SGLT2-Hemmer: Haben sie auch antiarrhythmisches Wirkpotenzial?

Bei Patienten mit Vorhofflimmern und Typ-2-Diabetes, die mit SGLT2-Hemmern behandelt wurden, traten nach einer Katheterablation behandlungsbedürftige Vorhofflimmern-Rezidive deutlich seltener auf als bei Patienten ohne SGLT2-Hemmer-Therapie. Eine retrospektive Datenanalyse rückt eine mögliche neue Facette im Wirkprofil von SGLT2-Hemmern in den Blickpunkt. Nach ihren Ergebnissen war eine Behandlung mit Medikamenten dieser Wirkstoffklasse bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, die aufgrund von Vorhofflimmern eine Katheterablation erhalten hatten, mit einer signifikant niedrigeren Rate an Vorhofflimmern-Rezidiven assoziiert. Dokumentiert wurde dies anhand einer niedrigeren Rate für Kardioversionen, neu eingeleitete Antiarrhythmika-Therapien und wiederholte Ablationsprozeduren im ersten Jahr nach der Index-Ablation. Hinweise darauf, dass die Prävalenz von Vorhofflimmern/Vorhofflattern bei einer Behandlung mit SGLT2-Hemmern niedriger ist, haben sich bereits aus diversen Studien ergeben. Die neue Studie einer US-Arbeitsgruppe um Dr. Sarju Ganatra vom Lahey Hospital and Medical Center, Beth Israel Lahey Health, Burlington, ist die erste, in der die Assoziation von SGLT2-Hemmern und Vorhofflimmern speziell in der Phase nach einer Katheterablation untersucht worden ist. Vergleich von zwei „gematchten“ Populationen Für ihre Studie hat die Gruppe auf Daten aus dem Forschungsnetzwerk einer großen US-Datenbank (TriNetX Analytics Network) zurückgegriffen. In dieser Datenbank wurden mehr als 13.300 Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes ausfindig gemacht, die zwischen 2014 und 2021 wegen Vorhofflimmerns einer Katheterablation unterzogen worden waren. Davon hatten 10.974 keine SGLT2-Hemmer erhalten, 2.366 waren dagegen damit behandelt worden. Zum Ausgleich für Unterschiede zwischen beiden Gruppen wurde ein „Matching“ (Propensity Score Matching) vorgenommen, das zwei besser vergleichbare Populationen von jeweils 2.225 Patienten mit und ohne SGLT2-Hemmer-Therapie hervorbrachte. Die beiden Gruppen wurden dann primär im Hinblick auf das Auftreten definierter, für ein Vorhofflimmern-Rezidiv sprechender klinischer Endpunkte (Kardioversion, neue Therapie mit Antiarrhythmika der Klasse I oder III, erneute Ablationsprozedur) im ersten Jahr nach Ablation verglichen. Die ersten drei Monate blieben dabei ausgespart (Blanking-Periode). Niedrigere Ereignisrate bei Behandlung mit SGLT2-Hemmern Endpunkt-Ereignisse wurden im Follow-up-Zeitraum ab dem dritten Monat bei 619 Patienten (27%) mit SGLT2-Hemmer-Therapie und bei 802 Patienten (36%) ohne entsprechende Therapie registriert (adjustierte Odds Ratio: 0,68; p < 0,0001). Die Wahrscheinlich für ein ereignisfreies Überleben nach zwölf Monaten war in der Gruppe mit SGLT2-Hemmern im Vergleich signifikant höher (66% vs. 61%; Hazard Ratio: 0,85, 95% Konfidenzintervall: 0,77–0,95; p = 0,003). Auch für weitere Endpunkte wie akute Herzinsuffizienz-Verschlechterung (34,6% vs. 39,6%, p = 0,001), Summe aller Hospitalisationen (19,8% vs. 23,9%, p = 0,001) und Gesamtmortalität (1,7% vs. 2,7%, p = 0,019) waren die Raten in der mit SGLT2-Hemmern behandelten Gruppe jeweils niedriger. Im Hinblick auf ischämische Schlaganfälle bestand dagegen kein Unterschied zwischen beiden Gruppen (1,1% vs. 1,7%, p = 0,098). „Studie generiert eine wichtige Hypothese“ Wesentliche Limitierung der aktuellen Analyse ist wie bei jeder retrospektiven Beobachtungsstudie die aufgrund der fehlenden Randomisierung bestehende Möglichkeit von unerkannten Störfaktoren (confounding). Zudem sind alle Vorhofflimmern-Rezidive, die nicht zu einer Kardioversion, neuen Antiarrhythmika-Therapie oder erneuten Ablationsprozedur geführt haben, in der Analyse zwangsläufig unberücksichtigt geblieben. Auch zwischen paroxysmalem und persistierendem Vorhofflimmern konnte auf Basis der verfügbaren Daten nicht differenziert werden. Die Ergebnisse der Studie „generieren eine wichtige Hypothese“, schlussfolgert die Autorengruppe um Studienleiter Ganatra. Nun seien weitere prospektive Studien erforderlich, um diese Ergebnisse bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und Vorhofflimmern, die eine Ablationstherapie erhalten haben, zu validieren. Basierend auf: Abu-Qaoud MR et al. Impact of SGLT2 Inhibitors on Atrial Fibrillation Recurrence After Catheter Ablation in Patients With ype-2-Diabetes. JACC Electrophysiology 2023; https://doi.org/10.1016/j.jacep.2023.06.008

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