Hintergrund
Material und Methoden
Fragestellung
Design
Stichprobe
Ablauf der Interviews
Teilnahmebereitschaft 2013 | Entscheidungssicherheit | Bildungsstand | Dauer des Interviews (min) | Frühere Mammographie (Grund) | |
---|---|---|---|---|---|
Int. 1 | Nein | Hoch | Hoch | 38:35 | Unklarer Tastbefund |
Int. 2 | Ja | Hoch | Hoch | 22:09 | Ohne konkreten Anlass vom Arzt geschickt |
Int. 3 | Ja | Hoch | Hoch | 27:10 | Ohne konkreten Anlass vom Arzt geschickt |
Int. 4 | Ja | Hoch | Hoch | 32:59 | Ohne konkreten Anlass vom Arzt geschickt |
Int. 5 | Ja | Hoch | Hoch | 48:08 | Ohne konkreten Anlass vom Arzt geschickt |
Int. 6 | Ja | Niedrig | Hoch | 45:38 | Mutter hatte Brustkrebs |
Int. 7 | Nein | Niedrig | Niedrig | 35:21 | Ohne konkreten Anlass vom Arzt geschickt |
Int. 8 | Ja | Hoch | Niedrig | 17:15 | Ohne konkreten Anlass vom Arzt geschickt |
Auswertung
Beispiel | |
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1. Pflichtgefühl | |
Moralische Verpflichtung zur Teilnahme am Screening | „Und wenn’s dann doch irgendwie kommt, ja, aber da kann ich mir dann wenigstens nichts vorwerfen …“ (Int. 6) |
Verantwortung sich und anderen gegenüber | |
Schuldgefühle bei Nicht-Teilnahme | |
2. Autonomie | |
Brustkrebs als persönliche Bedrohung | „… Ich hab für mich entschieden, ich möchte das machen, ich habe das gemacht und bin für mich so weit beruhigt und sag, okay, bei mir ist alles in Ordnung …“ (Int. 5) „… sollte es so sein, dass ich irgendwann mal ne Krebsdiagnose hätte – aber äh wenn ich das verhindern kann, dann versuch ich das schon …“ (Int. 7) |
Schicksalhaftigkeit, der man durch Teilnahme entgehen kann | |
Krebsdiagnose ist durch Teilnahme am Screening vermeidbar | |
Erlangen von Autonomie und Kontrolle | |
3. Zweifel | |
Screening bringt nicht die erhoffte Sicherheit | „Es ist ja auch oft so gewesen, dass ne Untersuchung Mammographie durchgeführt wurde und trotzdem hat man ein halbes Jahr später Brustkrebs.“ (Int. 8) |
Auch der Arzt kann sich irren | |
4. Unsicherheit | |
Unsicherheit, ob die Entscheidung richtig ist | „… Man kann darüber keine Sicherheit gewinnen. Das ist eine Illusion. (I:mhm) – eine die dann eben vielleicht, ja, für, für nen kurzen Zeitraum tragen kann. Aber dann weiß ich doch wieder gar nichts“ (Int. 1) |
Screening bringt nur begrenzte Sicherheit | |
Austausch auf der Peer-Ebene schafft Vertrauen | |
5. Arzt/Ärztin | |
Ärzte als absolute Instanz | „… Wenn man da mal wieder so’n bisschen sensibilisiert wird, wie der Frauenarzt mich sensibilisiert hat, dann ist das immer gut, wenn man denn seine Meinung doch mal revidiert.“ (Int. 7) „Weil der Arzt, ich sag mal, hat ja auch nur ne gewisse, ja, wie soll ich das sagen?Ähm Aufnahme …“ (Int. 6) |
Vertrauen in Ärzte vs. „Ärzte können sich irren“ | |
6. Institution | |
Screening als Ritual ab einem bestimmten Alter | „… Und die MTA, die war unfreundlich, die hat mir nichts erklärt (.), hat meinen Busen langezogen, hat die Platte da drauf geknallt (.), hat das gleiche mit der andern Brust gemacht, dass ich Wochen Schmerzen in der Brust hatte.“ (Int. 7) |
Konfrontation mit der Diagnose Krebs | |
Anonyme Maschinerie | |
Schmerzen bei der Mammographieuntersuchung |
Ergebnisse
1. Eingangssequenz | 2. Sequenz | Datum und Zeit | ||
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Int. 1 | 2 Psycholog/innen 2 Gesundheitswissenschaftlerinnen 3 Ärzte | 2 Psychologen 2 Gesundheitswissenschaftler 2 Ärzte | 1. | 11.02.2015 14:15–17:30 |
2. | 11.02.2015 14:15–17:30 | |||
Int. 2 | 2 Psychologen 2 Gesundheitswissenschaftler 2 Ärzte | 1 Gesundheitswissenschaftlerin 2 Ärzte | 1. | 10.06.2015 14:00–16:00 |
2. | 15.07.2015 13:30–16:00 | |||
Int. 3 | 1 Psychologin 1 Gesundheitswissenschaftlerin 2 Ärzte | 1 Gesundheitswissenschaftlerin 2 Ärzte | 1. | 23.09.2015 14:00–16:00 |
2. | 06.10.2015 15:00–17:00 | |||
Int. 4 | 1 Psychologe 2 Gesundheitswissenschaftler 1 Ärztin | 1 Gesundheitswissenschaftlerin 2 Ärzte | 1. | 14.10.2015 14:00–16:00 |
2. | 17.11.2015 14:00–16:00 | |||
Int. 5 | 1 Psychologe 2 Gesundheitswissenschaftler 2 Ärzte | 1 Psychologe 1 Gesundheitswissenschaftlerin 1 Ärztin | 1. | 25.11.2015 14:00–16:00 |
2. | 01.12.2015 15:30–17:00 | |||
Int. 6 | 1 Psychologin 1 Ärztin | – | 1. | 20.01.2016 14:00–16:00 |
2. | 27.01.2016 15:00–17:00 | |||
Int. 7 | 1 Psychologe 1 Ärztin | 1 Psychologin 1 Ethnologin 2 Ärzte | 1. | 09.02.2016 15:30–16:00 |
2. | 10.02.2016 14:15–15:45 | |||
Int. 8 | 1 Psychologin 3 Ärzte | 1 Psychologin 3 Ärzte | 1. | 09.02.2016 15:30–16:00 |
2. | 06.04.2016 14:00–15:30 |
Pflichtgefühl und Autonomie
„Verantwortung, find ich, meiner Familie gegenüber. Meinem – Lebenspartner ja auch, (I: mhm) ne? Der sicherlich ja auch dann mit betroffen ist, wenns mal zu ner Erkrankung kommt. –“ (Int. 3)„ich hab ja ne Familie, ich hab ja – (…) ne Lobby hier, die mich haben wollen, die mich lieben und dich ich auch liebe, ne? Und deshalb macht man denn so was.“ (Int. 7)
„Und wenn’s dann doch irgendwie kommt, ja, aber da kann ich mir dann wenigstens nichts vorwerfen, ne? Weil mehr kann ich ja nicht tun, find ich, also als da jetzt dann hinzugehen.“ (Int. 6)
„Aber so ich sag mal, ich hab da ein gutes, ruhiges Gewissen, ich hab im Vorfeld mein Bestmögliches dafür getan ähm und von daher hab ich ein gutes Gefühl.“ (Int. 4)
„Ja, auch ne Sicherheit natürlich (I: mhm) äh für mich selber. Für mein äh – Leben sozusagen. Ne, ne gewisse Verantwortung, die ich ja auch habe. (räuspert sich) Dass ich da weiß, ich, ich ähm tue zumindest alles, um ein wenig äh ja, – äh äh ja, nicht, nicht nur (leicht lachend) gesund zu (+) mich gesund zu halten, sondern auch äh gewisse Risiken eben äh – schon mal im Vorfeld abzuklären. (I: mhm) –“ (Int. 3)
„Da hatte (I: mhm) mein äh Gynäkologe mir das schon – praktisch immer alle zwei Jahre vorgesehen für mich. – Das war halt dann schon Au- ne Ausnahme eben wegen der familiären Belastung. Ne?“ (Int. 6)„Ja, also vorher geht es mir schon nicht gut, weil ich immer äh doch ein bisschen Angst habe, (I: mhm) weil eben meine Mutter Brustkrebs hat, äh von meiner Mutter die Cousine (I: mhm) und von meiner Mutters Cousine die Tochter hat auch Brustkrebs“ (Int. 6)
„Ich würd wahrscheinlich die Augen zu machen und da durch gehen, sollte es so sein, dass ich irgendwann mal ne Krebsdiagnose hätte – aber äh wenn ich das verhindern kann, dann versuch ich das schon – ne?“ (Int. 7)
„So, nur auf der andern Seite, ich hab ja für mich entschieden, dass ich diese Vorsorgetermine wahrnehme (I: mhm) und das mach ich unabhängig von irgendwelchen ähm Artikeln in der Presse oder in sonstigen Medien, (I: mhm) ich hab für mich entschieden, ich möchte das machen, ich habe das gemacht und bin für mich so weit beruhigt und sag, okay, bei mir ist alles in Ordnung unabhängig davon, was grade diskutiert wird ähm oder aktuell in der Presse erscheint.“ (Int. 5)
Zweifel und Unsicherheit
„Es ist ja auch oft so gewesen, dass ne Untersuchung Mammographie durchgeführt wurde und trotzdem hat man ein halbes Jahr später Brustkrebs, ne? (…) Es ist unterstützend und hilfreich, aber nicht ausschlaggebend. So.“ (Int. 8)
„Man kann (I:mhm) das nicht, man kann, man kann darüber keine Sicherheit gewinnen. Das ist eine Illusion. (I: mhm) – eine die dann eben vielleicht, ja, für, für nen kurzen Zeitraum tragen kann. Aber dann weiß ich doch wieder gar nichts. (I: mhm) und außerdem denk ich dann halt auch ähm, gut, dann weiß ich, dass ich das nicht habe. Was heißt das über die 144.000 anderen Krankheiten, die ich kriegen kann? – Also (I: ja) also äh – alles was ich über das Leben weiß oder gelernt habe, das bisschen ist, dass ich nichts weiß. Und dass ich nichts kontrollieren kann. (I: mhm) und dass wir alle sterben. Aber ob jetzt in der nächsten Stunde oder in 50 Jahren oder – keine Ahnung.“ (Int. 1)
„Was das dann so nach sich zieht, ob ich dann noch ähm weiß ich nicht, kann ich dann weiter noch arbeiten gehen und solche ganzen Sachen, dass da – dass das natürlich schon so das ganze Leben dann verändert.“ (Int. 3)
„… und dann ist das auch wieder Thema so mit ner Freundin vielleicht oder mal ner Schwester. Also das äh dann schon. Dass man dann darüber spricht und auch sich gegenseitig fragt, wie gehst du regelmäßig …“ (Int. 3)
„Also ich habe zum Beispiel keine Angst an Brustkrebs zu erkranken (I: Mhm, okay) so ich bin der Meinung, dass wenn man häufig genug zum Frauenarzt geht, (I: mhm) dass man das dann erkennt. Ähm – ja äh ich hab ja auch Freundinnen, (I: mhm) die gehen zur Mammographie, wir sind ja alle so in einem Alter (I: okay) und ja, dann äh mach- lasst man das einmal machen, um zu gucken, ob alles in Ordnung ist.“ (Int. 5)
„Das ist ja das, was viele Kritiker anführen, dass die sagen, dann werden die Frauen verrückt gemacht“ (Int. 2)
Arzt/Ärztin und Institution
„So und dann bin ich 50 geworden und dann hat mir mittlerweile ein anderer Frauenarzt geraten, ne Mammographie zu machen“ (Int. 7)
„Aber im Grunde bin ich froh, dass ich meine Meinung dann geändert habe, ne? Weil ich meine, klar, es ist immer leicht ne große Fresse zu haben und zu sagen, ah, da geh ich nie wieder hin (…), ja? Aber wenn man da mal wieder so’n bisschen sensibilisiert wird, wie der Frauenarzt mich sensibilisiert hat, dann ist das immer gut, wenn man denn seine Meinung doch mal revidiert, ne?“ (Int. 7)
„Weil der Arzt, ich sag mal, hat ja auch nur ne gewisse, ja, wie soll ich das sagen? Ähm Aufnahme, weil ich weiß das ja von mir selber im Büro, irgendwann sag ich auch, mir ist das alles zu viel, ich muss mal nen Moment ähm Pause machen.“ (Int. 6)
„Ich weiß ja auch nicht, was er grad vor mir für’n Patienten zum Beispiel (I: mhm) hatte. Ob der äh dem mitteilen musste, dass er jetzt Brustkrebs hat äh oder überhaupt Krebs und dass der Patient dann völlig aufgelöst war und ich könnt mir vorstellen, dass das son Arzt ja dann auch beschäftigt. (I: mhm) – Und dann muss er direkt wieder zum nächsten Patienten. Ich weiß ja nicht, wie die Ärzte damit dann umgehen. (I: mhm) Also da mach ich mir auch schon manchmal Gedanken. –“ (Int. 6)
„… und die MTA, die war unfreundlich, die hat mir nichts erklärt, die hat mich vor diese Mammographie, vor dieses Gerät geschoben, hat meinen Busen langezogen, hat die Platte da drauf geknallt, hat mir Kommandos gegeben, hat ihre Fotos gemacht, hat das gleiche mit der andern Brust gemacht, dass ich Wochen Schmerzen in der Brust hatte.“ (Int. 7)