Die autosomal rezessiv vererbte Mukoviszidose (syn. zystische Fibrose, CF) ist eine Systemerkrankung aller exokrinen Drüsen, die durch Mutationen im CFTR-Gen ausgelöst wird. CFTR sezerniert Chlorid und Bikarbonat in die Ausführungsgänge der Drüsen. Bei fehlendem oder defektem CFTR dicken die mukösen Sekrete ein. Mukus verstopft die Ausführungsgänge, so dass vor allem an den Atemwegen und im Gastrointestinaltrakt eine Kaskade aus Funktionsstörung, Entzündung, Organumbau bis hin zum Funktionsverlust in Gang gesetzt wird.
Das Neugeborenenscreening auf Mukoviszidose identifiziert alle CF-Neugeborenen mit CFTR-Mutationsgenotypen, die mit exokriner Pankreasinsuffizienz (PI) assoziiert sind, aber nicht alle CF-Neugeborene mit CFTR-Mutationsgenotypen, die mit exokriner Pankreassuffizienz (PS) assoziiert sind. CF-Patienten mit falsch negativem Screeeningergebnis werden in der Regel erst als Jugendliche oder junge Erwachsene klinisch auffällig. Bei Verdacht auf PS-CF ist die Diagnose mittels CFTR-Biomarker und CFTR-Mutationsanalyse zu sichern.
Bei CFSPID-Kindern handelt es sich um eine Gruppe von Screening-positiven Neugeborenen, bei denen die konfirmative Diagnostik mittels Schweißtest und CFTR-Genetik zu keiner eindeutigen Diagnose führt. CFSPID-Kinder können im Lauf des Lebens eine CF oder eine CFTR-assoziierte Erkrankung entwickeln oder klinisch asymptomatisch bleiben. Man spricht von einer CFTR-assoziierten Erkrankung, wenn CFTR-Dysfunktion bei Patienten mit Bronchiektasen oder Pankreatitis nachgewiesen wird, aber die diagnostischen Kriterien für das Vorliegen einer Mukoviszidose nicht erfüllt sind. Zur weiteren Diagnostik und Management sollen sich CFSPID-Kinder daher in den ersten sechs Lebensjahren regelmäßig an einem CF-Zentrum vorstellen.
Die heutige Behandlung der CF in den ersten Lebensjahren zielt darauf ab, die krankheitstypischen Komplikationen so weit wie möglich zu verhüten. Eltern und ihre CF-Kinder werden kontinuierlich in den Bausteinen der komplexen Therapie fortgebildet (Pankreasenzymersatztherapie, Vitaminsupplementation, Ernährung, Atemphysiotherapie, Inhalationen, Impfungen, Antiinfektiva, CFTR-Modulatoren). Mukusobstruktion, Inflammation und Dysbiose des Mikrobioms führen auch bei klinisch asymptomatischen CF-Kindern zum Umbau der Lunge. Die engmaschige Kontrolle des pulmonalen Befalls mittels mikrobiologischer Untersuchung respiratorischer Sekrete (tiefer Hustenabstrich oder induziertes Sputum), Lungenfunktionsprüfung (Multiple Breath Washout, Spirometrie) und Bildgebung (Niedrigst-Dosis-Computertomographie oder besser strahlungs- und kontrastmittelfreie Magnetresonanztomographie) sind dabei von zentraler Bedeutung für das heutige Management der CF, um den Kindern mit CF in den ersten zehn Jahren ein weitgehend normales Leben zu ermöglichen.