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Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde 12/2019

19.11.2019 | Psychoanalyse | Leitthema

„Meine Freunde nimmt mir keiner“

Peergroup – zeit- und lebensbestimmend

verfasst von: Prof. Peter Scheer

Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde | Ausgabe 12/2019

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Zusammenfassung

Mit der Entdeckung der Individualität als Erziehungsziel des westlich-technischen Menschen seit der Neuzeit bekommt die Peergroup die Aufgabe, die Ich-Werdung zu unterstützen. Für die Individualisierung bedarf es in der Vorschule der Trotzphase und in der Pubertät der Auflehnung gegen Geltendes. Diese Auflehnung benötigt Gleichgesinnte, um den/die einzelnen Jugendlichen/Jugendliche zu stützen – das ist die Geburtsstunde der Peergroups, die ihrem Wesen nach den bestehenden Werten und Zielen gegenüber kritisch sind. Im 3. Jahrtausend erscheinen „virtuelle“ Peergroups, die in sozialen Medien entstehen, immer und überall am Smartphone präsent sind und anderen Gesetzmäßigkeiten folgen. Diese virtuellen Peergroups sind unerwartet politisch-gesellschaftlich wirksam, wie sich im sog. Arabischen Frühling, dem Aufstand am Majdan-Nesaleschnosti-Platz und zuletzt 2018/2019 in dem Einfluss der Jugend auf die politische Bedeutung des Klimawandels zeigte. Greta Thunbergs Slogans, die letzten Endes den Klimastreik wichtiger machten als den Schulbesuch, rührten viele Kinder auf. Das führte zu kämpferischem Verhalten Tausender in vielen Städten. Respekt vor diesen Bewegungen, gepaart mit dem Versuch des Verständnisses, kann eine gute Rolle für den Kinder- und Jugendarzt sein. Nur so kann er zwischen Eltern und deren Kindern in Krisensituationen vermitteln.
Fußnoten
1
Wen das literarisch interessiert, der lese bei Franz Kafka: Brief an meinen Vater, nach. Siehe auch: http://​www.​digbib.​org/​Franz_​Kafka_​1883/​Brief_​an_​den_​Vater_​.​pdf. Zugegriffen: 23.07.2019.
 
2
Unter Narrativ versteht man eine absichtlich oder unabsichtlich hergestellte Geschichte, die als Legende verhaltenssteuernd wird. Ein Beispiel: W. Churchill soll durch den späteren Entdecker des Penicillins A. Fleming aus dem Loch Lomond gerettet worden sein. Zum Dank habe die Familie Churchill sein Medizinstudium finanziert. Die Legende geht noch weiter: „Serendipity“ hat zur Entdeckung des Penicillins geführt. Fasst man die Legende zusammen, könnte man sagen: Ein Wunder ist geschehen.
 
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Freud S (1913) Totem und Tabu. Fischer, Frankfurt/Main Freud S (1913) Totem und Tabu. Fischer, Frankfurt/Main
2.
Zurück zum Zitat Malinowski B (2001) Geschlecht und Verdrängung in primitiven Gesellschaften Bd. 7. Klotz, Eschborn, Frankfurt/Main Malinowski B (2001) Geschlecht und Verdrängung in primitiven Gesellschaften Bd. 7. Klotz, Eschborn, Frankfurt/Main
12.
Zurück zum Zitat Binswanger M (2010) Sinnlose Wettbewerbe. Warum wir immer mehr Unsinn produzieren. Herder, Freiburg i.B Binswanger M (2010) Sinnlose Wettbewerbe. Warum wir immer mehr Unsinn produzieren. Herder, Freiburg i.B
Metadaten
Titel
„Meine Freunde nimmt mir keiner“
Peergroup – zeit- und lebensbestimmend
verfasst von
Prof. Peter Scheer
Publikationsdatum
19.11.2019
Verlag
Springer Medizin
Schlagwort
Psychoanalyse
Erschienen in
Monatsschrift Kinderheilkunde / Ausgabe 12/2019
Print ISSN: 0026-9298
Elektronische ISSN: 1433-0474
DOI
https://doi.org/10.1007/s00112-019-00805-x

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