Ungünstige Krebsprognose bei Vitamin-D-Mangel

Die Bedeutung von Vitamin D bei Krebserkrankungen ist ein heiß diskutiertes Thema. In einer neuen Studie wurde nun untersucht, ob der Vitamin-D-Spiegel als prognostischer Marker beim Magenkarzinom nützlich ist. Iryna Imago | iStock × Das Wichtigste in Kürze Ein Vitamin-D-Mangel ist mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten und mit einer ungünstigen Prognose bei bestehenden Krebserkrankungen assoziiert. [1, 2] In einer aktuellen Studie untersuchten Cousillas Castiñeiras et al. potenzielle prognostische Marker zur Einteilung von Patientinnen und Patienten mit lokalem Magenkarzinom anhand ihres Rückfallrisikos. [3] Ein schwerer Vitamin-D-Mangel korrelierte in dieser Studie mit einer signifikant kürzeren Lebensdauer und mit einem signifikant kürzeren Zeitraum bis zum Krankheitsrückfall. [3] Der Vitamin-D-Spiegel bzw. ein kombinierter Risiko-Score, der den Vitamin-D-Status inkludiert, könnte ein einfach zu erfassender Biomarker mit prognostischer Relevanz beim Magenkarzinom sein. Ein Vitamin, das vor Krebs schützt? Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel wird mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten in Verbindung gebracht, z. B. für Dickdarm-, Brust- oder Prostatakrebs. [1,2] Das ist besonders brisant, wenn man sich eine Erhebung des Robert Koch-Instituts anschaut, laut der fast jeder und jede Dritte in Deutschland unzureichend mit Vitamin D versorgt ist. [4] Weil Vitamin-D-Analoga apoptotische Signalwege aktivieren, antiproliferativ wirken und die Angiogenese hemmen, [5] ist ein möglicher therapeutischer Nutzen von Vitamin D im Kampf gegen Krebs Gegenstand aktueller Forschung. Tatsächlich kamen in den letzten Jahren gleich 3 Metaanalysen klinischer Studien zu dem Ergebnis, dass eine Vitamin-D-Supplementierung das Risiko, an einer Krebserkrankung zu versterben, signifikant verringert. [6] Vitamin D als prognostischer Marker Welche prognostische Bedeutung dem Vitamin-D-Spiegel bei Patientinnen und Patienten mit Magenkarzinom zukommt, wollten Cousillas Castiñeiras et al. wissen. Sie analysierten, wie sich ein Vitamin-D-Defizit neben weiteren Faktoren auf das Gesamtüberleben (Overall Survival, OS) der Betroffenen sowie auf die Zeit bis zu einem Krankheitsrückfall (Time to Relapse, TTR) auswirkt. Über 6 Jahre – von 2015 bis 2021 – lief die ambispektive, beobachtende und multizentrische Studie der Galicischen Forschungsgruppe für Tumore des Verdauungstraktes (GITuD) an 8 spanischen Universitätskliniken. 77 Patientinnen und Patienten mit lokalem Magenkarzinom (Local Gastric Cancer, LGC), die mit einer Operation (40,3 %) oder mit einer perioperativen Chemotherapie (59,7 %) behandelt wurden, nahmen daran teil. Das mediane Alter der Betroffenen betrug 68,6 Jahre, 33,8 % waren weiblich. [3] 4 Marker = ein Risiko-Score Die Patientinnen und Patienten wurden anhand eines Risiko-Scores eingeteilt, der auf folgenden 4 Markern basiert: Entzündungsmarker: C-reaktives Protein (CRP) > 1,0 mg/dl Ernährungsmarker: Albumin 1 Vitamin D: schweres Defizit < 10 ng/ml Für jeden Risikofaktor wurde ein Punkt verteilt. Anschließend wurden die Patientinnen und Patienten anhand ihrer Punktzahl in 3 Gruppen eingestuft: geringes Risiko (0–1 Punkte), mittleres Risiko (2–3 Punkte) oder hohes Risiko (4 Punkte). Für diese Untergruppen wurden dann jeweils die Zeit bis zum Rückfall und das Gesamtüberleben ausgewertet. Vitamin-D-Mangel verkürzt das Überleben Im Median betrug das OS der Teilnehmenden 41,26 Monate (26,87–55,64 Monate). Ein starker Vitamin-D-Mangel (Serumwert < 10 ng/ml) korrelierte mit einer signifikant kürzeren Lebensdauer: Betroffene mit starkem Vitamin-D-Mangel überlebten im Median nur 27,89 Monate, wogegen Betroffene mit besserer Vitamin-D-Versorgung ein medianes OS von 54,63 Monaten aufwiesen (p = 0,043). Bei der gesamten Betrachtung der 4 Marker zeigte sich der kombinierte Risiko-Score als guter Prädiktor sowohl für das OS als auch für die TTR. Die Gruppe der Patientinnen und Patienten mit einem hohen Risiko-Score hatte ein signifikant kürzeres medianes OS (8,67 Monate) als die Gruppe mit mittlerem (28,25 Monate) oder niedrigem (59,01 Monate) Risiko-Score. Die TTR verlängerte sich von 6,76 Monaten bei Betroffenen mit hohem Score auf 14,85 Monate bei mittlerem und auf 45,89 Monate bei niedrigem Risiko-Score. Die multivariate Analyse zeigte ebenfalls, dass ein hoher Risiko-Score (4 Punkte) mit einem schlechteren OS verbunden war als ein mittlerer (HR: 0,45, 95%-KI: 0,003–0,594, p = 0,019) und ein niedriger Risiko-Score (HR: 0,37, 95%-KI: 0,004–0,356, p = 0,004), wenn potenzielle Störfaktoren wie Geschlecht, CEA (carzinoembryonales Antigen)-Wert, vaskuläre Invasion und Behandlungsart statistisch berücksichtigt wurden. [3] Nützliches Werkzeug für die klinische Praxis Diese aktuelle Studie zeigt, dass ein schwerer Vitamin-D-Mangel und ein hoher Vitamin-D-basierter kombinierter Risiko-Score mit einem signifikant kürzeren medianen OS von LGC-Patientinnen und -Patienten verbunden sind. Der Vitamin-D-Spiegel könnte daher ein nützlicher prognostischer Marker sein, um das Rückfallrisiko von Menschen mit Magenkarzinom im Praxisalltag zu bewerten. Im Gegensatz zu anderen Biomarkern, die in molekularen Studien untersucht wurden, [7, 8] lässt sich der Vitamin-D-Spiegel vergleichsweise einfach und kostengünstig bestimmen. Das sind gute Voraussetzungen dafür, diesen Marker routinemäßig in der klinischen Praxis einzusetzen. PP-RB-DE-1981 » Zum Impressum von Lilly Deutschland GmbH Fachinformation Cyramza® Literatur [1] Carlberg C, Munoz A. An update on vitamin D signaling and cancer. Semin Cancer Biol 2022; 79: 217-230. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/32485310 [2]Garland CF et al. The role of vitamin D in cancer prevention. Am J Public Health 2006; 96: 252-261. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16380576 [3] Cousillas Castiñeiras A et al. Vitamin D-based score in gastric cancer. Ann Oncol. 2022;33:293; unter: https://www.annalsofoncology.org/article/S0923-7534(22)00902-4/fulltext#relatedArticles (abgerufen am 18.11.2022). [4] Rabenberg M, Mensink G. Vitamin-D-Status in Deutschland. Journal of Health Monitoring 2016;1(2):36–42; unter: https://edoc.rki.de/handle/176904/2492 (abgerufen am 18.11.2022) [5] El-Sharkawy A, Malki A. Vitamin D Signaling in Inflammation and Cancer: Molecular Mechanisms and Therapeutic Implications. Molecules 2020; 25: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/32679655 [6] Deutsches Krebsforschungszentrum: Vitamin D-Supplementierung: möglicher Gewinn an Lebensjahren bei gleichzeitiger Kostenersparnis (2021); unter: https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2021/dkfz-pm-21-07-Vitamin-D-Supplementierung-moeglicher-Gewinn-an-Lebensjahren-bei-gleichzeitiger-Kostenersparnis.php (abgerufen am 18.112022). [7] Kim C et al. How prognostic and predictive biomarkers are transforming our understanding and management of advanced gastric cancer. Oncologist 2014; 19: 1046-1055. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25142842 [8] Li S et al. Systemic Inflammation Response Index (SIRI), cancer stem cells and survival of localised gastric adenocarcinoma after curative resection. J Cancer Res Clin Oncol 2017; 143: 2455-2468. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28828692

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