Erschienen in:
10.01.2018 | Ureterorenoskopie | Originalien
Interrater-Übereinstimmung und klinischer Nutzen der „Post-Ureteroscopic Lesion Scale“ (PULS) zur Graduierung von intraoperativen Harnleiterverletzungen einer Ureterorenoskopie
Ergebnisse der deutschen prospektiv-multizentrischen BUSTER-Studie
verfasst von:
PD Dr. M. May, M. Schönthaler, C. Gilfrich, I. Wolff, J. Peter, A. Miernik, H.‑M. Fritsche, M. Burger, M. Schostak, S. Lebentrau, BUSTER-Arbeitsgruppe
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 2/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die „Post-Ureteroscopic Lesion Scale“ (PULS) wurde als eine Klassifikation zur Standardisierung der iatrogenen Harnleiterläsionen während der Ureterorenoskopie (URS) vorgestellt. Mit der vorliegenden Studie sollen die praktische Anwendung und der mögliche klinische Nutzen des PULS-Scores an einem repräsentativen Patientenkollektiv überprüft werden.
Material und Methode
Im Rahmen der prospektiven BUSTER-Studie (Bewertung der ureterorenoskopischen Steintherapie – Ergebnisse hinsichtlich Komplikationen, Lebensqualität und Steinfreiheitsrate) konnten Daten von 307 Patienten aus 14 deutschen Kliniken aufgezeichnet werden. Für die hier vorgestellte Arbeit wurden drei Studienhypothesen (H) überprüft: Es besteht eine hohe Übereinstimmung der unabhängig zu einander erfolgten PULS-Graduierungen von Operateur und Pflegeassistenzpersonal (H1), es gibt eine positive Korrelation der PULS-Grade mit der postoperativen Komplikationsdichte während des stationären Aufenthalts (H2), es liegt eine signifikante Übereinstimmung des postinterventionellen Harnleiterstentings mit den verursachten PULS-Graden vor (H3).
Ergebnisse
Das mediane Alter der Studienpatienten lag bei 54,4 („interquartile range“ [IQR] 44,4–65,84) Jahren; 65,5 % der Patienten waren männlichen Geschlechts. Die mediane Steingröße des Indexkonkrements betrug 6 (IQR, 4–8) mm, wobei 117 (38,4 %) und 188 (61,6 %) der Indexkonkremente in der Niere bzw. im Harnleiter lagen. 70 und 82,4 % erhielten ein präoperatives bzw. postoperatives Harnleiterstenting. 68,7 % der Studienpatienten waren nach einer URS komplett steinfrei, die Komplikationsrate betrug 10,8 % (dominant Grad 1 oder 2 nach Clavien-Dindo). Die PULS-Grade 0, 1, 2 und 3 nach Einschätzung des Operateurs lagen bei 40 %, 52,1 %, 6,9 % bzw. 1 %. Es bestand eine hohe Interobserver-Übereinstimmung der erfolgten Pulsgraduierungen zwischen Operateur und Pflegeassistenzpersonal (κ = 0,883, p < 0,001; H1+). Eine signifikante Korrelation zwischen dem PULS-Grad und den aufgezeichneten Komplikationen konnte nicht gefunden werden (ρ = 0,09, p = 0,881; H2−). Es bestand hingegen eine signifikante positive Korrelation zwischen dem PULS-Grad und der postoperativen Einlage eines Harnleiterstents (ρ = 0,287, p < 0,001; H3+), wobei hier beispielsweise ein PULS-Grad 1 (im Vergleich zu PULS-Grad 0) die Wahrscheinlichkeit um den Faktor 3,24 erhöhte (95 %-Konfidenzintervall 1,43–7,34, p = 0,005).
Schlussfolgerung
Die URS ist in der täglichen Routine ein sicheres und effektives Verfahren zur Behandlung von Konkrementen des oberen Harntrakts. Die vorliegenden „Real-world-Daten“ bestätigen die hohe Interrater-Reliabilität des PULS-Scores und dessen potentiellen Anwendernutzen hinsichtlich der Indikationsstellung zur postoperativen Harnleiterschienung. Auf der Basis des PULS-Scores sollte jetzt eine prospektiv-randomisierte Studie prüfen, inwieweit die Standardisierung einer postoperativen Harnleiterstenteinlage erfolgen kann.