagen durchgeführte Folge-CT zeigt beidseits frontale, links temporobasale und temporoparietale Kontusionsblutungen sowie Blut im Interhemisphärenspalt (Abb. 3b). Der linke Seitenventrikel wird komprimiert. In mehreren Folge-MRT wird zusätzlich eine ischämische Schädigung im rechten Thalamusgebiet deutlich, ebenso im rechten Temporallappen. Das Hirnödem nimmt ab, ebenso die Mittellinienverlagerung (Abb. 3c). Nach Extubation ist das Mädchen wechselnd weinerlich und affektinkontinent oder stuporös-mutistisch. Die Impulskontrollstörung überwiegt jedoch, sie ist nur schwer mobilisierbar, wehrt ab, ist teilweise fremdaggressiv. Sie wird konsiliarisch kinderneuropsychiatrisch betreut, die Mutter früh in die Pflege und die Beübung eingebunden. Einer psychopharmakologischen Behandlung außer einer milden Sedierung mit Benzodiazepinen zur Nacht steht die Mutter ablehnend gegenüber.
Diagnose: schweres SHT mit intrakraniellen Blutungen und akutem hirnorganischem Psychosyndrom.
Nach der kinderneurologischen Rehabilitation in einer spezialisierten Einrichtung bleibt letztendlich ein chronisches hirnorganisches Psychosyndrom mit erhaltener allgemeiner Intelligenz und ausgestanzten Schwächen der Merkfähigkeit und der Aufmerksamkeit zurück. Weiter imponieren eine ständige Gereiztheit und Verstimmtheit, das Mädchen ist antriebsschwach, reagiert auf unangenehme Anforderungen aber gelegentlich mit massiven Aggressionen. Aufgrund eines (anamnestisch nicht ganz sicher zu beurteilenden) generalisierten epileptischen Anfalles und neu auftretender steiler Potenziale im EEG wird sie auch unter der Vorstellung der Behandlung der affektiven Steuerungsschwäche auf Carbamazepin eingestellt. Sie besucht die Realschule, hat große soziale Schwierigkeiten, fühlt sich in der Gruppe der Gleichaltrigen abgelehnt und verspottet wegen ihrer Umstellungserschwernis. Eine stationäre kinder- und jugendpsychiatrische Behandlung lehnt sie ab, die Betreuung erfolgt ambulant über die Institutsambulanz.

Chronisches postenzephalitisches Psychosyndrom

Durch die intensive Betreuung der Neugeborenen und Säuglinge, den regelmäßigen Untersuchungen in den ersten Lebensmonaten und Lebensjahren, werden Entzündungen des zentralen Nervensystems in diesem Alter meist früh erkannt und früh behandelt. Gleiches gilt für das Kleinkind- und Kindesalter. Wahrscheinlich ist deswegen die Inzidenz chronischer postenzephalitischer Psychosyndrome deutlich rückläufig, verglichen mit der älteren Literatur. Man denke nur an die vielen Patienten mit chronischen postentzündlichen Hirnveränderungen nach der Epidemie der asiatischen Grippe 1918. Auch postvakzinale Enzephalitiden oder Enzephalopathien sind glücklicherweise selten geworden. Bakterielle Entzündungen des ZNS, deren Folgezustände in diesem Abschnitt mit besprochen werden sollen, sind doch etwas häufiger, haben aber aufgrund der meist früh einsetzenden Diagnostik und der suffizienten und differenzierten therapeutischen Möglichkeiten eine sehr viel bessere Prognose als früher. Insofern sehen die Kinder- und Jugendpsychiater im klinischen Alltag eher weniger solche Patienten, es sei denn sie betreuen ein Heim für geistig und körperlich behinderte Menschen oder sie müssen gutachterlich Stellung nehmen.
Im deutschsprachigen Sprachraum wird immer noch gerne der Begriff der postenzephalitischen Wesensänderung gebraucht, drückt er doch ein Charakteristikum dieses Psychosyndroms aus. Im Gegensatz zum posttraumatischen chronischem Psychosyndrom, das eher „hirnlokalen“ Charakter hat, ist oft das ganze Wesen des Betroffenen im Residualzustand nach einer schweren Enzephalitis oder Meningoenzephalitis verändert. Es gibt jedoch keine typischen und für alle Fälle zutreffenden postenzephalitischen Veränderungen. Wir wissen heute, dass die Erreger im ZNS bestimmte Hirnanteile bevorzugen, so die Bevorzugung des Temporallappens durch die Herpesviren. Generalisierte Entzündungen des ZNS, die alle Hirnanteile erreichen, treten noch auf im Rahmen einer generalisierten Sepsis, bei stark immungeschwächten Kindern oder wenn die Diagnose verschleppt wird. Insofern sind klinisch postenzephalitische kaum von schweren posttraumatischen Wesensveränderungen oder schweren Oligophrenien anderer Ursache zu unterscheiden. Das bunte Durcheinander neurologischer und psychopathologischer Symptome sowie die Gefühlsverarmung und die emotionale Unerreichbarkeit weisen auf ein postenzephalitisches Psychosyndrom hin.
Das Ausmaß der geistigen Behinderung ist bei Kindern wahrscheinlich größer als das der körperlichen, ist bei den früh virostatisch behandelten Kindern tendenziell geringer, bei jüngeren Kindern generell größer und abhängig von der Schwere des begleitenden epileptischen Syndroms (Kluger et al. 2000).
Gelegentlich finden sich schizophreniforme Bilder, sog. Propfschizophrenien. Häufige Folgeerscheinungen sind Epilepsie (Koelfen et al. 1994) oder extrapyramidale Störungen, wobei der postenzephalitische Parkinson nur im Erwachsenenalter klinisch in Erscheinung tritt (Pramstaller et al. 1996; Livingston Hunt und Cornwall 2014).
Weiterhin ist zu beachten, dass aufgrund der lokalisatorischen Vorliebe bestimmter Erreger im Hirn durchaus auch „lokal“ gefärbte chronische Psychosyndrome auftreten.
Neben möglichen meist spastischen Paresen, dystonen und athetoiden Bewegungen, Hirnnervenstörungen und Krampfanfällen kommt es zur Entwicklungsretardierung und auch zum demenziellen Abbau. Bei schweren Folgezuständen resultiert immer eine Intelligenzminderung.
Die Kinder sind mimisch starr, emotional oft schwer erreichbar, ihre Stimmung wechselt abrupt. Es kann zu schweren aggressiven Durchbrüchen kommen, dann wieder sind sie monatelang ruhig und apathisch. Charakteristisch sind ständige schaukelnde Bewegungen, sog. Jaktationen und plötzliche laute Schreie.
Diese Verhaltensweisen können sie stunden- und tagelang durchhalten. Dazu kommt bei vielen Patienten eine erethische Unruhe: Sie sind immer in Bewegung, werfen sich im Bett hin und her, schlagen bisweilen unmotiviert zu oder laufen plötzlich weg, reißen oder drehen sich die Haare heraus (Trichotillomanie). Gelegentlich sind kurzzeitige Fixierungen notwendig. Viele sind stuhl- und harninkontinent. Das Verhalten wirkt ungehemmt und triebgesteuert (z. B. exzessive Nahrungsaufnahme, Onanie). Die Kinder sind oft nur sehr begrenzt lernfähig, brauchen feste Strukturen und Grenzen, sie sind außerordentlich umstellungserschwert. Genauso finden sich aber auch ruhige, zurückgezogene Kinder mit teilweise mutistischen Verhaltensweisen, die oft Scheu vor anderen Menschen haben. Manche wirken wie langzeitkranke Schizophrene, sie sind kaum motivierbar, es imponiert eine Negativsymptomatik.
Leichtere Verlaufsformen sind häufiger (Marton et al. 1995). Von 20 nachuntersuchten Kindern, die eine virale Enzephalitis unabhängig von der Ätiologie des Erregers durchgemacht hatten, zeigten 10 % ein schweres Residualsyndrom, 35 % entwickelten eine Epilepsie. Alle im Zeitraum von 6 Monaten bis 5 Jahren nachuntersuchten Kinder waren in den testpsychologischen Untersuchungen in einem oder mehreren Teilbereichen unterhalb der Altersnorm (Koelfen et al. 1994; Michaeli et al. 2014). Die neuropsychologischen Auffälligkeiten betreffen oft Konzentration und Aufmerksamkeit. Ob sich in Folge einer durchgemachten Entzündung des ZNS gehäuft hyperkinetische Syndrome mit Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen entwickeln, ist nicht bekannt.
Neuropsychologische Ausfälle nach bakteriellen Meningitiden sind sehr viel weniger schwer und wesentlich seltener als nach viralen Enzephalitiden. Von Erwachsenen ist bekannt, dass sie nach einer bakteriellen Meningitis häufiger psychomotorisch verlangsamt sind und mehr Gedächtnisstörungen aufweisen (Merkelbach et al. 2000; Hoogman et al. 2007).
Die Prognose der schweren Residualzustände ist meistens schlecht, man sollte sich jedoch davor hüten, sich zu früh festzulegen. Es ist erstaunlich, was schwer hirnorganisch geschädigte Kinder noch lernen können. Manchmal kommt nach Jahren der Stagnation plötzlich doch noch ein Entwicklungssprung, oft nach der Pubertät.

Chronisches Psychosyndrom bei Epilepsie

Genauso wenig wie es ein spezifisches posttraumatisches Psychosyndrom gibt, lässt sich ein typisches epileptisches Psychosyndrom abgrenzen. Kinder mit einer Epilepsie weisen aber oftmals begleitende affektive und kognitive Störungen auf, die einerseits als durch die Epilepsie bedingt aufgefasst werden, andererseits reaktiver Natur sind. Daneben gehen bestimmte Epilepsiesyndrome generell mit einem intellektuellen Abbau (z. B. Lennox-Gastaut-Syndrom) oder anderen Störungen einher (z. B. das Landau-Kleffner-Syndrom mit Aphasie).
Die Epilepsie ist im Kindes- und Jugendalter eine häufigere Erscheinung, es werden also Komorbidäten mit kinder- und jugendpsychiatrischen Erkrankungen zu erwarten sein. Bekannt ist seit längerem von Erwachsenen, dass bestimmte Epilepsieformen (hauptsächlich Temporallappenepilepsien „mit Dyskognition“; Berg et al. 2010) einen Risikofaktor darstellen, an einer chronischen interiktalen Psychose zu erkranken, die phänomenologisch am ehesten einer Schizophrenie gleicht (Toone 2000). Diese Kombination wird von einigen Autoren schizophrenieähnliche Epilepsiepsychose genannt (schizophrenia like epilepsy, SLPE) (Perez und Trimble 1980; Toone 2000; Florez Menendez und Gomez-Reino 2001; Gelisse et al. 2002; Luiz Marchetti et al. 2003; Angelopoulos et al. 2009; Adachi et al. 2010). Als Entität ist sie nicht anerkannt, aber auch bei Kindern ähnlich beschrieben (Nussbaum et al. 2017). Sie verläuft ähnlich wie eine Schizophrenie, spricht auf Neuroleptika an und ist weitestgehend unbeeinflusst von der Anfallsfrequenz. Es wird vermutet, dass eine pathogenetisch enge Verbindung zwischen beiden Erkrankungen besteht (Suckling et al. 2000). Diese Vermutung wird gestützt durch die Tatsache, dass die Inzidenz der Schizophrenien bei Epilepsiekranken zwischen 3 und 7 % beträgt, in einer Normalpopulation jedoch nur etwa 1 % (Toone 2000). Andere Studien bestätigen diese Häufung von Psychosen bei Epilepsiekranken (Bredkjaer et al. 1998; Kanner und Rivas-Grajales 2016; Allebone et al. 2018; Maguire et al. 2018), auch bei Kindern (Besag et al. 2016). Eine mögliche Erklärung wäre, dass Läsionen im Temporallappen, wie sie z. B. bei Geburtskomplikationen durch Sauerstoffmangel oder ähnliches entstehen, sowohl die Entwicklung von Schizophrenien als auch von Epilepsien begünstigen (Roberts et al. 1990; Akanuma et al. 2005; Flugel et al. 2006). Daten von Kindern und Jugendlichen zu epileptischen Psychosen sind spärlich (Paquier et al. 1992; Minns und Valentine 1994; Besag et al. 2016; Nussbaum et al. 2017). Die differenzialdiagnostische Unterscheidung Temporallappenepilepsie oder Psychose kann im Jugendalter außerordentlich schwierig sein (Minns und Valentine 1994). Das wird durch das folgende Fallbeispiel illustriert.
„Beispiel“
Fallbeispiel
Der 15-jährige Junge wird in der Institutsambulanz mit der Bitte um Behandlung von Panikattacken vorgestellt. Eine fast 1-jährige ambulante kinderpsychiatrische Diagnostik und Betreuung einschließlich medikamentöser Therapie sei erfolglos geblieben. Das EEG sei unauffällig. Der Junge berichtet über plötzliche Angstanfälle: „Plötzlich ist alles so komisch, das kommt aus dem Bauch.“ Der Vater berichtet, der Junge werde plötzlich bleich und laufe dann ziellos umher. Das hätte in letzter Zeit zugenommen. Manchmal würde er dabei unverständliche Wörter murmeln und komische Gesichtsbewegungen haben. Auf gezieltes Nachfragen hin erinnert der Vater eine Episode, in der der Junge eigenartig drehende Fingerbewegungen während einer Attacke getätigt hätte. Die nach sofortiger stationärer Aufnahme durchgeführten EEG-Ableitungen zeigen einmalig monomorphe Thetawellen rechts temporal über mehrere Sekunden (Abb. 4), die zerebrale MRT einen im rechten Temporallappen gelegenen Tumor (Abb. 4). Somit sind die geschilderten „Angstattacken“ als Anfallsäquivalente zu werten. Nach Einstellung auf Valproinsäure sistierten sie vollständig, ebenso die motorischen Anfallsäquivalente. Der Junge wurde in die Neurochirurgie zur operativen Intervention überwiesen.
Kinder mit Epilepsien zeigen deutlich höhere Scores für depressive und Angstsymptome (gemessen mit dem CDI, aus Ettinger et al. 1998a). Die Risikofaktoren dafür liegen in einer Kombination neurologischer, anfallsbedingter, familiärer und persönlichkeitsbedingter Faktoren. Aufmerksamkeitsstörungen und depressive Symptome werden oft übersehen (Dunn und Austin 1999). Ob subklinische epileptiforme Entladungen neuropsychologische und psychosoziale Funktionen beeinträchtigen und deswegen therapiert werden sollten, wird diskutiert.
Von Erwachsenen sind Komorbidäten psychiatrischer Erkrankungen bei chronischer Epilepsie wohlbekannt. Die Inzidenzen liegen zwischen 20 und 70 %. Es sind in der Mehrzahl Depressionen und Dysthymien (Hermann et al. 2000; Kanner 2008; Lacey et al. 2009; Karouni et al. 2010). Dabei ist es nicht die Epilepsie selbst, die Depressionen verursacht, also z. B. Anfallshäufigkeit oder -frequenz, sondern soziodemografische und psychosoziale Probleme sind die Prädiktoren. Die Epilepsie ist also nur erschwerender Kofaktor. In manchen Studien finden sich auch vermehrte Depressionssymptome bei Jugendlichen mit Epilepsie (Dunn et al. 1999; Besag et al. 2016). Dabei scheinen Einstellung zur Erkrankung, Krankheitsattribuierung und familiäre Bedingungen die entscheidenden Faktoren zu sein (gemessen mit CDI und YSR, Dunn et al. 1999). Als Konversionssymptom aufzufassende nichtepileptische Anfälle (Pseudoanfälle) haben zwischen 10 und 25 % der Kinder und Jugendlichen, die in Epilepsiezentren zur videogestützten Diagnostik aufgenommen wurden (Andriola und Ettinger 1999; McWilliams et al. 2017; Madaan et al. 2018). Nichtepileptische und epileptische Anfälle können auch nebeneinander bestehen. Es ließen sich eine Vielzahl anderer komorbider Störungen aufführen, deren nosologische Trennung von der Epilepsie oft klinisch schwer, unter pragmatischen Gesichtspunkten aber auch nicht immer notwendig ist. Die kinder- und jugendpsychiatrische Therapie folgt den Richtlinien für die psychiatrische Erkrankung.
Kinder mit einer Epilepsie haben, abhängig vom Alter und von der Art der Epilepsie, Befürchtungen und Ängste in Bezug auf ihre Erkrankung (Kap. „Chronische somatische Erkrankungen mit psychischer Beteiligung in Kindheit und Jugendzeit“). Verhaltensprobleme und kognitive Störungen treten bei Kindern mit Epilepsien häufiger auf als bei solchen mit anderen chronischen Erkrankungen oder in der Normalpopulation (Kozlowska et al. 2018a, b).
Bestimmte Epilepsieformen gehen per se mit intellektueller Retardierung einher. Das bekannteste Syndrom, wohl aber auch überdiagnostizierteste, ist das Lennox-Gastaut-Syndrom. Das Syndrom ist charakterisiert durch (Hirt 1996; Arzimanoglou et al. 2009; Hancock und Cross 2009; Autry et al. 2010; Gallop et al. 2010; Lee et al. 2010; Michoulas und Farrell 2010; Asadi-Pooya 2018):
1.
diffuse Spike-Slow-Wave-Komplexe im EEG,
 
2.
tonische Anfälle,
 
3.
mentale Retardierung (nicht von allen anerkannt; Aicardi und Levy Gomes 1992),
 
4.
atypische Absencen,
 
5.
episodische rasche Rhythmen im NREM-Schlaf,
 
6.
epileptische Staten,
 
7.
atonische Anfälle.
 
Die ersten 5 Symptome sind für die Diagnosestellung notwendig. Die psychomotorische und mentale Entwicklung ist vor Beginn der Anfälle je nach Autor zwischen 27 und 66 % normal (durchschnittlich 45 % nach Hirt 1996). Bei den kryptogenen Fällen ist die mentale Entwicklung prämorbid normal. Nach Einsetzen der Anfälle und der typischen EEG-Veränderungen verlangsamt sich die psychomotorische Entwicklung, danach kommt es zum demenziellen Abbau. Acht Jahre nach Krankheitsbeginn sind mehr als drei Viertel der Patienten mental stark beeinträchtigt. Das gilt auch für die Fälle, in denen sich die Epilepsie aus vorheriger Gesundheit heraus entwickelt (kryptogen). Bei den sekundären Fällen mit vorheriger organischer Hirnschädigung ist die mentale Retardierung stärker ausgeprägt. Früher Beginn führt ebenfalls zu stärkerer Schädigung. Die antiepileptische Therapie steht im Vordergrund, sie ist oft sehr schwierig.
Das Landau-Kleffner Syndrom ist eine aus normaler Entwicklung heraus entstehende aphasische Störung, die begleitet wird von Spike-Slow-Wave-Paroxysmen im EEG und generalisierten Anfällen. Die Anfälle können klinisch sehr spät oder auch gar nicht auftreten. Ob die Aphasie als Ausdruck epileptischer Aktivität aufzufassen ist (Deonna 1991) oder als gestörte auditorische phonologische Diskrimination (Korkman et al. 1998), kann derzeit nicht abschließend beantwortet werden (Tuft et al. 2015; Riccio et al. 2017). Das Syndrom gehört zur Differenzialdiagnose der Entwicklungsstörungen (2009; Cross und Neville 2009; Duran et al. 2009; Kleffner und Landau 2009; Van Bogaert und Paquier 2009). Die Behandlung kann mit Kortikosteroiden erfolgen (Paquier et al. 1992), kombiniert mit Antiepileptika, bevorzugt wird Valproinsäure, möglich ist aber auch Lamotrigin (Häßler et al. 1999), an neueren Antiepileptika Perampanel und Rufinamide, evtl. in Kombination mit Cannabidiol (Auvin et al. 2017; Tsukamoto et al. 2017; Ostrovsky und Ehrlich 2018). Als Ultima Ratio wird eine subpiale Transsektion diskutiert (Morrell et al. 1995; Al-Banji et al. 2015).
Antiepileptische Medikamente greifen generell in den Hirnstoffwechsel ein und haben die verschiedensten Wirkungen. Die stimmungsstabilisierende Wirkung von Valproinsäure, die inzwischen zur Behandlung von Affektpsychosen bei Erwachsenen in Deutschland zugelassen ist, wurde bereits genauso erwähnt wie die valproatinduzierten Enzephalopathien oder der valproatinduzierte Lupus erythematodes (zur Entwicklung polyzystischer Ovarien, siehe Fachinformation). Barbiturate sedieren stark, Gabapentin kann aggressives Verhalten fördern. Einen generellen Überblick zu unerwünschten Wirkungen der Antiepileptika gibt Tab. 9. Von den neueren, vor allem GABAergen Antiepileptika, werden die unterschiedlichsten kognitiven Effekte berichtet. Die Daten sind allerdings schon für Erwachsene dürftig, für Kinder sind generelle Empfehlungen aufgrund der Datenlage für den Einsatz als Psychopharmaka derzeitig nicht möglich.
Tab. 9
Unerwünschte Wirkungen von Antiepileptika (modifiziert nach Greenwood 2000)
Medikament
Unerwünschte Wirkung
Zahnfleischhyperplasie, Hirsutismus, periphere Neuropathie, Hypersensivitätsreaktionen
Barbiturate
Verhaltensstörungen, kognitive Störungen, Dupytren-Kontrakturen, periphere Neuropathien
Suximide
Schluckauf, gastrointestinale Störungen, Sehstörungen
Carbamazepin, Oxcarbamazeoin
Leukopenien, Hauterscheinungen, Mundtrockenheit, Akkomodationsstörungen (in der Einstellungsphase)
Sedierung, Hypersalivation
Valproinsäure
Gewichtsanstieg, endokrinologische Störungen, Tremor, Haarverlust, Thrombozytopenie, hepatische Enzephalopathie, Pankreatitis
Felbamat
Gewichtsverlust, Schlafstörungen, aplastische Anämien(!), Leberstörungen
Gabapentin
Hyperaktivität, Impulskontrollstörungen, fördert aggressives Verhalten bei Kindern
Topiramat
Sprachstörungen, Verhaltensstörungen, Nierensteine, Parästhesien, Gewichtsverlust, fraglich kognitive Beeinträchtigungen
Tiagabin
Tremor, emotionale Störungen
Gesichtsfelddefekte, Verhaltensstörungen, Schlafstörungen, Depression, Psychosen (Landolt), Hyperaktivität
Nierensteine, Landolt-Reaktion
Von Lamotrigin werden bei Kindern mit mentaler Retardierung und Epilepsie sowohl positive als auch negative psychotrope Effekte beschrieben (Ettinger et al. 1998a).

Organisches Psychosyndrom nach zerebraler Ischämie

Von einem kindlichen Schlaganfall wird gesprochen, wenn bei Kindern zwischen Geburt und dem Adoleszentenalter eine akute neurologische Symptomatik auftritt, welche durch eine hämorrhagische, ischämische oder metabolisch bedingte fokale Schädigung hervorgerufen wird, wobei die Lokalisation der Schädigung den klinischen Symptomen entsprechen muss (Steinlein und Pavlovic 2005). Bezüglich der Symptome und deren Auftretenshäufigkeit wie Hemiparese, Fazialisparese, Kopfschmerzen, Bewusstseinsveränderung, Dysphasie/Aphasie, Hypotonie/Hypertonie, Hemisensorik, Krämpfe, Ataxie, Übelkeit, Sehstörungen, Schwindel, Dysphagie, Verhaltensauffälligkeiten und Papillenödem gibt es keine Unterschiede zu Erwachsenen. Hinsichtlich der Dauer jedoch schon, denn die Symptome sind bei Kindern häufig flüchtiger (Häßler 2007). Unter den psychiatrischen Störungen bei hemiplegischen Kindern nach einem Schlaganfall dominierten emotionale Störungen (25 %), Verhaltensstörungen (24 %), situationsbezogene Hyperaktivität (13 %), pervasive Hyperaktivität (10 %) und autistische Störungen (3 %), wobei Sprech- und Sprachstörungen in 34 % und epileptische Anfälle in 26 % auftraten (Goodman und Graham 1996). Neuropsychologische Probleme bestimmen weitestgehend die Lebensqualität und die Langzeitprognose. Der IQ nach Schlaganfall liegt nach einer Metaanalyse vorliegender Studien mit 86–97 IQ-Punkten unter dem Populationsmittelwert von 100 (Kaufmann und Everts 2005). Die Schulbewährung bleibt hinter den IQ-korrelierten Erwartungen zurück, da Teilleistungsstörungen (Aufmerksamkeit in 27 %, Kurzzeitgedächtnis in 73 %, Langzeitgedächtnis in 46 %, visuokonstruktive Leistungen in 36 %, rechnerisches Denken in 36 % und Überbegriffe finden in 27 %) den Schulerfolg negativ beeinflussen. Welchen Einfluss das Alter zum Zeitpunkt des Schlaganfalls hat, wird kontrovers diskutiert. Dagegen führt ein rechtshemisphärischer Insult zu schlechteren Ergebnissen als ein linkshemisphärischer (De Schryver et al. 2000; deVeber et al. 2000; Bernard et al. 2008).
Nach Schätzungen sind etwa 5–10/100.000 Kinder betroffen (Lanthier et al. 2000). Die Alterskurve zeigt einen Schwerpunkt für Kinder unter 2 Jahren und fällt dann bis zum Jugendalter stetig ab. Für die Altersgruppe von 0–15 Jahren variiert die durchschnittliche jährliche Inzidenz für ischämische Insulte von 2,7–13,0/100.000 (Daseking et al. 2003).
Da 45 % der jungen betroffenen Patienten langfristig beeinträchtigt sind (Daseking et al. 2003; Millichap 2015; Masri und Al-Ammouri 2016; Nasiri et al. 2016), benötigen sowohl die Kinder selbst entsprechend ihrem Entwicklungsstand, die Eltern und die Lehrer eine auf die Langzeitprognose ausgerichtete sachliche Aufklärung. Klassenwiederholung, spezifische Lernhilfen und Sonderbeschulung sind sinnvolle Maßnahmen, um einerseits den Erwartungs- und Leistungsdruck zu reduzieren und anzupassen und andererseits dem Kind eine adäquate soziale Integration mit behutsamer Normalisierung entsprechend den aktuell gegebenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu ermöglichen. Regelbeschulung als Gradmesser für erfolgreiche Integration lässt häufig außer Acht, dass neurologisch mittelschwer bis schwer gehandicapte Kinder mit zeitaufwendiger Rehabilitation (Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie etc.) Peer-Beziehungsprobleme aufweisen. Ihr Anderssein führt zu Ausgrenzungen, Demütigungen, schmerzlicher Wahrnehmung eigener Insuffizienz und somit zu Selbstwertproblematik, Depression, Suizidalität, Dissoziationen, psychosomatischen Reaktionsmustern u. a. psychischen Folgestörungen (Häßler 2007). Dies kann auch durch Beschulung unter Inklusionsbedingungen oft nur unvollständig aufgefangen werden.
Da schädigende Auswirkungen eines frühen Schlaganfalls häufig erst mit einer gewissen Latenz auftreten, sollten die betroffenen Kinder langfristig neuropsychologisch begleitet werden. Kinder mit Hemiparesen und schlaganfallbedingten sprachlichen Defiziten haben ein hohes Risiko für sekundäre emotionale und Verhaltensstörungen.
Schlaganfallerkrankte Kinder sollten frühzeitig in ein ambulantes Rehabilitationsprogramm aufgenommen werden, welches regelmäßig den Entwicklungsstand und die Entwicklungsfortschritte überprüft. Bezüglich der motorischen, sensiblen, sprachlichen, visuellen, akustischen, kognitiven und sozialen Beeinträchtigungen muss eine effektive Intervention aus vielen Bausteinen bestehen, die die individuellen Bedürfnisse und Erfordernisse berücksichtigt. Dabei ist ein gewisses hierarchisches Vorgehen angezeigt, da es keinen Sinn macht, den zweiten vor dem ersten Schritt zu realisieren. Zuerst müssen die basalen Fähigkeiten/exekutive Funktionen, wie Wahrnehmung, Gedächtnis etc., weitestgehend wiederhergestellt werden, ehe komplexe Funktionen trainiert werden können.

Andere Ursachen chronischer hirnorganischer Psychosyndrome

Bekannt sind chronische psychische Auffälligkeiten bei vielen chronischen Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters. Sie sind jedoch nicht unbedingt spezifischer, oftmals aber reaktiver Natur. Kinder und Jugendliche mit Hirntumoren entwickeln nach Operation und eventueller Bestrahlung und Chemotherapie kognitive und psychosoziale Langzeitfolgen, die spezifischer Diagnostik und Therapie bedürfen. Besonders die schulische Reintegration gestaltet sich oft schwierig (Konrad und Gauggel 2001). Für den Kinder- und Jugendpsychiater gelegentlich von Bedeutung sind Hypophysenfunktionsstörungen mit Minderwuchs, Schilddrüsenfunktionsstörungen (Morbus Basedow) und Nebennierenrindenfunktionsstörungen im Sinne eines chronischen endokrinen Psychosyndroms. Diese Kinder weisen aber keine spezifischen psychopathologischen Symptome auf, nur müssen Verhaltensauffälligkeiten oder Entwicklungsretardierungen differenzialdiagnostisch auch unter diesen Gesichtspunkten beurteilt werden. Unter den Nebennierenrindenfunktionsstörungen sind es der Morbus Cushing, bei dem bei Erwachsenen, eventuell bei Jugendlichen, kaum aber bei Kindern Störungen des Antriebes und der Stimmung gefunden werden. Das kongenitale adrenogenitale Syndrom geht mit einer genitalen Entwicklungsstörung und Minderwuchs einher, bei Knaben mit einer Pseudopubertas praecox. Im adrenogenitalem Syndrom mit angeborener Nebennierenhypoplasie steigt das Ausmaß reaktiver psychischer Störungen in dem Maße, indem äußerer Genitalbefund und sekundäre Geschlechtsmerkmale dem „anerzogenen“ Geschlecht widersprechen. Bei testikulären Feminisierungen kommt es oft zu Störungen der Geschlechtsidentität in oder nach der Pubertät, da die hormonell männlich geprägten Kinder als Mädchen aufgezogen werden.
Beim Klinefelter-Syndrom handelt es sich um eine relativ häufige Form des primären, hypergonadotropen, männlichen Hypogonadismus. Zytologisch werden typischerweise die Gonosomen XXY gesehen, das Kerngeschlecht ist einfach X-Chromatin-positiv und einfach Y-Chromatin-positiv. Chromosomale Varianten (XXXY, XXYY, XXXYY) gehen mit schwereren Intelligenzminderungen und morphologischen Anomalien z. B. des Skelettsystems einher. Die Träger sind aufgrund des Y-Chromosoms (XXY) phänotypisch männlich, meist überdurchschnittlich groß und mit eunuchoiden Körperproportionen. Die Pubertät kann verspätet einsetzen und geht mit einer geringeren Ausprägung der sekundären Geschlechtsmerkmale einher. Typisch sind Gynäkomastie und kleine Testes. Überdurchschnittlich häufig sind leichte Intelligenzminderungen, Störungen der Sprachentwicklung und EEG-Veränderungen. Schon in der frühen Kindheit fallen Verhaltensstörungen wie Kontaktscheu, Initiativlosigkeit und aggressive Durchbrüche auf. Primär wirken die Patienten antriebsarm, ängstlich und scheu. Auch ein nicht voll ausgeprägtes Klinefeldter Syndrom kann bei Jugendlichen als vermeintliche Asexualität mit impulsiven Durchbrüchen in Erscheinung treten, was bei der forensischen Begutachtung jugendlicher Sexualstraftäter zu bedenken ist.
Therapeutisch empfiehlt sich bei schwerer Ausprägung der psychischen Symptomatik etwa ab dem 14. Lebensjahr eine Behandlung mit Testosteron zur äußeren Virilisierung. Eine ausgeprägte Gynäkomastie kann operativ behandelt werden.

Neuropsychologische Diagnostik bei chronischen Psychosyndromen

Die neuropsychologische Diagnostik untersucht die Auswirkung hirnorganischer Schädigungen oder Dysfunktionen auf intellektuelle und psychische Funktionen, ermöglicht die prognostische Einschätzung sowie die Entwicklung von Therapieansätzen und Behandlungskonzepten. Dabei ist eine standardisierte Erhebung entscheidend für eine neuropsychologische Beurteilung. Als zentrale Elemente haben sich die kognitiven Komponenten Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Wahrnehmung sowie die komplexeren exekutiven Funktionen herauskristallisiert. Aber auch die Untersuchung der emotionalen, motivationalen und verhaltensmäßigen Schädigungsfolgen rückt in der neuropsychologischen Diagnostik zunehmend in den Fokus, was in Abgrenzung zu primär persönlichkeitsbedingten Veränderungen sowohl von prognostischer als auch forensischer Bedeutung ist.
In der neuropsychologischen Diagnostik findet sich mittlerweile eine Vielzahl von Testbereichen und Testverfahren, deren Vergleichbarkeit aufgrund unterschiedlicher Taxonomien und Konstrukte erschwert ist. Die Auswahl der Verfahren kann sich sowohl an den hirnorganischen Lokalisationen der Schädigung(en) ausrichten als auch an beobachteten Defiziten neuropsychologischer Funktionsbereiche. Neben dem zu testenden Konstrukt ist dringend zu beachten, dass das Verfahren spezifisch für Kinder und Jugendliche entwickelt bzw. normiert ist. Die Untersuchung mit für Erwachsene normierten Tests und die Übertragung der Ergebnisse auf Kinder ist sehr kritisch zu sehen und allenfalls für das späte Jugendlichenalter zu rechtfertigen, da die Fähigkeitsbereiche in ihren jeweiligen entwicklungsneuropsychologischen Veränderungen normativ zu werten sind.
Die neuropsychologische Literatur zu hirnorganischen Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters umfasst – auch aufgrund der seltenen Auftretenshäufigkeit einiger Störungsbilder – eine Vielzahl von Kasuistiken und Studien mit kleinen Stichproben, die aufgrund ihrer geringen Teststärke in ihrer Aussagekraft begrenzt sind. Lediglich Untersuchungen großer Patientengruppen gewährleisten eine Generalisierbarkeit der Befunde über die spezifische Studie hinaus, sodass aus ihnen Empfehlungen für den Einsatz neuropsychologischer Testverfahren für den klinischen Alltag abgeleitet werden können. In Tab. 10 werden daher beispielhaft nur Originalarbeiten dargestellt, die spezifische kognitive Funktionen mittels neuropsychologischer Testverfahren an hinreichend großen Patientenkollektiven untersuchten.1 Aber selbst bei diesen Studien ist zu beachten, dass häufig keine Korrektur für multiple Vergleiche erfolgte, d. h. es wurde nicht das statistische Phänomen berücksichtigt, dass beim Einsatz vieler Testverfahren und neuropsychologischen Variablen durch die damit einhergehende hohe Anzahl von Gruppenvergleichen einige dieser Vergleiche „zufällig“ signifikant werden (Alpha-Fehler-Kumulierung). In der Tabelle sind für die Primärstudien diejenigen kognitiven Funktionsbereiche gekennzeichnet (kursiv), hinsichtlich derer auch nach einer Korrektur für multiple Vergleiche (Bonferroni-Korrektur) Gruppenunterschiede zwischen Patienten und Kontrollpersonen bestehen bleiben würden, d. h. die die Gruppenunterschiede besonders robust abbilden.
Tab. 10
Auflistung von Originalarbeiten die an größeren Patientenkollektiven spezifische kognitive Defizite nach hirnorganischer Schädigung untersuchten
Autor, Jahr
Art der Erkrankung
Alter der Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose
Anzahl der Patienten
Zeitraum zwischen Diagnosestellung und neuropsychologischer Untersuchung
Eingesetzte Testverfahren
Befunde
 
(leicht bis schwer)
2 Gruppen:
0–5 Jahre,
6–16 Jahre
Nicht berichtet
3 Gruppen:
0–5 Monate
(postakut),
6–23 Monate (remittierend),
24+ Monate (chronisch)
Verschiedene Testverfahren zu den Bereichen Aufmerksamkeit, Exekutivfunktionen, Gedächtnis und visuelle Wahrnehmung
Leichtes SHT: keine nennenswerten kognitiven Defizite;
mittelgradiges SHT: insbesondere in der akuten Phase Defizite in der kognitiven Verarbeitungsgeschwindigkeit, mit nachfolgend leichter Besserung;
schweres SHT: persistierende Defizite vor allem in der kognitiven Verarbeitungsgeschwindigkeit, in der Aufmerksamkeit und im problemlösenden Denken, bei zum Zeitpunkt der Erkrankung jüngeren Patienten im zeitlichen Verlauf sogar zunehmend
 
Schädel-Hirn-Trauma
4,5–11,9 Jahre
n = 1503 (32 % ♀)
Überwiegend zeitnah nach stattgehabtem SHT
Verschiedene Testverfahren zur Erfassung der Komponenten des Arbeitsgedächtnisses nach Baddeley
Defizite in der zentralen Exekutive (Kontrolleinheit, die den Prozess der Informationsverarbeitung unter Nutzung relevanter, im Gedächtnis gespeicherter Informationen auf ein Ziel hinsteuert) und im phonologischen Speicher (kurzfristiger Speicher für verbale Informationen, bis diese verblassen, wobei die Informationen durch „inneres Wiederholen“ aktualisiert werden können)
Schweregrad der Erkrankung (höher), Alter zum Zeitpunkt des SHT (jünger) und zeitlicher Abstand der Untersuchung (kürzer) bedingen das Ausmaß der Defizite in der zentralen Exekutive
 
Schädel-Hirn-Trauma
(leicht bis schwer)
M = 7,01 ± 2,3 Jahre
n = 113
(50 % ♀)
M = 1,7 ± 1,1 Jahre
(Range: 0,4–4 Jahre)
Attention Network Task (ANT)
Keine Defizite in der phasischen Alertness (kurzfristig gesteigertes Aufmerksamkeitsniveau in Erwartung von Reizen mit hoher Priorität), in der Orientierung (Schnelligkeit der Aufmerksamkeitsverlagerung), in der exekutiven Aufmerksamkeit (Grad der Fähigkeit zur Ausblendung konflikthafter, ablenkender Informationen im Rahmen der Aufgabenbearbeitung) und in der durchschnittlichen Reaktionszeit, jedoch erhöhtes Ausmaß an extrem langsamen Reaktionen („lapses of attention“) bei mittelgradigem bis schwerem SHT
 
Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis
4 bis <18 Jahre
n = 16
(94 % ♀)
M = 31 Monate
(Range: 5–91 Monate)
Cambridge Neuropsychological Test Automated Battery (CANTAB); Bourdon-Vos Dot Cancellation Test; Rey Auditory Verbal Learning Test (RAVLT); Boston Naming Test (BNT), Token Test; NEPSY-II
Führende Defizite (Abweichung von Normstichprobe >1 SD): Tempoleistung beim konzentrierten Arbeiten unter Zeitdruck; Stabilität der Aufmerksamkeitszuwendung im Sinne einer hohen Reaktionszeitvariabilität (Dot Cancellation);
nachgelagerte Defizite (<1 SD): figurale Merkspanne (CANTAB: Spatial Span), visuelles Kurzzeitgedächtnis (CANTAB: Paired Associated Learning), verbale Lernleistung und zeitlich verzögerte Merkfähigkeit (RAVLT), Wortfindung (BNT)
Als et al. (2013)
Meningoenzephalitis
M = 10 Jahre
(Range: 6–14 Jahre)
n = 21
3–6 Monate nach Entlassung von der pädiatrischen Intensivstation
Children’s Memory Scale (CMS); Cambridge Neuropsychological Test Automated Battery (CANTAB)
Gegenüber der Kontrollgruppe Defizite in der zeitlich verzögerten Wiedererkennung von verbalem (CMS) und figuralem Lernmaterial (CANTAB: Pattern Recognition Memory), im visuellen Arbeitsgedächtnis (CANTAB: Spatial Working Memory) und im visuellen Kurzzeitgedächtnis (CANTAB: Paired Associated Learning)
Grimwood et al. (2000)
3–79 Monate
n = 107
(45 % ♀)
M = 11,5 ± 0,9 Jahre
(Range: 9,9–13,9 Jahre)
Rey Auditory Verbal Learning Test (RAVLT); Rey Visual Design Learning Test (RVDLT); Rey Complex Figure (RCF); Tower of London (ToL); Controlled Oral Word Association Test (COWAT)
Gegenüber der Kontrollgruppe Defizite in der visuell-räumlichen Konstruktion (RCF accuracy) und, damit einhergehend, im visuellen Langzeitgedächtnis (delayed recall); Defizite in der figuralen Lern- und Merkfähigkeit (RVDLT); exekutive Dysfunktionen im Bereich der visuellen Organisation (RCF organisation) und der Planung und des Problemlösens (ToL)
 
Bakterielle Meningitis
3–79 Monate
n = 107
(45 % ♀)
M = 11,5 ± 0,9 Jahre
(Range: 9,9–13,9 Jahre)
Code Transmission Test; Contingency Naming Test (CNT); Twenty Questions Test (TQT); Making Inferences
(Lediglich zur Publikation von Grimwood et al. (2000), die auf demselben Patientenpool basiert, zusätzliche Daten werden berichtet),
gegenüber der Kontrollgruppe Defizite im verbalen schlussfolgernden Denken (Making Inferences)
 
Serogruppe-B-Meningitis
M = 1,64 Jahre
(Range: 2 Monate bis 11 Jahre)
n = 245
M = 3,75 Jahre
(Range: 2,62–5,61 Jahre)
Children’s Memory Scale (CMS); Rey Osterrieth Complex Figure Test (CFT); Test for Everyday Attention in Children (TEACH)
Gegenüber der Kontrollgruppe Defizite im Arbeitsgedächtnis (CMS: attention/concentration index), in der visuell-räumlichen Konstruktion (CFT: copy) und, damit einhergehend, im visuellen Langzeitgedächtnis (CFT: delay), sowie Defizite im verbalen Kurzzeitgedächtnis (CMS: unmittelbarer Abruf)
Christie et al. (2011)
Pneumokokkenmeningitis
M = 11 Monate
n = 84
(33 % ♀)
M = 6 Jahre
(Range: 1–17 Jahre)
California Verbal Learning Test (CVLT); Rey Osterrieth Complex Figure Test (CFT)
Gegenüber der Kontrollgruppe keine Defizite
 
Ischämie
(primär Basalganglien- und/oder MCA-Infarkt)
M = 5,08 ± 3,67 Jahre
(Range: 5 Monate bis 15 Jahre)
n = 49
(39 % ♀)
M = 6 ± 3,65 Jahre
Test of Everyday Attention for Children (TEA-Ch), Subtests Sky Search, Score, Sky Search Dual Task, Score Dual Task, Walk/Don’t Walk; Trail-Making-Test (TMT)
Defizite in der geteilten Aufmerksamkeit (Sky Search Dual Task) und in der Inhibition (Walk/Don’t Walk); weitere Funktionen rangieren an der unteren Normgrenze: selektive Aufmerksamkeit (Sky Search), Daueraufmerksamkeit (Score), psychomotorisches Leistungstempo und kognitive Flexibilität (TMT)
Shortman et al. (2014)
Hirntumoren (unterschiedlicher Genese)
M = 9,3 Jahre
(Range: 2,7 bis 16,6 Jahre)
n = 31
(52 % ♀)
1,8 Monate
(Range: 0,9–3,8 Monate)
Children’s Memory Scale (CMS); Wechsler Memory Scale (WMS); Test of Everyday Attention for Children (TEA-Ch), Subtests Map Mission, Sky Search, Score, Sky Search Dual Task
Erfassung der Testleistungen zu drei Zeitpunkten: 1, 6, 12 Monate nach Diagnosestellung (hier: Darstellung der Ergebnisse der Erstuntersuchung vor Strahlentherapie und überwiegend vor Chemotherapie);
gegenüber der Kontrollgruppe Defizite in der unmittelbaren Lernleistung und in der zeitlich verzögerten Merkfähigkeit (auditiv und visuell) (CMS, WMS) sowie in der selektiven Aufmerksamkeit (TEA-Ch: Map Mission)
 
Hirntumoren (unterschiedlicher Genese)
Nicht berichtet
n = 372
Nicht berichtet
Continuous Performance Test (CPT)
Gegenüber der Normstichprobe erhöhtes Ausmaß an Auslassungsfehlern im Sinne einer verminderten Daueraufmerksamkeit
 
7–17 Jahre
n = 101
(Meningomyelozele)
(48 % ♀);
n = 17
(Aquäduktstenose)
(53 % ♀)
Nicht berichtet
Gordon Diagnostic System (GDS)
MMC: gegenüber der Kontrollgruppe Defizite in der Daueraufmerksamkeit (erhöhtes Ausmaß an Auslassungsfehlern) sowie in der Inhibition (erhöhtes Ausmaß an Impulsivitätsfehlern);
AS: gegenüber der Kontrollgruppe keine Defizite;
Differenzialdiagnostik des Daueraufmerksamkeitsdefizits: AS < MMC
Da es eine der Hauptaufgaben der Neuropsychologie ist, vorübergehende oder persistierende Beeinträchtigungen der kognitiven Leistungsfähigkeit aufgrund einer Schädigung des Gehirns zu untersuchen, sei ferner darauf verwiesen, dass die Erfassung der allgemeinen intellektuellen Leistungsfähigkeit in Form des Intelligenzquotienten (IQ) keine neuropsychologische Untersuchung im engeren Sinne darstellt. Jedoch sind z. B. „Zahlennachsprechen“, „Wortschatz“ oder „Mosaiktest“ in unterschiedlichen Abwandlungen Bestandteil vieler IQ-Testbatterien.2 Beim IQ handelt es sich jedoch um ein aggregiertes Maß für verschiedene intellektuelle und kognitive Fähigkeiten, wobei aus einer krankheitsbedingten Abnahme dieses Globalwertes nicht direkt auf spezifische zugrunde liegende Funktionsbeeinträchtigungen, z. B. der Aufmerksamkeit oder des Gedächtnisses, geschlossen werden kann. Im Bereich der entzündlichen Erkrankungen konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Kinder und Jugendliche mit einer Enzephalitis auch noch Jahre nach ihrer Erkrankung im Gruppenmittel einen geringeren, jedoch im Normbereich liegenden Intelligenzquotienten aufweisen (Als et al. 2013; Fowler et al. 2013). Dabei ist nicht jedes Kind betroffen, sondern der geringere Gruppenmittelwert scheint durch einige Ausreißer von Personen mit gravierenderen Beeinträchtigungen bedingt zu sein (Michaeli et al. 2014). Gleiches findet sich auch für die Meningitis (Grimwood et al. 2000; Christie et al. 2011; Khandaker et al. 2015). Die Antwort auf die Frage, welche mit der Erkrankung erworbenen, spezifischen kognitiven Dysfunktionen diese Befunde erklären, müssen diese Studien allerdings in weiten Teilen schuldig bleiben.
Bei der Interpretation der neuropsychologischen Befundlage zu den einzelnen Störungsbildern kommt Metaanalysen eine bedeutende Rolle zu. Diese stellen eine Sekundäranalyse zur quantitativen Zusammenfassung von Primärstudien dar und eignen sich daher für die Analyse von Störungsbildern mit einer hohen Prävalenz, zu denen entsprechend eine umfangreiche Studienlage mit hinreichend großen Stichproben vorliegt. Durch die Reduktion der Befundlage ermöglichen Metaanalysen eine bessere Übersichtlichkeit und erleichtern damit die klinische Urteilsbildung. Sie haben ferner den Vorteil, dass ihre Ergebnisse durch die Verkleinerung des Stichprobenfehlers genauer sind, und dass Unterschiede in den Ergebnissen der eingeflossenen Studien systematisch hinsichtlich relevanter Einflussfaktoren wie z. B. Alter, Geschlecht oder Symptomschwere untersucht werden können. Metaanalysen können sehr eng gefasst sein und nur Studien zu spezifischen Konstrukten und Paradigmen einschließen (z. B. Untersuchung der Inhibitionsleistung mittels Go/NoGo-Paradigma), woraus sich eine direkte Testempfehlung für die klinische Praxis ableiten kann, oder sie können abstraktere Analysedimensionen umfassen (z. B. „Exekutivfunktionen“).
Tab. 11 liefert eine Übersicht über ausgewählte, in der Praxis bewährte Testverfahren für Kinder und Jugendliche aus dem deutschsprachigen Bereich.
Tab. 11
häufig im Kindes- und Jugendalter eingesetzte neuropsychologische Testverfahren
Testbatterie
Zentraler neuropsychologischer Schwerpunkt
Weitere erfasste Funktionen
Einzelaspekte
  
TAP (Jahr)
KiTAP (Jahr)
Aufmerksamkeit und Konzentration
Exekutive Teilfunktionen
TEA-CH
Aufmerksamkeit und Konzentration:
selektive/fokussierte Aufmerksamkeit, Daueraufmerksamkeit und Aufmerksamkeitskontrolle/-verlagerung
 
BASIC-MLT
6,0–16,11 Jahre
Lern- und Merkfähigkeit:
akustisch, visuell, abstrakt, kontextuell
Aufmerksamkeit und Konzentration
Gesamtbatterien
  
BASIC-PRESCHOOL
4,9–5,11 Jahre
Selektive Aufmerksamkeit, visuell-räumliche Leistungen, Sprachverständnis, Zahlen- und Mengenwissen
Neuropsychologische Basiskompetenzen und Teilleistungen, die für das spätere Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen notwendig sind
BVN/NPS 5–11 (2008)
5–11 Jahre
Durchführungszeit komplett
Sprache, visuelle Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit, Exekutivfunktionen
Bewegungsplanung und Koordination; Schriftsprache und arithmetische Fertigkeiten
TÜKI Tübinger Luria-Christensen Neuropsychologische Untersuchungsreihe für Kinder (1997)
5–16 Jahre
Visuoräumliche Fähigkeiten, Sprache (rezeptiv und expressiv), Lern-, Denk- und Merkprozesse, Koordination
Bewegungsplanung und Koordination
Nicht selten finden sich in der neuropsychologischen Testung unauffällige Einzelbefunde, aus denen sich im Alltag beobachtbare Funktionseinschränkungen nicht erklären lassen. In diesen Fällen sind möglicherweise die exekutiven Funktionen als übergeordnete Fähigkeit betroffen, die auch das Zusammenspiel der einzelnen neuropsychologischen Funktionen umfassen. Gerade in der Verlaufsbeurteilung ist zu beachten, dass bei Störungen exekutiver Funktionen auch die Prozesse der Emotionsregulation und der sozialen Regulation betroffen sein können, wobei ein Wechsel der Störungsmuster im zeitlichen Verlauf (teilweise von Tag zu Tag) vor allem bei Patienten mit frontalen Schädigungen typisch ist.
Für eine umfassende Diagnostik hat sich die die Anwendung von Testbatterien (Tab. 11) bewährt. Ziel ist es, die Komplexität neuropsychologischer Funktionen definiert in ihren Wechselwirkungen zu erfassen und daraus sowohl ressourcennutzende als auch defizitausgleichende Förderkonzepte abzuleiten.

Therapie des chronischen hirnorganischen Psychosyndroms nach Entzündung oder Trauma des ZNS

Die Symptomatologie der chronischen Psychosyndrome traumatisch oder entzündlich geschädigter kindlicher Gehirne ist aufgrund derselben geschädigten Strukturen dieselbe. Das rechtfertigt die Abhandlung der Therapie in einem gemeinsamen Abschnitt. In diesem Abschnitt sollen die spezifischen Symptome und Krankheitsbilder nach SHT oder Entzündung des ZNS besprochen werden, die die speziellen Kenntnisse und Fähigkeiten des Kinder- und Jugendpsychiater verlangen.
Die Therapie des chronischen Psychosyndroms nach ZNS-Schädigung muss immer drei Bereiche umfassen: Einflussnahme auf die persönliche Entwicklung des Kindes, Einflussnahme auf die schulische und berufliche Entwicklung und Einflussnahme auf die familiäre Situation.
Beim Kind kann die Wiederherstellung des prätraumatischen Entwicklungsstandes, die „Rehabilitation“, nicht wie beim Erwachsenen das Endziel der Behandlung, sondern nur eine Durchgangsphase sein. Das Kind soll und muss sich nach einem Unfall weiterentwickeln. Diesem Anspruch liegt das Konzept vom „kompetenten Kind“ zugrunde. Ohne adäquate effiziente Therapie stellt sich oft ein immer deutlicher werdendes Leistungsdefizit ein. Es kommt dann zwangsläufig zu sekundären Schwierigkeiten im schulischen Bereich. Die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen umfasst immer auch eine Förderung der bis dahin noch nicht entfalteten Entwicklungspotenziale.
Umschriebene neuropsychologische Funktionsstörungen, die sich beispielsweise aus der Lokalisation der Schädigung ergeben, behindern den Entwicklungsverlauf des betroffenen Kindes in spezifischer Weise. Ohne Therapie stellt sich ein immer deutlicher werdendes Leistungsdefizit ein. Es kommt zu Schwierigkeiten im schulischen, sozialen und emotionalen Bereich, die häufig nicht mehr mit dem mehr oder minder leichten SHT in Verbindung gebracht werden (Benz und Ritz 1993).
Die Rechtsgrundlagen für die medizinische (stationäre) Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen finden sich in den Sozialgesetzbüchern I, V, VI und IX, wobei sich das Recht auf Rehabilitation aus § 10 SGB V ergibt. Kostenträger können die Rentenversicherung (§ 31, Abs. 1, Satz 4, SGB VI) oder die Krankenversicherung (§ 40, Abs. 2, SGB V) sein (Häßler 2007). Rehabilitationsbedürftig ist jeder, bei dem das Therapieziel unter Ausschöpfung aller Möglichkeiten nicht erreicht wurde und somit eine Beeinträchtigung droht oder bereits eingetreten ist und die Rehabilitation Aussicht auf eine günstige Beeinflussung verspricht. Die Rehabilitation als Interventionsbaustein in einem längeren Behandlungsprozess zur Verbesserung des Krankheitszustandes (bio-psychosoziale Einheit) und zwecks Vermeidung von Folgeerkrankungen stützt sich auf die International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF; http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icf).
Nach den Richtlinien der gesetzlichen Unfallversicherer ist eine Rehabilitationsbehandlung indiziert:
  • nach Hirnkontusionen mit einer Bewusstlosigkeit von mehr als 24 Stunden,
  • nach offenen Hirnverletzungen,
  • nach epiduralen, subduralen und intrazerebralen Blutungen,
  • bei bleibenden Ausfallerscheinungen.
Etwa 25 % aller Kinder und Jugendlichen bedürfen nach einem SHT einer Rehabilitationsbehandlung (Teplicky et al. 2005; Knight et al. 2018; Renaud et al. 2018). Die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen umfasst immer auch eine Förderung der bis dahin noch nicht entfalteten Entwicklungspotenziale. Es ist also eine „Entwicklungsrehabilitation“ (Neuhäuser 2000) notwendig.
Diese Rehabilitation muss nicht nur auf die Wiederherstellung organischer Funktionen gerichtet sein, sondern auch komplexe Verhaltens- und Interaktionsmuster berücksichtigen (Beaulieu 2002). Dabei geht es vordergründig um das Erreichen folgender Ziele (Weber 1996; Resch et al. 2018):
  • Erweiterung aktueller Fähigkeiten und Fertigkeiten durch Neulernen (Empowerment, Normalisierung, Förderung von Autonomie),
  • Verlernen oder Umlernen behindernder oder schädigender Verhaltensweisen (Adaptation, Erreichen maximaler körperlicher, kognitiver und sozialer Funktionsfähigkeit),
  • Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabe.
Dazu sind verschiedene Ansätze entwickelt worden (eine Übersicht siehe bei Weber 1996; Resch et al. 2018). Inwiefern verhaltensmedizinische Ansätze (Oepen 1999) oder die Anfallsunterbrechung (Dahl 1992), bei der die ersten Vorboten eines Anfalles wahrgenommen werden sollen und versucht wird mit Entspannungsverfahren dagegen anzugehen, wirklich zur Anfallsreduzierung führen bzw. einen rehabilitativen Effekt haben, bleibt weiteren Studien vorbehalten. Sinnvoll erscheinen verhaltensmedizinische Ansätze wie operante Konditionierung, Selbstkontrolltechniken und externe Verhaltenskontrolle in der Behandlung lokaler Psychosyndrome wie dem Frontalhirnsyndrom, die mit mangelnder Affektkontrolle und Störungen komplexerer Hirnfunktionen einhergehen (Heubrock und Petermann 1997; Resch et al. 2018). Aber auch hier fehlen noch ausreichende empirische Belege.
Zeigen die Kinder vegetative oder somatische Störungen, wie z. B. Kopfschmerzen, sind diese verhaltenstherapeutisch und nur selten pharmakologisch zu therapieren. Neuropsychologische Einschränkungen sind mit entsprechenden Trainingsprogrammen zu beüben, was oftmals auch ambulant erfolgen kann. Den Kinder- und Jugendpsychiater interessieren vor allem affektive, soziale und Verhaltensstörungen, die entweder durch die Hirnschädigung selbst oder durch die Reaktion des Kindes auf diese und seine Verarbeitungsstrategien gegenüber der Schädigung selbst entstehen. Diese Trennung ist in der Praxis oft nicht möglich, aber auch nicht notwendig. Emotionale oder Anpassungsstörungen in Folge von ZNS-Schädigungen leichterer Natur folgen den allgemeinen Behandlungsprinzipien, wie in den entsprechenden Kapiteln dieses Buches beschrieben. Da es kein einheitliches Psychosyndrom nach SHT oder Enzephalitis gibt, richtet sich die Therapie nach der vorgefundenen psychischen Störung oder den neuropsychologischen Ausfällen, also nach der individuellen Störung des Geschädigten. Affektive Störungen bei Frontalhirnsymptomen verlangen eher eine stimmungsstabilisierende Medikation und soziales Kompetenztraining, depressive Symptome eine stimmungsaufhellende Therapie. Kinder mit neuropsychologischen Störungen bedürfen des spezifischen Trainings oder besonderer Beschulungsformen.
Oft bestehen neben den psychischen Symptomen Werkzeugstörungen, wie Aphasien und Apraxien oder spastische Paresen und Hirnnervenstörungen. Im Sinne eines störungsspezifischen Gesamtkonzeptes steht neben pädagogischen, psychoedukativen, motorisch- und neuropsychologisch-rehabilitativen sowie psychotherapeutischen Interventionen auch die Psychopharmakotherapie. Häufig ist eine „medikamentös unterstützende Psychotherapie“ notwendig. Psychopharmakotherapie und Psychotherapie bzw. Heilpädagogik schließen einander nicht aus, sondern ihr differenzierter Einsatz muss für jeden Patienten ständig kritisch geprüft werden.

Behandlungsmöglichkeiten geistiger Behinderung nach Trauma oder Entzündung des ZNS

Der Kinder- und Jugendpsychiater wird meist zur Therapie von Unruhezuständen, Jaktationen, Depressivität oder selbst- und fremdverletzendem Verhalten befragt.
Er sollte die modernen Psychopharmaka gezielt verwenden und einen Überblick haben über die psychotherapeutischen Möglichkeiten, die bei schwer organisch hirngestörten Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden können.
Medikamentöse Therapieansätze
Auto- und fremdaggressives Verhalten bei Menschen mit geistiger Behinderung, wodurch auch immer verursacht, stellt in seiner Häufigkeit (aggressives Verhalten 30–55 %, davon selbstverletzendes Verhalten [SVV] in 10–20 % aller institutionalisierten Betroffenen – nach Baumeister et al. 1993) und Dramatik nicht nur eine therapeutische Herausforderung dar, sondern oft auch eine Überforderung, auf die restriktiv, bis hin zu freiheitsentziehenden Maßnahmen, reagiert wird. In solch einem Klima können dann Verwahrung und Schadensbegrenzung pflegerisches Handeln dominieren.
Bisherige psychopharmakologische Behandlungen blieben aus pädagogischer Sicht den Beweis ihrer längerfristigen Effizienz hinsichtlich selbstverletzenden Verhaltens (SVV) schuldig, auch wenn einzelne Studien durchaus positive Langzeiteffekte mit klassischen Neuroleptika hinsichtlich der Beeinflussung expansiver Verhaltensstörungen nachweisen konnten (Häßler et al. 2000). Insbesondere Zuclopenthixol, ein mittelpotentes Neuroleptikum aus der Thioxanthengruppe mit einem Piperazinring als Seitenkette, erwies sich, insbesondere auch hinsichtlich seiner Langzeitwirkung auf expansive Verhaltensstörungen bei Menschen mit geistiger Behinderung, als äußerst wirksam (Häßler et al. 2000), auch bei Kindern (Haessler et al. 2007; Hassler et al. 2011, 2014). Es liegen auch positiver Erfahrungsberichte zum Einsatz von Risperidon vor (Hassler und Fegert 1999; Tsiouris et al. 2003). Besteht gleichzeitig neben expansiven Verhaltensstörungen mit selbst- und fremdverletzendem Verhalten eine Epilepsie, ist die Indikation für die Einstellung auf Valproinsäure oder Lamotrigin, deren verhaltensmodifizierende und stimmungsstabilisierende Potenzen bekannt sind, zu prüfen. Für Erwachsene beschrieben Kant et al. (1998) einen günstigen Effekt von Sertralin auf aggressives Verhalten von Patienten nach SHT und bezogen die Einflussnahme auf den serotoninergen Stoffwechsel.
Tab. 12 schlägt Psychopharmaka für bestimmte Indikationen vor. Die meisten Depotneuroleptika sind für Kinder unter 12 Jahren nicht zugelassen, alle Neuroleptika können die Krampfschwelle herabsetzen. Sie machen müde, verursachen extrapyramidal-motorische Störungen (EPMS), einige auch depressive Symptome. Die Langzeiteinnahme von Risperidon oder Olanzapin führt bei vielen Kindern zu Gewichtszunahmen.
Tab. 12
Psychopharmakotherapie bei chronischem hirnorganischen Psychosyndrom
Indikation
Psychopharmakotherapie
Impulskontrollstörungen mit fremdaggressivem Verhalten, erethische Unruhe
Akut: Zuclopenthixol (Ciatyl-Z® Acuphase 50–100 mg i. m.) oder
Fluphenazin (Dapotum acutum® 10–20 mg i. m.) oder
chronisch: Risperidon (Risperdal® bis 3× 2 mg täglich)
Selbstverletzendes Verhalten (SSV)
Zuclopenthixol (Ciatyl-Z® 2–40 mg täglich)
Risperidon (Risperdal® bis 3× 2 mg täglich)
Jaktationen, repetitives stereotypes Verhalten
Risperidon (Risperdal® bis 3× 2 mg täglich)
Levomepromazin (Neurocil® 30–50 mg täglich)
Zuclopenthixol (Ciatyl-Z® 2–40 mg täglich)
Gereiztheit, Affektlabilität, Impulskontrollstörungen
Carbamazepin (z. B. Timonil® bis 600 mg täglich)
Risperidon (Risperdal® bis 3× 2 mg täglich)
Quetiapin (Seroquel® bis 3× 400 mg täglich)
Lamotrigin (Lamictal® bis 150 mg täglich)
Lithium (Hypnorex® retard 1–2 Tbl. täglich)
Depressive Symptome
Citalopram (Cipramil® 20 mg täglich)
Sertralin (z. B. Zoloft® bis 100 mg täglich)
Die selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmer haben weniger Nebenwirkungen im Vergleich zu den trizyklischen Antidepressiva.
Die angegebenen Dosierungen sind wiederum nur Richtwerte, sie müssen Alter und Körpergewicht angepasst werden. Die Aufklärungspflicht ist eine Selbstverständlichkeit (Fegert 2000).
Nichtmedikamentöse Therapieansätze
Die Grundsätze nichtmedikamentöser Therapieformen schwerer Residualzustände nach SHT oder Enzephalitis entsprechen denen geistig Behinderter anderer Genese (Stoffwechselstörungen, genetische Defekte, idiopathisch) (Sevin et al. 2001). Oftmals befinden sich die schwer geschädigten Kinder in entsprechenden Pflegeeinrichtungen, weshalb der Arbeit mit dem Team große Bedeutung zukommt. Kinder mit nur leichten posttraumatischen Störungen sind selbstverständlich zu Hause integriert, ihre psychischen Störungen nach dem Trauma, ob primär oder reaktiv, werden mit denselben Verfahren behandelt. Die kognitive neuropsychologische Rehabilitation kann durchaus auch ambulant erfolgen (Pothmann et al. 1996). In den nächsten Abschnitten wird jedoch mehr auf die schweren Defektzustände eingegangen, da die neuropsychologischen Ausfälle Gegenstand der spezifischen Rehabilitation sind und andere kinder- und jugendpsychiatrischen Entitäten nach SHT, wie z. B. ADHD, in den entsprechenden Kapiteln dieses Buches nachzulesen sind.
Sonder- und Heilpädagogik
In erster Linie kommt es auf die Lebens- und Entwicklungsbedürfnisse individueller Kinder an, wobei die Tendenz weg von einer defizit- und hin zu einer entwicklungsorientierten Sichtweise geht. Dabei stellen Schule, Wohnen, Freizeit und Beschäftigung die jeweiligen Lebensfelder dar, die wiederum nicht ohne Einfluss auf das situative und persistierende individuelle Verhalten sind. In ein Gesamtbetreuungskonzept sollten somit institutskritische Reflexionen, auch in Bezug auf Beziehungsqualitäten einfließen.
Förderung basiert sowohl auf pädagogischen Konzepten als auch auf Anteilen, die in der Förderpflege realisiert werden. Die Erkenntnisse einer basalen Pädagogik auf die Bereiche der Förderpflege und der ästhetischen Erziehung werden bei schwer geistig Geschädigten angewendet (Tab. 13).
Tab. 13
Basale Pädagogik
Basale Stimulation
Der Sinnesempfindungen,
der Motorik
Entfaltung der Wahrnehmungsmöglichkeiten,
der sinnlichen Erkenntnis
Kreativtherapie,
Ergotherapie
Basiskommunikation
Intensive Zuwendung,
Körperkontakt,
nonverbale Kommunikation,
Sprache
Selbsterfahrung,
Sozialerfahrung,
emotionale Fundierung,
Beziehungsgestaltung
Snoozeln
Je nach Bedarf lassen sich die Ansätze der basalen Pädagogik um spielerisch kreative, sensomotorische und logopädische Förderung erweitern bzw. ergänzen. Als ein Grundprinzip gilt, dass Maßnahmen umso effektiver sind, je eher sie einsetzen. Damit beugt man dem Einschleifen inadäquater Verhaltensmuster vor, vermittelt positive Lernerfahrungen und gibt sowohl den Eltern als auch dem betroffenen Kind das Gefühl einer kompetenten Unterstützung. Angepasst an Alter und Entwicklungsstand sollten also so früh wie möglich Fördermaßnahmen und Früherziehung in enger Kooperation mit den Eltern nach entsprechender Aufklärung zum Zuge kommen. Lernziele, die den individuellen Voraussetzungen des Geschädigten und den Sozialisationsbedingungen in seiner Familie bzw. seinem Umfeld nach dem Trauma Rechnung tragen, sollten sich auf alle Lernfelder, wie Häuslichkeit/Familie, Institution, Schule, Fördereinrichtung, Freizeit/Spiel erstrecken, um Handlungs- und Alltagsbezogenheit zu garantieren. In einem Gesamtbehandlungsplan muss auch die künftige Lebensgestaltung berücksichtigt werden. Eine Hierarchisierung der angestrebten Lernziele wird dabei unumgänglich sein.
Zahlreiche Lernprogramme beziehen sich auf Selbsthilfefertigkeiten, Essverhalten, Konzentration, einfache und komplexe soziale Fähigkeiten, Sprache, Sexualität u. a. m. Psychotherapeutische Bemühungen zielen dagegen auf die Behandlung von psychopathologischen Symptomen und Verhaltensstörungen, von denen aggressives selbstverletzendes sowie stereotypes und destruktives Verhalten die höchsten Prävalenzraten aufweisen.
Verhaltenstherapie
In der Praxis sind die durchaus berechtigten, meistens theoretisch begründeten Unterschiede zwischen sonderpädagogisch geprägtem Neulernen und verhaltenstherapeutisch ausgerichtetem Umlernen bzw. Verlernen (Verhaltensmodifikation) von geringer Relevanz, da es einerseits fließende Übergänge gibt (pädagogisches Handeln kann auch therapeutisch sein, wenn es um das Neulernen alternativer Verhaltensmuster bei Stereotypien und fremd-bzw. autoaggressiven Tendenzen geht) und andererseits sowohl pädagogische als auch therapeutische Arbeitstechniken auf lerntheoretischen Gesetzen des klassischen und operanten Konditionierens basieren. Für hirngeschädigte Kinder ist es wichtig, dass sie basale Alltagsdinge wie Toilettengang, Anziehen und Ausziehen, selbstständiges Essen oder selbstständiges Waschen beherrschen. Aggressives und selbstverletzendes Verhalten muss notfalls unter medikamentöser Stützung mit Dekonditionierung bis hin zu Aversionstherapien behandelt werden.
Kreativtherapien
Bei geistiger Behinderung, egal welcher Ursache, bestimmen oftmals pflegerische Maßnahmen weitestgehend betreuerische Aktivitäten, was einer Aufbewahrung näher kommt als einer entwicklungsfördernden Atmosphäre. Um den von Essenszeiten dominierten Alltag zu durchbrechen und ihn um ein Stück Lebensqualität zu erweitern, eignen sich besonders kreativtherapeutische Ansätze, da sie jeder individuellen Voraussetzung angepasst werden können. Kreativtherapeutische Verfahren werden häufig eingesetzt, ihre Evidenz ist jedoch kaum systematisch untersucht und generell als unbefriedigend einzuschätzen.
Kreativtherapie umfasst verschiedene Gebiete, in denen der einzigartige, individuelle kreative Prozess, der gekennzeichnet ist durch die Widerspiegelung und die Auseinandersetzung mit der Realität therapeutisch, d. h. zur Veränderung in Hinblick auf ein bestimmtes zu erreichendes Ziel genutzt wird. Zu diesen Gebieten gehören Kunst, Drama/Theater, Spiel, Musik und Tanz. Es kommt dabei nicht immer und vor allem nicht vordergründig auf Verhaltensänderung, sondern auch auf Bewusstmachung und kognitive Umstrukturierung des Erlebten an. Kreativität darf nicht mit Kunst gleichgesetzt werden und nicht Kunst als Ziel haben, auch wenn künstlerische und ästhetische Elemente einfließen.
Kunsttherapie
In der Kunsttherapie geht es um den Einsatz von bildnerischem Material (Bleistift und Papier, Tinte, Farbe, Holz, Metall, Ton etc.), d. h. Material mit dem man sich ausdrücken kann, indem man damit Formen gestaltet. Materialgebrauch und Formgebung stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Akteur, seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten, seiner Stimmung, seinen Konflikten u. a. m.
Gegenüber anderen Therapien besitzt Kunsttherapie durch die geschaffenen Produkte den Vorteil einer objektiveren Prozessbeurteilung, der wiederholbaren Identifikation mit der eigenen Kreativität bzw. Leistung und damit der vorzeigbaren Selbstbestätigung und Selbstaufwertung. Nicht selten ist „Kunst“ die Brücke in die außerinstitutionelle Welt, ein integrierendes Medium, durch welches Aufmerksamkeit und Verständnis erzielt werden kann.
Tretter berichtete 1995 (Tretter 1995), dass durch den Einsatz von Kunsttherapie unter anderem eine Reduktion der Medikamentendosis, ein prosoziales Verhalten im unmittelbaren Anschluss an die Kunstprojekte, eine Abnahme des mittleren Aggressionsniveaus, mehr Eigeninitiative und eine psychische Stabilisierung erzielt werden konnten. Alle diese Wirkeffekte lassen sich auch uneingeschränkt als Ziele in der Betreuung und Behandlung von Menschen mit geistiger Behinderung formulieren.
Dramatherapie
Drama hat seinen Ursprung im Griechischen und bedeutet frei übersetzt „handeln“. Eine Therapie, die auf „Handeln“ basiert, ist eine Therapie der Aktion, des aktiven Gestaltens bzw. Ausdrückens. Im täglichen Leben drücken wir uns nicht nur mit Worten aus, sondern auch durch Mimik, Gestik, Körperhaltung, Bewegung bzw. Bewegungsabläufe (= Aktion). Dramatherapie nutzt jegliche Art von Aktion und Aktivität im Interesse eines diagnostischen und therapeutischen Prozesses. Sie ist somit eine enorm alltagsnahe, flexible und kreative Methode und hat einen festen Platz im psychotherapeutischen und auch pädagogisch orientierten Behandlungs- und Förder- bzw. Trainingsrepertoire.
Musiktherapie
Musiktherapie ist eine lustbetonte psychotherapeutische Behandlungsform, die sich am ehesten symptom- bzw. störungsspezifisch einsetzen lässt (Carr et al. 2013; Hannibal et al. 2017).
Nach Brückner (1992) können vier allgemeingültige Ziele formuliert werden.
1.
Aktivierung und Auslösung sozial-kommunikativer Prozesse durch nonverbale Handlungen. Die nonverbalen Handlungsabläufe werden durch das anschließende Gespräch bzw. Spiel zur Ermöglichung einer Verhaltenskorrektur bewusst gemacht.
 
2.
Aufbau von Verhaltensweisen, die das Umgehen lernen mit psychovegetativen Fehlspannungen und psychischen Fehlverhaltensweisen beinhalten.
 
3.
Aktivieren und Auslösen von Emotionen und deren Bewusstmachung durch die Auseinandersetzung mit inneren und äußeren Konflikten.
 
4.
Entwicklung von ästhetischer Erlebnisfähigkeit und Anbahnung von musischen Interessen, die eine harmonische Persönlichkeitsentfaltung fördern.
 
Diese allgemeinen Ziele sind natürlich nur bedingt auf die Behandlung von Menschen mit geistiger Behinderung anwendbar. Bei Menschen mit einer geistigen Behinderung sollte ein handlungsorientiertes Musiktherapiekonzept bevorzugt werden.

Fazit

Psychische Veränderungen durch Schädigung des Gehirns sind unabhängig von der ätiologie im Kindes- und Jugendalter nicht selten. Der Kinder- und Jugendpsychiater sollte dies immer in seine Differenzialdiagnose einbeziehen und die Möglichkeiten der therapeutischen Einflussnahme kennen.
Fußnoten
1
Für diejenigen Studien, in denen Patienten mit gesunden Kontrollpersonen verglichen wurden, wird auf die Darstellung der deskriptiven Daten für die Kontrollen verzichtet, da diese hinsichtlich Gruppengröße, Alter und IQ überwiegend mit den Patienten vergleichbar waren.
 
2
Z. B. AID3, K-ABC 2, WISC V, WPPSI, IDS.
 
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