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22.09.2021 | Kardiologie | Nachrichten

Verdacht auf Herztumor: Was die Kardio-MRT zu leisten vermag

verfasst von: Veronika Schlimpert

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Keine Frage: Bei Verdacht auf einen kardialen Tumor ist die Kardio-MRT ein wichtiges Diagnosewerkzeug. Doch die Bildgebungsmethode hat offenbar noch mehr zu bieten, wie eine aktuelle Studie deutlich macht.

Eine Kardio-MRT bietet in der Diagnostik von Herztumoren nicht nur eine hohe Genauigkeit. Ihre Befunde können einer aktuellen Studie zufolge auch prognostische Informationen liefern.

„Die MRT-Diagnostik ist ein starker unabhängiger Prädiktor für die Mortalität zusätzlich zu klinischen Risikofaktoren“, machen die Autoren der Studie um Dr. Chetan Shenoy aus Delaware deutlich.

Mangel an Daten zur prognostischen Aussagekraft

Die US-Kardiologen hatten die Sinnhaftigkeit der Kardio-MRT in dieser Indikation niemals in Zweifel gezogen. „Expertenkonsensus-Dokumente empfehlen die kardiovaskuläre MRT-Bildgebung als Schlüsseldiagnostik zur Evaluation von Patienten mit Verdacht auf einen kardialen Tumor“, stellen sie klar. Shenoy und Kollegen haben die Studie vor allem deshalb auf den Weg gebracht, um mehr Evidenz für einen prognostischen Impact der Bildgebungsmethode zu schaffen. Es gebe einen Mangel an Studien, in denen die Ergebnisse der Bildgebungsdiagnostik mit dem Outcome der Patienten korreliert wird, erläutern sie ihr Anliegen.

In der von ihnen initiierten multizentrischen Studie wurde deshalb die Gesamtmortalität als primärer Endpunkt gewählt. Insgesamt 903 Patienten mit Verdacht auf einen kardialen Tumor sind mittels Kardio-MRT untersucht und knapp fünf Jahre lang nachverfolgt worden. Bei 25% war in der Bildgebung keine Raumforderung zu sehen, bei 16% wurde ein Pseudotumor festgestellt, bei weiteren 16% ein Thrombus, in 17% der Fälle lag ein gutartiger Tumor vor und in 23% ein maligner Tumor.

Diagnostische Genauigkeit von 98,4%

Die MRT-Befundung stimmte bei 98,4% der Patienten mit der finalen Diagnose überein. Wichtig ist laut Shenoy und Kollegen die Tatsache, dass sich durch das MRT auch mit hoher Sicherheit ein Tumor hat ausschließen lassen. Es sei während des Follow-up von 4.285 Patientenjahren nur ein einziger kleiner gutartiger Tumor (papilläres Fibroelastom) entdeckt worden, der in der MRT-Bildgebung nicht erkannt worden sei, berichten sie. „Zum ersten Mal bestätigen diese Daten den Einsatz einer MRT zum Ausschluss eines kardialen Tumors“, erläutern sie die Bedeutung ihrer Befunde.

Eine weitere Erkenntnis aus der Studie ist, dass eine lange Inversionszeit in der Late Gadolinium Enhancement-Bildgebung, abgekürzt als Long TI LGE (ca. 500–550 ms im 1,5 T- bzw. 850–900 ms im 3 T-Scanner), offenbar tatsächlich hilfreich sein kann bei der Differenzierung zwischen einem Thrombus und einem Tumor. Die dafür notwendige Technik ist laut der US-Kardiologen ohne zusätzliche Software oder Hardware auf jeglichen Kardio-MRT-Scannern verwendbar. Im Falle eines Thrombus ist die Signalintensität aufgrund der fehlenden Gefäßversorgung in den Long-TI-Bildern niedrig. Anders sieht das im Falle eines Tumors aus, der in der Regel an die Gefäßversorgung angeschlossen ist. In der aktuellen Studie hat der Einsatz der Long TI-Sequenzen in 98,7% der Fälle die korrekte Unterscheidung (Thrombus oder Tumor) ermöglicht. Verwechslungspotenzial kann es laut der US-Mediziner allerdings bei Myxomen geben, deren Befunde Überlappungen mit denen von Thromben aufweisen.

Auch die Unterscheidung zwischen gutartigen und bösartigen Tumoren gelang mit der MRT in den allermeisten Fällen (98,4%). Einen Vorschlag, wie prinzipiell die MRT-Diagnostik bei Verdacht auf einen kardialen Tumor ablaufen könnte, unterbreiten die Autoren in der Abbildung 1 in der Originalpublikation.

Prognostische Bedeutung der Befunde

Neben der Diagnosesicherung und den Differenzierungsmöglichkeiten lieferte die MRT in der Studie auch prognostische Hinweise, und zwar zusätzlich zu bekannten klinischen Faktoren wie einer eingeschränkten linksventrikulären Ejektionsfraktion, vorliegender KHK, Vorgeschichte einer extrakardialen Malignität. 

Während des knapp fünfjährigen Follow-up sind 376 der untersuchten 903 Patienten verstorben. Patienten mit Pseudotumoren und auch solche mit gutartigen Tumoren hatten eine vergleichbare Sterblichkeit wie jene, bei denen in der MRT keinerlei Raumforderung gefunden wurde. Dagegen war das Sterberisiko der Patienten mit malignen Tumoren deutlich höher als für die bereits genannten Patienten: mehr als dreimal so hoch (Hazard Ratio, HR: 3,31). Ebenfalls eine erhöhte Mortalität wiesen jene Patienten auf, bei denen in der MRT ein Thrombus entdeckt wurde (HR: 1,46).

Die Hinzunahme der MRT-Befunde erhöhte die Vorhersagekraft eines klinischen Modells signifikant (p < 0,001), wie die Autoren berichten, sowohl bei Patienten mit extrakardialen Tumoren als auch solchen ohne weitere Tumore.

Als Limitation weisen Shenoy und Kollegen darauf hin, dass in ihrer Studie keine Vergleichsdaten mit anderen Diagnostikmethoden wie der Echokardiografie oder dem CT vorliegen.

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Literatur

Shenoy C et al. Cardiovascular magnetic resonance imaging in suspected cardiac tumour: a multicentre outcomes study. Eur Heart J 2021;, ehab635, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehab635

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